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Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 2.1911

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Kühnel, Ernst: Der arabische Globus im mathematisch-physikalischen Salon zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.63187#0030
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16 MITTEILUNGEN A. D. S. KUNSTSAMMLUNGEN 1911


DER ARABISCHE GLOBUS
IM MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN SALON ZU DRESDEN
Mathematik und Astronomie spielten im Geistesleben der islami-
schen Völker von jeher eine bedeutende Rolle. An die Antike an-
knüpfend, nahmen sie etwa seit dem 8. Jahrhundert n. Chr. einen
lebhaften Aufschwung, um den sich besonders einige abbassidische
Kalifen verdient machten, und erreichten in Bagdad und an den klei-
neren persischen Fürstenhöfen im 10. und 11. Jahrhundert ihre erste
große Blüte, der dann im 13. Jahrhundert eine zweite folgte, die im
wesentlichen mit dem Namen des Mongolenfürsten Hulagu verknüpft
ist. Dieser gründete bald nach der Einnahme der Kalifenresidenz im
Jahre 657 d. H. (1259 n. Chr.) in Merägha in Persien eine große Stern-
warte, die er unter einem riesigen Kostenaufwande mit einer vorzüg-
lichen Bibliothek und vielen Beobachtungsinstrumenten versah.
Der Spiritus rector dieses Unternehmens war Nagir ed-din von Tüs
(1201 1274), eine der großen Leuchten der Naturwissenschaften des
Islam und dessen hervorragendste Autorität auf dem Gebiete der Tri-
gonometrie. Ihm verdanken wir, abgesehen von vielen astronomisch-
mathematischen Abhandlungen und Bearbeitungen griechischer Autoren1),
die Herausgabe der sog. „Ilkhänischen Tafeln“, die das wertvollste
Ergebnis der Beobachtungen von Merägha bildeten. Wir kennen die
Namen von mehreren Gelehrten, die früher an anderen Orten tätig
gewesen waren und nun von Naqir ed-din als Mitarbeiter herangezogen
wurden; als seine beiden Assistenten nennt der Geograph Abulfeda
den Marokkaner Mohji ed-din, von dem uns einige astronomische
Schriften erhalten sind, und den Damaszener Muyid (oder Muwayed)
ed-din el-‘Ordhi. Den letzteren glaubte Jourdain2) als den Verfasser
einer Abhandlung (Ms. ar. no. 1157 der Bibliothöque Nationale) fest-
stellen zu können, in der eine Anzahl älterer und neuerer Instrumente
beschrieben wird, die der Autor, wie er selbst sagt, „vor und nach
dem Jahre 660 d. H. (1262 n. Chr.) unter der Direktion des berühm-
ten Nacir ed-din für das Observatorium von Merägha verfertigte“. Es
handelt sich um Globen, Quadranten, Astrolabien und Apparate für
’) Vgl. H. Suter, Die Mathematiker und Astronomen der Araber und ihre
Werke. Leipzig 1900. S. 146 f.
2) Jourdain, Memoire sur les Instruments employes ä l’observatoire de
Mdragah. „Magasin Encyplopedique“, t. VI. Paris 1809.
 
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