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S. Maria presso S. Satiro. Kirchenraum.

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thatsächlich ein schmaler Bogen mit sich scharf senkender Scheitellinie ist, der Eindruck
stattlicher Tiefe erreicht. Dazu trägt freilich auch die Vierungskuppel selbst bei, deren
wirkliche Raumgröfse man unwillkürlich auch auf die vermeintliche Chorwölbung überträgt,
wie ja auch deren Cassetten diejenigen der Vierungskuppel unmittelbar fortsetzen: das
Ganze zum ersten Male gleichsam eine „Malerei mit Bauformen“, wie sie im Barockstil
den Ton angeben sollte.
Diesem inneren Scheinchor, dessen Rückwand — den Mauern des Seitenschiffes
analog — drei flache Nischen zeigt, entspricht aufsen, an der Front nach der Via del
Falcone, das zwischen die Eckpfeiler des Vierungsraumes eingeschobene Mittelrisalit:
eine Backsteinwand mit kräftigem Giebel, durch flache, an den Ecken verdoppelte Wand-
pilaster und Blenden in Felder gegliedert. Obschon späteres Einschiebsel, hat dieses


Abb. 52. Mailand. S. Satiro.
Langhaus mit Blick auf den perspectivischen „Scheinchor“.

Mittelstück die Front stattlich bereichert. Auch seine decorativen Details sind geschickt
gewählt, wobei jedoch die Zeichnung des Gebälkes eine wesentlich andere ist als am
Vierungskörper.
Mit Bramantes sicherem Hauptwerk auf decorativem Gebiet, mit der Sacristei, hat
dieser Fronttheil natürlich nur wenige Vergleichungspunkte. Eher bietet solche die Innen-
decoration des Querhauses, sowohl in den Halbkreisnischen, die auch hier oben durch
Muscheln umschlossen1) und durch Flechtband-Archivolten umrahmt sind, wie an den Stucco-
friesen der Arcadenpfeiler und des Hauptgebälkes2) und an den Pilastercapitälen.3) Die
1) Diese Muscheln weichen von denen der Sacristei-Nischen durch die mehrfache Aufrollung
des unteren Theiles ab.
2) Der Fries des Hauptgebälkes zeigt Medaillonköpfe zwischen je zwei Greifen. Die Arcaden-
pfeiler haben hier einen Fries von symmetrischem Rankenwerk, während sie am Scheinchor auch an
dieser Stelle Sirenen, Seepferde und kleine Medaillonköpfe aufweisen. Der Chor enthält vor der Mitte
der Rückwand jetzt einen modernen Altar und ist neuerdings überhaupt gänzlich renovirt worden.
Auch im Kircheninneren sind alle Details stark übermalt-
3) Die Capitäle der grofsen Vierungspfeiler stammen aus viel späterer Zeit, falls sie nicht
überhaupt modern sind.

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