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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Kenner, Friedrich von: Das römische Bad und Mosaikbild im Chiemseehofe zu Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0068
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Dr. Fr. Kenner.

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zu ertheilen die Güte hatte. Auf diesen Belehrungen und seinen Berichten an die k. k. Central-
Commission beruht die nachfolgende Darstellung der Thatsachen des Fundes. Die beiliegende
Tafel und die Holzschnitte Fig. 2 bis 6 sind nach seinen Zeichnungen, der Holzschnitt Fig. 1
nach der Zeichnung von Herrn Schlierholz angefertigt.


1. (Die Fundstelle.) Schon früherhin kamen in der Umgebung des Chiemseehofes Römer-
spuren vor; so etwa 40 bis 50 Schritte gegen Osten im Garten des jetzigen Militärspitales, wo die
schon im XH. Jahrhundert vorhandene Spitalkirche zu St. Laurenz und St. Magdalena stand; die
hier in dem zweiten Decennium unseres Jahrhunderts gemachten Funde wurden übrigens nicht be-
achtet. Bei Canalisirungsarbeiten in der Kaigasse, etwa 140 Schritte von unserer Fundstelle ent-
fernt, fand man Terracotten und 160 Schritte davon bei Abtragung der St. Nicolauskirche (jetzt
das Laschenskische Haus) Bruchstücke von marmornen Gesimsen. Alle diese Funde scheinen
übrigens mit dem neuesten im Chiemseehofe nicht in Verbindung zu stehen.
Die Fundstelle des letzteren liegt
im Hofraum, der südlich von dem
jetzigen Landschaftsgebäude, nördlich
von dem einstigen Dienstbotengebäude
und dem Getreidekasten des Chiem-
seehofes begrenzt ist. Die Aufgrabun-
gen geschahen vorzüglich im nördli-
chen Theile; der Hof ist hier tiefer
gelegen als gegen Süden. Auch die
Hauptpassage durch den Hof, die von
dem Haupteingange im Westen zu
dem Tliore gegen die Kumpfmühl-
gasse im Osten führt, läuft quer über
die Fundstelle. Unter dem Niveau des
jetzigen Bodens streicht in derselben
Richtung und fast hart unter der
Hauptpassage eine Grundmauer, die
etwa 200 Jahre alt ist (vgl. Fig. 2,
bb); man hat sie in der rücksichts-
losesten Weise mitten durch die römi-
sche Bauanlage und durch den Mosaik-
boden gezogen, auf welche man damals gestossen sein muss, und von dem dadurch seiner ganzen
Ausdehnung nach ein Streifen von 5' Breite zerstört wurde h Nicht minder litten die Reste der
alten Bauanlage durch Röhrenlegungen, wohl für eine im XV. Jahrhundert im Chiemseehofe er-
richtete Badeanstalt2; man fand die vermorschten Holzröhren, sowie die eisernen Brunnenbüch-
sen an verschiedenen Stellen unter dem Estrich und unter Theilen von Mosaiken (vgl. Fig. 2 a),
die zum Zwecke ihrer Anbringung aufgerissen werden mussten. Noch mehr muss der Hof im süd-
lichen Theile durchwühlt worden sein, da sich in demselben nur wenige Spuren von Estrich und

-u-

1 Die Mauer selbst ist 2' breit; zu beiden Seiten von ihr warf man einen l* 1/2' breiten Graben aus , so dass die
Zerstörung auf 5' Breite sieh aus dehnt.
2 Nach einer gefälligen Mittheilung des Herrn Correspondenten Petzolt fand das Mitglied der Gesellschaft für die Landes-
kunde von Salzburg, k. k. Hauptmann Herr Eiedl einen auf diese Badeanstalt bezüglichen Act auf; in nächster Nähe des
Chiemseehofes, in der Pfeiffergasse, findet man in den Kellern noch die Spuren von mittelalteidichen Bädern.
 
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