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Nr. 19.

Münchner kunsttechnische Biätter.

9i

kennen lässt. Das Rot dieser Kirschen ist mit
Sinopia der erwähnten Art mit fast nur homogenen
halbzerfliessenden durchsichtigen Teilen hervor-
gebracht. Ein anderes Fragment zeigt auf grauem
Grunde einen Mädchenkopf. Im Rot der Wangen
fand ich beim Zerdrücken einer Probe ein zusammen-
hängendes Stück Farbe — leberbraunrot, homogen
und durchsichtig, welches sich wie weiches Wachs
ausstreichen liess und dabei Schlieren bildete. Die
ausgestrichene Farbe zeigte bei etwa ioofacher
Vergrösserung eine helle hochrote Farbe und keiner-
lei feste Bestandteile. Sie war feuerbeständig. Ob
solche homogene Ockerfarbe natürlich gefunden
wurde, oder aus dem natürlich gefundenen durch
Schlämmen gewonnen wurde, lässt sich nicht mehr
feststellen. Die oben angeführte Beschreibung des
Dioskorides in liber V, Kap. in, mit welcher diese
Farbe wohl übereinstimmt, gibt an, dass sie ^ge-
reinigt" und dann nach Sinope gebracht wurde.
Danach wäre anzunehmen, dass die hochrote
homogene (in grösseren Stücken leberfarbige!)
durchscheinende Sinopia die vornehmste der drei
von Plinius erwähnten Sorten, durch Schlämmen
aus dem pontischen Rötel gewonnen wurde.
Jedenfalls hat die Sinopia in der antiken Malerei
eine besondere bevorzugte Stellung vor den übrigen
roten Ockerfarben eingenommen und Plinius unter-
scheidet daher auch immer scharf zwischen Rötel,
,,Rubrica" und Sinopis". Nach Plinius war die
Sinopia eine der vier Farben, mit welchen die
damals berühmten griechischen Maler Apelles,
Melanthios und Nikomachos ihre Werke malten.
In roten pompejanischen Fragmenten habe ich
öfter den roten pontischen Ocker von der beschrie-
benen Beschaffenheit als Untermalung unter einem
hellen Gelb angetroffen. Mehrmals auch eine Wand-
farbe, die auf einem mit Ocker gelb gefärbten
Stuck einen Ueberzug von dem oben angeführten
violetten gebrannten Ocker, der nach Vitruv
(VII, 11) nach dem Brennen in Essig gelöscht wurde,
gefunden. Diese Farbe ist namentlich in der roten
bis violetten Wandfarbe im Atrium der Casa di
Livia in Rom vertreten.
Sehr häufig fand ich den roten Ocker und be-
sonders die Sinopia mit anderen roten Farben
zusammen, also in Mischung verwendet, um be-
stimmte rote Effekte hervorzubringen, wovon weiter
unten die Rede sein wird.
In mehreren Bildern des 16. und 17. Jahrhun-
derts fand ich roten Ocker m Verbindung mit
Ultramarin und Bleiweiss für das Grau von Wolken-
bildungen verwendet. Eine ähnliche Mischung mit
etwas Smalte findet sich zum selben Zwecke bei
J. Courtois (Bourgignon).
(Schluss folgt.)
Früchte, die Kirschen, sind aber, wie die Malerei zeigt,
schon zu seinen Lebzeiten in Italien bekannt gewesen.
Auch spricht Plinius (Buch XIII, Kap. 11) bereits vom
Gummi, das von Kirschbäumen gewonnen werde.

Das Verblassen farbiger und das Ver-
schiessen weisser Papiere.
Das Verblassen, Vergilben oder Ausbleichen far-
biger Papiere usw. macht sich besonders dann un-
liebsam bemerkbar, wenn die Lagerräume nicht genügend
vor dem Eindringen des allzu grellen Tageslichtes ge-
schützt sind und wenn dann noch abwechselnde Tempe-
raturen vorherrschen, derart, dass die Papiere bald
der kalten und feuchten, bald der warmen und trockenen
Luft ausgesetzt sind. Unter solchen wechselnden Luft-
verhältnissen leidet nicht nur die Färbung, sondern auch
die Schönheit, Glätte und ebene Lage des Papiers,
während die Zähigkeit und Dauerhaftigkeit in kurzer
Zeit ganz wesentlich beeinträchtigt wird. Solche Pa-
piere bieten auch auch beim Verarbeiten ziemliche
Schwierigkeiten, denn wenn die Haltbarkeit vermindert
ist, leisten sie beim Falzen und Brechen keinen genü-
genden Widerstand, und so reissen und platzen sie
leicht auseinander, weil das Gefüge völlig mürbe und
brüchig geworden ist, ein Mangel, der bei sachgemäss
gelagerten Papieren nicht Vorkommen darf, wenn es
sich nicht um ganz billige Sorten handelt.
Bei den weissen oder schwachgefärbten Papieren
sind die Lagerfehler naturgemäss niemals so augenfällig,
denn diese Färbungen können sich weniger rasch ver-
ändern, dagegen leiden sie im übrigen ebenso wie die
farbigen Papiere und bleibt es sich gleich, ob gute oder
ganz billige Sorten in Frage kommen, denn das gute
Lagern erhält die Eigenschaften, während andernfalls
nur eine Verschlechterung zu gewärtigen ist.
Es gibt eine Menge recht brillanter Papierfarben,
die aber bezüglich der Lichtbeständigkeit keinen grossen
Anforderungen genügen, dabei macht sich leider das
unangenehme Ausbleichen und Verblassen der Fär-
bungen immer erst nach der Verarbeitung bemerkbar,
d. h. wenn die auf farbigen Papieren angefertigten
Zeichnungen, Drucke usw. dem hellen Tageslicht un-
unterbrochen ausgesetzt werden, was gewöhnlich bei
den Artikeln zutrifft, die in Schaufenstern oder Auslagen
ausgestellt oder als Reklamedrucke an den Plakat-
säulen angebracht sind. Während des normalen Lagerns
der unverarbeiteten Papiere, sowie der fertigen Waren
kann sich allerdings das Ausbleichen nicht in so starkem
Masstabe einstellen, denn einer grellen Beleuchtung
sind die Papiere dabei nicht ausgesetzt, wenn sie sach-
gemäss gelagert d. h. vor starker Lichtbeeinflussung,
abwechselnder feuchter und trockener Luft, Staub usw.
behütet werden. Dagegen verlieren die brillantesten
und feurigsten Färbungen im Tageslicht schon nach
wenigen Tagen ihr schönes Aussehen, während sich
die kälteren und unaufdringlichen Farben als sehr gut
widerstandsfähig erweisen.
Oftmals kann man aber auch beobachten, dass
gleichartige Brillantfarben in der Lichtbeständigkeit
wesentlich voneinander abweichen, denn das eine Stück
hält sich ziemlich gut in der Färbung, während das
andere gänzlich verblasst, und da kann der Schluss ge-
zogen werden, dass das Papier aus zwei verschiedenen
Quellen stammt und beim Verarbeiten nicht auseinander-
gehalten werden konnte. Jede Papierfabrik stellt nicht
nur die Rohstoffe, sondern auch die Färbungen nach
ihren eigenen und geheimgehaltenen Rezepten her,
und so ergeben sich dann ganz wesentliche Ab-
weichungen, die natürlich zu Unstimmigkeiten führen
müssen, wenn die Papiere oder fertigen Arbeiten dem
grellen Tageslicht ausgesetzt werden.
Um sich über die Farbenbeständigkeit oder Licht-
echtheit aller vorrätigen oder bemusterten Papierfärbun-
gen eine zuverlässige Handhabe selbst zu verschaffen, soll
eine Belichtungsprobe vorgenommen werden, die ohne
grosse Mühe recht zuverlässige Resultate ergibt; es
wird dabei in folgender Weise vorgegangen:
 
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