Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 2.1911

DOI Artikel:
Schubert-Soldern, Fortunat von: Die Kupferstichsammlung König Friedrich August II.: ihre Entstehung und Entwicklung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.63187#0110
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
90

MITTEILUNGEN A. D. S. KUNSTSAMMLUNGEN 1911

Bei Weigel erstand er noch im Jahre 1852 das prachtvolle Werk des
Daniel und Hieronymus Hopfer. Hier vervollständigte er auch das
Rembrandtwerk, ferner erwarb er die wichtigsten Blätter für seine
Holzschnittsammlung und zwei Hauptblätter von Jak. Christ. Le Blon.
In den Anfang der fünfziger Jahre fallen die Erwerbungen aus
den Auktionen Verstolk van Soelen und aus der Sammlung Otto. Bei
der ersteren vermehrte der König besonders seine niederländischen
Radierungen um eine große Anzahl schöner und früher Drucke.
So erwarb er beispielsweise die liegende Kuh beim Baum von Paul
Potter um 150 fl., einen Probedruck des großen Hundes von Hendrik
Goltzius um 120 fl., die drei ruhenden Kühe von Berghem um 790 fl.,
den Dudelsackpfeifer um 650 fl., ferner Rembrandts Verkündigung an
die Hirten um 150 fl., den großen Schreibmeister Coppenol um 370 fl.
Unter den deutschen Meistern erstand er das Holzschnitt- und
Kupferstichwerk des Lucas Cranach bestehend aus 124 Blättern um
400 fl., ferner 120 Blatt aus dem Werke Willes um rund 10000 fl.,
eine den übrigen Ankäufen gegenüber sehr hohe Summe, die dadurch
erklärt wird, daß sich unter diesen Blättern einige Rarissima an frühen
Plattenzuständen befinden.
Eine weitere Vermehrung, die gleichfalls in die letzten Jahre der
Regierung des Königs fällt, bilden die Ankäufe aus der Sammlung Otto.
Noch kurz vor seinem Tode gab er den Auftrag zur Erwerbung einer
größeren Anzahl von Radierungen Dietrichs, eines Meisters, den er
mit besonderem Eifer auf möglichste Vollständigkeit hin sammelte.
Ein plötzlicher Tod setzte seinem unermüdlichen Sammeleifer ein Ziel;
wäre es ihm aber vergönnt gewesen, sein Werk bis zu Ende zu führen,
so stünde die Sammlung jetzt wohl da als eine der ersten Deutsch-
lands, denn bis unmittelbar vor Antritt seiner verhängnisvollen Reise nach
Tirol sehen wir ihn rastlos bestrebt, sie zu vermehren und auszubauen.
Mit welcher Liebe Friedrich August II. an seinem Werke hing,
wie er dessen Erhaltung und dessen Gedeihen noch über seinen Tod
hinaus zu sichern bestrebt war, das zeigen die einschlägigen testa-
mentarischen Bestimmungen. Die Kupferstichsammlung wurde in ein
frei vererbliches Familienfideikommiß in der Weise verwandelt, daß der
Erblasser berechtigt sein sollte, seinen Nachfolger unter den Mitgliedern
der Königlichen Familie zu bestimmen, eine Verfügung, die offenbar
den Zweck hatte, daß die Sammlung nur solchen Mitgliedern des
Königshauses zufallen sollte, die ein lebendiges Interesse für sie hätten.
Auch sollte die Sammlung stets als ein gesondertes Ganzes erhalten
bleiben und der Öffentlichkeit, vor allem jedoch der wissenschaftlichen
Forschung zugänglich bleiben. So steht die Kupferstichsammlung
weiland des Königs Friedrich August da, als ein Denkmal, das schöner
und gewaltiger als alle Denkmäler aus Erz und Stein den kommenden
Geschlechtern den Ruhm ihres Begründers künden wird.
F. v. Schubert-Soldern
 
Annotationen