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Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 2.1911

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Engelmann, Max: Das Meisterstück des Nürnberger Uhrmachers Paulus Schuster
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https://doi.org/10.11588/diglit.63187#0048
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MITTEILUNGEN A. D. S. KUNSTSAMMLUNGEN 1911

Chf. g.(naden) M.(einem) G.(nädigsten) H.(errn) zum heyligen Christ
bescheert, Ist in die Kunst Cammer kommen den 30. Decemb. a. (15)90.“
Über den Verfertiger der Uhr kündet das Wesentlichste sein noch vor-
handener Grabstein auf dem Nürnbergerjohannisfriedhof. Der liegende
Stein trägt auf einer Bronzeplatte die Inschrift: „Wann Gott mit seiner
Stund wird kommen, So müssen für In tretten Böß und Frommen.
A. 1634 den 22 Augusty verschid der Ers. Paulus Schuster. Kleiner
Vhrmacher. A. 1637 den 5. April verschid Amaley Schusterin sein
Ehewirtin denen G. g.“ Über der Platte ist in flachem Relief ein
Standührchen von wesentlich einfacheren Formen als denjenigen seines
Meisterstückes angebracht. Am Fuße des dargestellten Ührchens steht:
„gemacht im 1597 Jar“. Da sich diese Jahreszahl schwerlich auf diese
einfache Uhr beziehen soll, ist anzunehmen, daß sich Schuster seinen
Leichenstein bereits zu seinen Lebzeiten anfertigen ließ. Die im städti-
schen Archiv zu Nürnberg aufbewahrten Gerichtsbücher der ehemaligen
Reichsstadt Nürnberg (sog. libri litterarum) berichten noch, daß sich der
Bürger und Kleinuhrmacher Paulus Schuster am 2. November 1603
ein Haus „hinter dem Bergauer“, jetzt oberer Bergauerplatz, kaufte
und 1620 noch dort saß (1. 1. 115,84, 122,18b und 133,47). Das Meister-
stück Schusters kam bei der Auflösung der Dresdner Kunstkammer
1728 in das neugegründete „Kabinet der mathematischen und physi-
kalischen Instrumente“ im Zwinger. Vom Jahre 1870—1907 wurde es
im Dresdner Historischen Museum aufbewahrt und im letztgenannten
Jahre nebst einer Anzahl anderer Uhrwerke dem Mathematisch-physi-
kalischen Salon wieder eingeordnet.
Diese 780 mm hohe und 360 mm breite Uhr war jedenfalls be-
stimmt, den Arbeitstisch des Kurfürsten zu zieren. Der Kastenunterbau
enthält eine Schublade mit einer schräg zu stellenden Schreibtafel,
sowie stoffausgeschlagene Kästchen, die vermutlich, außer zur Auf-
bewahrung der Uhrschlüssel, zur Aufnahme von Schreibgerät bestimmt
waren. Damit sich eine bequeme Besichtigung der Uhrangaben auf
den verschiedenen Seiten ermöglichen ließ, ist der ganze Oberbau um
seine Achse drehbar eingerichtet. Ein Federzapfen hält das Werk
nach jeder halben Umdrehung in seiner richtigen Lage fest. Aus dem
Teilbild auf der Tafel ist diese Verdrehungsmöglichkeit zu ersehen.
Reicher Schmuck ist über dieses wahrhaft fürstliche Hausgerät
ausgestreut. Die Abbildungen dürften darüber genügend unterrichten.
Leider können diese Bilder nicht die fein zusammengestimmten Farben
des Originals wiedergeben. Die Feuervergoldung der ganzen Archi-
tektur und des reliefierten Zierates herrscht vor. Gefällig wirkt die
Umrahmung der Plaketten am Unterbau durch das Ebenholzschwarz
des Kastens, dessen obere, mit rotem Samt belegte Fläche einen
weiteren kräftigen Farbton in das Ganze bringt. Das figürliche Bei-
werk und namentlich die vier Flächen der Zeit- und Kalenderangaben
sind von Silber gefertigt. Die freigebliebenen Teile der letzteren
 
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