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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 13.1868

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Kleinere Beiträge und Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25926#0228
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II

Die Kirchenbücher gehen erst vom Jahre 1685
weitere Nachrichten; daher sich die historischen Daten
nur auf ein Paar Urkunden beschränken und man die
Erbauungs- und Umbauungszeiten blos aus den archi-
tektonischen Formen nachweisen kann.
Von romanischen oder frühgothischen Formen,
welche sich vor oder auf die Zeit 1330 beziehen, ist
gegenwärtig nichts vorhanden, wohl aber sind mehrere
Bauperioden, welche alle dem XV. und späteren Jahr-
hunderten angehören, deutlich zu unterscheiden, und
der Gang dieser Baulichkeiten lässt sich ziemlich sicher
angeben.
Gegenwärtig ist
die Kirche, wie es aus
dem Grundrisse (Fig. 1)
ersichtlich ist, dreischif-
tig mit ungleichen Brei-
ten. Das etwas weitere
Mittelschiff misst 16' 7",
das südliche Seitenschiff
15' 4i/2" und das nörd-
liche 13' 8".
Die ganze Länge
der Schiffe beträgt 48'
9".
Sechs Pfeiler (Fig. 2)
tragen die Scheidebö-
gen , welche zwar im
Profil verschieden, aber
in der Höhe so ziemlich
gleich sind, so dass
man die Kirche zu den
Hallenkirchen zählen
könnte, nur ist sie zu
niedrig. Mit dem Begriffe
Hallenkirche verbindet
man nebst der gleich-
zeitigen Anlage unwill-
kührlich jenen eines
hohen luftigen Baumes,
was hier nicht der Fall
ist, denn die Höhe des
Mittelschiffes bis zum
Gewölbscheitel beträgt
nur 25' 9".
Der Chor (Presby-
terium) springt gerad-
linig geschlossen vor
das Mittelschiff, jedoch
fällt die rundbogig ge-
schlossene Porta triumphalis nicht in die Verlängerung
des Mittelschiffes, sondern ist in das linksseitige Sei-
tenschiff gerückt, welche Unregelmässigkeit eben keinen
guten Eindruck macht. Das rechtsseitige Seitenschiff
ist polygon abgeschlossen, während das linksseitige
den Thurm aufnimmt.
Der Orgel-Chor wölbt sich durch die ganze Breite
der Kirche und wird durch drei Bögen, welche sich
an die Joche anlehnen, gebildet. Zu demselben führt
eine schmale Wendeltreppe von innen, welche in den
für das Portal bestimmten Ausbau eingreift. Eine kleine
spitzbogig geschlossene Thür, kaum 6' 6" hoch, führt
von der Westseite in das Mittelschiff; den Haupteingang
bildet das grössere Portal am südlichen Seitenschiff.

Fünf spitzbogige Masswerksfenster an der Südseite
und zwei an der Nordseite beleuchten den Kirchenraum.
Im Chor ist das rückseitige Masswerksfenster vermauert
und durch den grossen unschönen Altarkasten verdeckt;
ein der neueren Zeit angehöriges Fenster dient direct
zur Beleuchtung des Chores. Unter dem Orgelchor ist
ein kleines Masswerkfenster an der Südseite neben
dem Portale angebracht.
Fünf Strebepfeiler, stark vorspringend, oben mit
Giebelabschluss, stützen die südliche Mauer; an der
Nordseite sind nur zwei Pfeiler von auffallend kleinen
Dimensionen angebracht, und zwar beide unter einem
Winkel von 45° abgeschrägt (Fig. 3). Die Giebelmauern
sind ohne alle Durchbildung einfach in Bruchstein aus-
geführt, und an den Giebelseiten stehen gäh abfallende
Schöpfe. Ein sehr steiles Schindeldach deckt die drei
Kirchenschiffe.
Der Thurm von
viereckiger Grund-
form steht wie früher
bemerkt in dem nörd-
lichen Seitenschiffe,
erhebt sich geradlinig
bis zum Dachsimse,
und hat von der ersten
Etage an eine oblonge
Form. Lang gezogene
Fensterlucken be-
leuchten spärlich den
Innenraum, in der
obersten Etage sind
jedoch vier grosse
Schallfenster ange-
bracht, von welchen
das südliche und
nördliche noch alt
sind, was aus dem ab-
gefacten Spitzbogen
ersichtlich ist, der
noch die Masswerks-
bildung zeigt. Der öst-
liche glatte Fenster-
spitzbogen ist aus
neuerer Zeit, und
sowie der westliche
aus Ziegeln herge-
stellt worden.
Das Schindel-
dach des Thurmes
hat jene Zeitform ,
welche häufig im Mürzthale, auch sonst in Süddeutsch-
land an alten Kirchthürmen gefunden wird; an den
oberen Ecken sind verzierte Knäufe aus Blei ange-
bracht.
Dass diese Kirche erst nach und nach durch Zn-
und Umbauten entstanden ist, zeigt der erste Blick,
desshalb ist es lohnend, das Entstehen derselben nach-
zuweisen, was man ziemlich genau zu thun im Stande
ist, da Anhaltspunkte genug vorhanden sind.
Der älteste Theil des ganzen Baues dürfte unzwei-
felhaft der Thurm sein, aber gewiss war derselbe
keineswegs ursprünglich der Kirchthurm, sondern als
solcher wurde er erst bei der zweiten Vergrösserung
der Kirche in den Bau einbezogen.
 
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