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Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 2.1911

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Zimmermann, Ernst: Die Anfänge der Blaumalerei im Meissner Porzelan
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https://doi.org/10.11588/diglit.63187#0090
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MITTEILUNGEN A. D. S. KUNSTSAMMLUNGEN 1911

DIE ANFÄNGE DER BLAUMALEREI
IM MEISSNER PORZELLAN
Das erste chinesische Porzellan, das in größeren Mengen seit dem
17. Jahrhundert nach Europa dank der Auffindung des Seeweges
nach Ostindien gelangte, war ganz ausschließlich jenes mit kobaltblauer
Unterglasurfarbe bemalte, das seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts
d. h. seit dem Aufkommen der Mingdynastie auch in China das vor-
herschende geworden war. Es ist auch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts
das Hauptexportporzellan Chinas und Japans geblieben. So ist es kein
Wunder, daß Blaumalerei und Porzellan damals unzertrennbare Be-
griffe waren, und alle, die in diesen Zeiten zuerst das chinesische
Porzellan nachzubilden versuchten, so im 16. Jahrhundert in Florenz
durch das sogenannte Mediciporzellan, dann im 17. Jahrhundert in
Rouen und St. Cloud, ihre Erzeugnisse von Anfang an mit gleicher
Malerei versahen. Aus diesem Grunde stand es auch, als Böttger im
Jahre 1709 endlich die Erfindung des Meißner Porzellans vollendete,
von Anfang an fest, daß nun auch die auf dasselbe anwendbare
blaue Unterglasurmalerei aufgefunden werden müßte: die Nacherfindung
des chinesischen Porzellans hätte sonst kaum als ganz vollendet, das
neue Porzellan kaum als konkurrenzfähig neben dem bisherigen gegolten.
Hat sich doch damals selbst der König August der Starke von Polen,
für den Böttger das Porzellan erfunden hatte, so sehr für diese Sache
interessiert, daß er für ihre Erfindung eine Prämie von nicht weniger
als tausend Talern aussetzte.
Wie Böttger, der Erfinder des Meißner Porzellans, sich nun in
dieser Angelegenheit verhalten, habe ich bereits in meinem Werk über
die Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans ausführlich dar-
gelegt1). Ich brauche daher hier nur kurz zu wiederholen, daß Böttger
von Anfang an die Erzielung dieser Farbe in sichere Aussicht ge-
stellt, daß er sich auch eine Zeitlang mit derselben redlich abgemüht
hat, daß er aber schließlich in den wenigen Jahren, die ihm nach der
Erfindung des Porzellans noch vergönnt waren, damit nicht zustande
kam. Drei kleine Schälchen der Dresdner Porzellansammlung, die sich
durch ihre Numerierung und die Beifügung von Buchstaben bei den
einzelnen Farbaufträgen deutlich als Versuchsstücke erweisen, sind
9 E. Zimmermann, Die Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans.
Berlin 1908. S. 168 ff.
 
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