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den Bürgerkriegen zu Grunde gegangen; es wäre also höchst wahrscheinlich, dass sich dort nur zu bald
Liebhaber für die Passion, für welche schon im XVII. Jahrhundert ein baierischer Kurfürst den Werth von
30,000 Gulden an Salz geboten, finden liessen, und kürzlich noch hat die englische Regierung, die doch
so viel Geld bloss für Ausrüstung ihrer Marine braucht, über 130,000 Gulden für zwei Corregio’s bezahlt, um
sie ira brittischen Museum aufzustellen. Dort herrscht noch in der Malerei die nämliche Vorliebe, die an
Schwärmerei grenzt, für Holbein, wie in der Musik für Händel. Welch ein Werth auf den Besitz der im
Palaste zu Kensington von der Königin Karoline aufgefundenen und durch Chambrelaine bekannt gemachten
holbeinischen Porträtskizzen in England gesetzt wird, weiss jeder Kunstfreund, und die Aussicht, durch
Anschaffung der auf der Baslerbibliothek vorhandenen ähnlichen Handrisse jene Sammlung zu vergrössern,
könnte leicht zum Voraus Bestellungen veranlassen. Auch der König von Bayern möchte leicht nach
solchen Erwerbungen lüstern sein!
Da so viel auf die Persönlichkeit der Experten ankömmt, so glaube ich, es werde mit der Bibliothek,
so wichtig auch dieser Gegenstand ist, so wie dem naturwissenschaftlichen Fach weniger Schwierigkeiten
geben. Für jene sind von Basel Kirchenrath Salomon Vögeli, Verfasser des alten Zürich und der junge
Professor Jakob Horner, Sohn des verstorbenen Ihnen befreundeten Inspektors, von Liestal der hiesige
Professor Orelli und dessen gewöhnlicher Amanuensis Dr. Baiter, ernannt. Da diese Männer, wenn aueh
von verschiedener politischer Gesinnung, viel collegialischen Verkehr auf unserer Bibliothek mit einander
haben, und Liebe zur Wissenschaft vorherrscht, so werden sie leichter eine billige Uebereinkunft treffen
können. So auch für das naturwissenschaftliche Fach, wo einerseits Hofrath Horner und Professor Studer,
anderseits der hiesige Professor Schinz dafür zusammen kommen werden.
Ihr ganz ergebenster D. H.
Wagner an Hess.
Bern, den 14. Mai 1834.
Ihre Ansichten über die Kunstangelegenheiten der Universitäts- oder Stadtbibliothek von Basel sind
aufs Jota auch die meinigen, und mein Benehmen dabei wird Ihren Wünschen ganz entsprechen.
Sehr hätte ich gewünscht, dass Herr Hegner mein, oder ich vielmehr sein Collega bei diesem Geschäfte
hätte sein können. Herr von Werdt kennt mehr die italische Kunst als die deutsche, doch ist er gar
nicht exclusiv und würdigt das Schöne und Gute aller Schulen und Künstler. Wäre ich nur dreissig
Jahre jünger, so wäre mir die Reise nach Basel eine wahre Lust gewesen; jetzt, da ich seit Jahren nie-
mals in einem andern Bett, als in dem meinen geschlafen habe, kommt mir diese Translocation etwas
seit wer und unbequem vor; denn ob ich gleich meine 76 Jahre noch ungebeugt trage, so sind mir dennoch
Aenderungen in meiner Lebensweise sehr unangenehm; aber den Herren von Basel konnte ich ihren für
mich ehrenhaften Wunsch und Ruf nicht ausschlagen
Wir haben hier eben eine Ausstellung von Gemälden und Zeichnungen der Berner Liebhaber, die
sich innert 8 Tagen mit einem freundschaftlichen Mittagessen schliessen soll. Es sind recht hübsche
Sachen dabei von von Werdt, von Muralt, von Bonstetten, Oth, vom Engländer Dalton, und von Frauen-
zimmern, der schönen Antonia Steiger, die soeben zu Paris einen Franzosen Montigny heirathet, von einer
Jungfer Herbort, Forrer etc. Das Merkwürdigste sind vielleicht Federskizzen, die ein löjähriger Knabe,
Walthardt'), noch kleiner als Freudenberger, extemporirte, mit einer Fertigkeit und einem Geist, wie wohl

9 Friedr. Walthard, geb. in Bern 1818, Schüler von B. Menn und Ch. Gleyre, f 1870.
 
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