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Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 2.1911

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Singer, Hans Wolfgang: Die Farbenkupferstiche le blons im dresdner Kupferstichkabinett
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https://doi.org/10.11588/diglit.63187#0100
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82

MITTEILUNGEN A. D. S. KUNSTSAMMLUNGEN 1911

DIE FARBENKUPFERSTICHE LE BLONS
IM DRESDNER KUPFERSTICHKABINETT
Der Wunsch farbig gedruckte Bilder zu besitzen ist beinahe so alt
wie der Bilderdruck überhaupt. Für die große Masse ist nun
einmal der Begriff „Bild“ eigentlich gleichbedeutend mit buntem
Bild. Man hat sich zuerst damit geholfen, die gedruckten Bilder, d. h.
also die ältesten Holzschnitte und Kupferstiche zu bemalen. Freilich
wurde dadurch das Wesentliche an ihnen, daß es eben mechanisch
hergestellte Vervielfältigungen waren, wieder verwischt: aber sie ent-
sprachen dann doch wenigstens der weitverbreiteten Sehnsucht nach
Farbe, gegenüber dem einfachen Schwarz und Weiß, das der Druck
an sich hergibt.
Nun gelang es auch bald, wenigstens auf einem Gebiet, auf dem
des Holzschnitts, den Farbendruck zu erreichen. Schon im 15. Jahr-
hundert gibt es einzelne Holzschnitte, die wenigsten in zwei Farben
— rot und schwarz — gedruckt sind. Im ersten Viertel des 16. Jahr-
hunderts entstehen auch vielfarbige Holzschnitte, die wohl nicht Öl-
bildern, aber doch Aquarellen und Buntstiftzeichnungen mehr oder
minder nahekommen.
Beim Kupferstich dagegen erwies sich die Frage des Farbendrucks
als eine ungleich schwierigere. Das kommt daher, weil das Einreiben
der Kupferplatte mit Druckerschwärze (oder Druckfarbe) eine viel
heiklere Sache ist, — beim Holzschnitt braucht man nur ein paar Mal mit
der Farbwalze über den Stock hin und her zu streichen. Sodann weil man
beim Kupferdruck das Papier anfeuchten muß, und es sich danach un-
gleich ausdehnt und zusammenzieht. Die Farben müssen aber nach-
einander auf das Papier gedruckt werden, und es ist klar, daß es schwer
ist, sie genau auf die richtigen Stellen zu bringen, sie genau zu
„registrieren“, wie man es nennt, wenn sich das Papier nach dem
einen Druck so, nach dem andern so ausdehnt.
Entsprechend den Schwierigkeiten treten Versuche des Farben-
drucks im Kupferstich erst viel später auf als im Holzschnitt, und
bleiben überhaupt viel vereinzelter. Alle derartigen Experimente, alle
die mehr oder minder glücklichen Lösungen beanspruchen daher ein
ganz besonderes Interesse, und so kann man sagen, daß die Sammlung
von Farbenkupferstichen des Jakob Christoffel Le Blon, der eigentlich
der erste war, dem ein wirklicher Farbendruck im Kupferstich gelang
— trotz seines französischen Namens war er ein Deutscher und seine
frühesten Arbeiten fallen in das Jahr 1704 —, zweifellos zu dem wert-
vollsten Besitz des Dresdner Kupferstichkabinetts gehört. Mit seinen
 
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