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BSte&muetet
eins werden, und dann wird Corot eine nie gehörte Sprache reden. Der Erfolg auf der
Ausstellung ging zu den beiden andern Bildern, der bereits erwähnten „Flucht nach Ägyp-
ten“ und dem „Petit Berger“, den wir in einem andern Zusammenhang betrachten wollen.
Es liegt mir daran, vorher den Archaismus nach Möglichkeit zu liquidieren. Wollte man
alle gleichzeitig auftretenden Tendenzen Corots zeigen, wie sie kamen, fände sich nie-
mand in dem Durcheinander zurecht. 1841 stellt er neben einer neapolitanischen Szene
den „Demokrit“ aus, einen mit Felsen ausgestatteten Wald. Ein antiker Weiser, der auch
ein Mönch sein könnte, ergeht sich nachdenklich, und vorn kauert eine andere Gestalt
über einem Buche, und das Ganze handelt, so sagte der Titel, von der Fabel des La Fon-
taine „Democrite et les Abderitains“ (R376). Also haben wir in dem Weisen den Hippo-
krates zu erblicken und in dem Mann im Grase Demokrit, den Propheten, der nichts in
seinem Lande gilt. Das Thema war genügend ausgeklügelt. Während des Malens scheint
Corot es vergessen zu haben, falls es ihm nicht etwa erst hinterher eingefallen sein sollte,
denn in dem Bilde ist der pompöse Felsen der Held, und die beiden Philosophen könnten
ebensogut fehlen. Die starken Gegensätze zwischen hell und dunkel und diesen breitge-
strichenen Felsen hätte kein Bertin gewagt, auch nicht diese Einfalt in der Behandlung der
Figuren. Hält man sich an die „Hagar“, ist der Fortschritt deutlich. Ein Maler sucht sich
in einem ihm aufgedrungenen Lokal einzurichten. Das Verfahren der Akademiker wird
von einem Autodidakten angewendet, dem der Mangel an Routine hilft. Man nannte die
Vorzüge des Bildes Ungeschick und fand sie je nach der Fähigkeit der Kritiker mehr oder
weniger verzeihlich. Pelletan sprach von der Bonhomie in der Ausführung. Wir haben
heute für solche Fortschritte keine Geduld. Nicht die „Hagar“ gab das Niveau des An-
fängers sondern das Forum und das Kolosseum und der Brunnen auf dem Pincio.
Sobald Corot wieder auf die Wanderschaft geht, gewinnt er die volle Freiheit zurück.
Im Sommer 1841 entstehen die frohlockenden Ansichten von Rosny, die sein Freund
Robert dem Louvre vermacht hat (XXIV), wohl auch die Bilder von Nie vre. Das schön-
ste, der Hügel mit Kirche und Dorf, vorn die Bauern mit dem Schwein, hängt in der
Sammlung Moreau (XXX). Jedes dieser Bilder, auch das geringste, überzeugt unverhält-
nismäßig stärker als die besten der andern Art. Mit der Realität bleibt immer die Lust
Corots verbunden. In einem Zug wird die Begebenheit hingeschrieben. Wir empfangen
sie, wie er sie sah. Was sah er bei den Salon-Bildern? Liier ging nichts von selbst. Er
rückte, kombinierte, kompilierte und quälte sich. Wir wissen, es war anfangs auch vor
der Natur nicht von selbst gegangen, und er hatte manchmal viele Tage für eine winzige
Ansicht Roms gebraucht, und wir wissen es aus seinen unzufriedenen Briefen an Osmond.
Auch wenn einer den Pinsel Corots besitzt, sieht er die Dinge immer schöner, als man
BSte&muetet
eins werden, und dann wird Corot eine nie gehörte Sprache reden. Der Erfolg auf der
Ausstellung ging zu den beiden andern Bildern, der bereits erwähnten „Flucht nach Ägyp-
ten“ und dem „Petit Berger“, den wir in einem andern Zusammenhang betrachten wollen.
Es liegt mir daran, vorher den Archaismus nach Möglichkeit zu liquidieren. Wollte man
alle gleichzeitig auftretenden Tendenzen Corots zeigen, wie sie kamen, fände sich nie-
mand in dem Durcheinander zurecht. 1841 stellt er neben einer neapolitanischen Szene
den „Demokrit“ aus, einen mit Felsen ausgestatteten Wald. Ein antiker Weiser, der auch
ein Mönch sein könnte, ergeht sich nachdenklich, und vorn kauert eine andere Gestalt
über einem Buche, und das Ganze handelt, so sagte der Titel, von der Fabel des La Fon-
taine „Democrite et les Abderitains“ (R376). Also haben wir in dem Weisen den Hippo-
krates zu erblicken und in dem Mann im Grase Demokrit, den Propheten, der nichts in
seinem Lande gilt. Das Thema war genügend ausgeklügelt. Während des Malens scheint
Corot es vergessen zu haben, falls es ihm nicht etwa erst hinterher eingefallen sein sollte,
denn in dem Bilde ist der pompöse Felsen der Held, und die beiden Philosophen könnten
ebensogut fehlen. Die starken Gegensätze zwischen hell und dunkel und diesen breitge-
strichenen Felsen hätte kein Bertin gewagt, auch nicht diese Einfalt in der Behandlung der
Figuren. Hält man sich an die „Hagar“, ist der Fortschritt deutlich. Ein Maler sucht sich
in einem ihm aufgedrungenen Lokal einzurichten. Das Verfahren der Akademiker wird
von einem Autodidakten angewendet, dem der Mangel an Routine hilft. Man nannte die
Vorzüge des Bildes Ungeschick und fand sie je nach der Fähigkeit der Kritiker mehr oder
weniger verzeihlich. Pelletan sprach von der Bonhomie in der Ausführung. Wir haben
heute für solche Fortschritte keine Geduld. Nicht die „Hagar“ gab das Niveau des An-
fängers sondern das Forum und das Kolosseum und der Brunnen auf dem Pincio.
Sobald Corot wieder auf die Wanderschaft geht, gewinnt er die volle Freiheit zurück.
Im Sommer 1841 entstehen die frohlockenden Ansichten von Rosny, die sein Freund
Robert dem Louvre vermacht hat (XXIV), wohl auch die Bilder von Nie vre. Das schön-
ste, der Hügel mit Kirche und Dorf, vorn die Bauern mit dem Schwein, hängt in der
Sammlung Moreau (XXX). Jedes dieser Bilder, auch das geringste, überzeugt unverhält-
nismäßig stärker als die besten der andern Art. Mit der Realität bleibt immer die Lust
Corots verbunden. In einem Zug wird die Begebenheit hingeschrieben. Wir empfangen
sie, wie er sie sah. Was sah er bei den Salon-Bildern? Liier ging nichts von selbst. Er
rückte, kombinierte, kompilierte und quälte sich. Wir wissen, es war anfangs auch vor
der Natur nicht von selbst gegangen, und er hatte manchmal viele Tage für eine winzige
Ansicht Roms gebraucht, und wir wissen es aus seinen unzufriedenen Briefen an Osmond.
Auch wenn einer den Pinsel Corots besitzt, sieht er die Dinge immer schöner, als man