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Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 2.1911

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Pöppelmanns Bildnis im Stadtmuseum zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.63187#0089
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PÖPPELMANNS BILDNIS

71

PÖPPELMANNS BILDNIS
IM STADTMUSEÜM ZU DRESDEN

Das beistehend abgebildete Miniaturbildnis auf Por-
zellan, von 21/2cm Höhe und 2cm Breite, in silbernem
Medaillon, ging 1894 dem Dresdner Stadtmuseum als Ge-
schenk zu. Es trägt auf der Rückseite von alter Hand
die Inschrift: Ober Land Baumeister Poeppelmann, und
befand sich früher im Besitz einer von diesem abstammen-
den Familie.
Da sonstige Bildnisse Pöppelmanns nicht bekannt sind,
so fehlt es an Mitteln, die Richtigkeit der Bezeichnung
zu prüfen. Kostüm, Alter und Darstellungsweise passen zu der Zeit
um 1710, als der Künstler etwa 50 Jahre alt war. Es ist also auf Grund
der alten Bezeichnung anzunehmen, daß das Bildnis wirklich Pöppelmann
darstellt. Die energisch durchgebildeten, lebendigen Züge deuten auf
einen Mann, dem man die Genialität des Erbauers des Zwingers wohl zu-
trauen möchte. Scharfblickende Augen unter buschigen Brauen sitzen unter
einer hohen Stirn; Nase und Kinn deuten auf kraftvollen Willen, während
die feingeschwungenen, beweglichen Lippen Beredsamkeit verraten.
Eine solche Persönlichkeit mochte geeignet sein, das Vertrauen Augusts
des Starken zu gewinnen und ihm die weitausschauenden Pläne zur
baulichen Verschönerung Dresdens als durchführbar erscheinen zu lassen.
Zum ersten Male wurde dieses Bildnis in dem vom Verein für
Geschichte Dresdens herausgegebenen Werk „Bildnisse hervorragender
Dresdner aus fünf Jahrhunderten“, erste Reihe, 1908, veröffentlicht.
G. Beutel macht darin die folgenden Angaben über den Künstler.
Matthäus Daniel Pöppelmann wurde 1662 in Herford in Westfalen ge-
boren; 1691 treffen wir ihn bereits im kurfürstlichen Oberbauamt in
Dresden; nach dem großen Schloßbrande von 1701 fertigte er ver-
schiedene Entwürfe zu einem neuen weiträumigen und prächtigen
Schloßbau, zu dessen Ausführung es jedoch nicht kam. Dagegen konnte
er 1711—22 den Vorhof dafür, den Zwinger, bis auf die nach dem
Theaterplatz zu gewendete Seite vollenden. Von ihm stammen noch
das Taschenbergpalais, das Japanische Palais, das 1849 abgebrannte
Opernhaus, das Wasserpalais in Pillnitz und das Schloß in Großsedlitz, bei
welchen Bauten jedoch auch noch andere Baumeister mitwirkten; endlich
der Plan der Dreikönigskirche. 1705 war er Landbaumeister, 1718 Ober-
landbaumeister geworden. 1736 starb er nach langwieriger Krankheit.

Miniatur. Dresdner
Stadtmuseum
 
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