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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Kenner, Friedrich von: Das römische Bad und Mosaikbild im Chiemseehofe zu Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0084
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Dr. Fr. Kenner. Das römische Bad und Mosaikbild im Chiemseehofe zu Salzburg.

nicht nur römische Bildung das Übergewicht im norischen Lande erreicht, sondern auch so viel
Reichthum im Orte sich gesammelt hat, dass ein vermöglicher Mann mit dem Behagen, wie man
es in südlichen Städten kannte, sich einzurichten im Stande war.
Da der zu den Mosaikstiften verwendete Marmor aus der Umgebung von Salzburg bezogen
ist, also die Arbeit an dem Boden und folgerichtig an dem Gebäude selbst durch einheimische
Arbeiter besorgt wurde, so muss eine höhere Stufe gewerblicher Ausbildung zur Zeit des Baues
in unserer Stadt schon erreicht gewesen sein.
Eine so hohe Stufe des Reichthums und der Gewerbe kann man aber für die mittleren
Donauländer vor den Markomannenkriegen nicht leicht annehmen. Erst in Folge derselben, namentlich
in Folge der Regierung des Kaisers Septimius Severus (193—211) hat Pannonien und das be-
nachbarte Noricum einen grossem Aufschwung genommen, eine Thatsache die näher zu erörtern
hier nicht der Platz ist, die aber aus einer Vergleichung der archäologischen Funde, zumal der
Inschriften deutlich hervorgeht. Speciell für Juvavum und für das norische Uferland soll hier nur
darauf hingewiesen werden, dass in diesem Lande das römische Leben eine grössere Regsamkeit
erst seit jener Zeit erkennen lässt, seit es in engere militärische Beziehung zu dem Nachbarlande
Pannonien kam. Dies war eben zu Ende des II. Jahrhunderts der Fall. Bis dahin wurde das
Land als eine Krondomäne und als eine ruhige Provinz von einem Procurator verwaltet, der
auch den militärischen Oberbefehl führte. Schon dies ist ein Zeichen dafür, dass man die militäri-
sche Bedeutung des Landes nicht für hoch anschlug; auch fehlten ihm eigene stehende Truppen-
körper. Die Verwaltung scheint, so weit sie nicht die Einkünfte des Kronschatzes betraf, keine
allzu straffe gewesen zu sein, so dass die einheimische Cultur der römischen länger und leichter
Widerstand leisten konnte. Dies änderte sich, als die Barbareneinfälle sich mehrten, namentlich
seit den Markomannenkriegen, in welchen es einmal sogar vorkam, dass eine grössere Menge von
germanischen Stämmen durch Noricum und Rhätien vorrückte, während die kaiserliche Armee an
der Donau zwischen dem Kahlenberg und Ofnergebirge gegen die Hauptmacht des Feindes
operirte. Es entstand die Gefahr, sowohl, dass die letztere in der linken Flanke überrascht, als
auch dass Italien selbst vom Feinde überfallen würde, während es von Truppen entblösst war.
Darum wurde späterhin das norische Uferland unter den Oberbefehl der pannonischen Legaten
gestellt; einer derselben führte seit den Markomannenkriegen das Commando daselbst; zugleich
erhielt dieses Land eine, wenn nicht zwei Legionen als ständige Besatzung.
Damit nimmt das militärische Leben und eben so vermöge der gesteigerten Sicherheit Handel
und Verkehr auch in diesem Lande einen neuen Aufschwung. Befestigungen und Strassen
werden nach einem bestimmten Systeme neu angelegt oder restaurirt und vermehrt, und wie
überall so bilden sie auch hier die Grundlage einer grösseren Regsamkeit im öffentlichen Leben,
einer nachdrücklichen Verschmelzung der römischen mit der einheimischen Cultur zu einer
frisch und kräftig aufstrebenden Mischbildung, welche im Laufe des III. und IV. Jahrhunderts
ihre Blüthe erreicht.
Dieser Zeit mögen auch die Gebäude mit den Mosaiken, welche man in Salzburg schon
früher gefunden hat, und jenes angehören, von dem unsere Badeanlage einen Theil bildete. Die
Verhältnisse des norischen Uferlandes im allgemeinen, die artistischen Kriterien, welche die Anlage
und das Mosaikbild gewähren, weisen indirect darauf hin, dass unsere Anlage nicht früher als um
die Mitte, höchstens zu Anfang des III. Jahrhunderts entstanden ist.
 
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