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Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 2.1911

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Schubert-Soldern, Fortunat von: Die Kupferstichsammlung König Friedrich August II.: ihre Entstehung und Entwicklung
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https://doi.org/10.11588/diglit.63187#0107
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DIE KUPFERSTICHSAMMLUNG KÖNIG FRIEDRICH AUGUST II.

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DIE KUPFERSTICHSAMMLUNG KÖNIG FRIEDRICH AUGUST II.
IHRE ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG.
Jede Kunstsammlung bildet gleichsam eine Persönlichkeit für sich,
welche die Zeit, in der sie entstand, mit allen in ihr herrschenden
Kulturströmungen widerspiegelt und Zeugnis von der Geschmacks-
richtung und dem künstlerischen Streben ihrer Schöpfer ablegt.
In großen öffentlichen Museen wird dieser in sich geschlossene
Charakter durch fortgesetzte Neuerwerbungen naturgemäß allmählich
verwischt werden, abgeschlossene Sammlungen hingegen werden sich
auf lange Zeiträume hin ihr künstlerisches Gepräge bewahren können,
das am deutlichsten dort hervortreten wird, wo solche Sammlungen
ihre Entstehung einer einzelnen Persönlichkeit mit ausgeprägten künst-
lerischen Neigungen und Zielen verdanken.
Eines der wichtigsten und bedeutendsten persönlichen Denkmäler
auf diesem Gebiet bildet die Kupferstichsammlung des 1854 so plötz-
lich aus dem Leben geschiedenen Königs Friedrich August II. Nach
seinem Tode erfuhr sie nur unbeträchtliche Vermehrungen und so
bildet sie ein in sich geschlossenes Ganzes, ein Werk persönlichen
Geschmacks und persönlicher Kunstliebe, wie deren Europa nur wenige
aufzuweisen hat. Mit einem Bestände von rund 110000 Blättern und
2000 illustrierten Werken mit rund 2600 Bänden steht sie, was die
Blattzahl betrifft, wohl erst an sechster oder siebenter Stelle unter den
deutschen Kupferstichsammlungen, kann sich aber, was den Wert ihrer
Bestände betrifft, mit den bedeutendsten Kabinetten Europas messen.
Leider sind fast alle schriftlichen Nachrichten, die sich auf die Ent-
stehung und das Wachsen der Sammlung beziehen, nach dem Tode des
Königs als Makulatur der Vernichtung anheimgefallen, und nur ein kleiner
Rest dieser Akten, der Zeit von 1837 bis 1849 entstammend, blieb uns
erhalten. So können wir uns nur ein ungefähres Bild davon machen,
wie sich die Sammlung allmählich entwickelte; und hier geben uns die
Auktionskataloge, in denen die Ankäufe noch vielfach vermerkt sind,
sowie die Monographie Frenzeis die wichtigsten Anhaltspunkte.
Das Interesse des kunstliebenden Prinzen wendete sich nach
Frenzei anfänglich den Meisterblättern der französischen Schule des
17. und 18. Jahrhunderts zu, die dem angehenden Sammler den Kupfer-
stich, insbesondere das gestochene Bildnis, auf der höchsten Höhe
seiner technischen Vollendung zeigten. Mit einigen hervorragenden Arbei-
ten Robert Nanteuils, Gerhard Edelincks, Georg Willes, G. F. Schmidts,
sowie Pierre und Claude Drevets wurde der erste Grund zu der spä-
teren Sammlung gelegt, und höchst wahrscheinlich ist es, daß der
Prinz hier durch den Geschmack und die Vorliebe seines Lehrers, des
Hofmalers Johann David Schubert, angeregt wurde, dessen 1824 ver-
 
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