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Leben der nordischen Künstler jener Zeit bekundet. Es ging unter ihnen
nichts weniger als fein und gesittet her, so daß Van Dyck sich geflis-
sentlich von der Landsmannschaft fernhielt; wüster Unfug und Prüge-
leien ereigneten sich häufig, und die päpstliche Polizei hatte vielfach
Grund zum Einschreiten gegen die unruhigen Gesellen. Um 1619 wurde
ein Alemanno gar gehenkt, 1650 tötete der Maler Joachim van derMaes
den Kunstgenossen Deroy im Zweikampf, 1618 verklagte einer einen
lothringischen Maler wegen Faustschlägen und Bissen, 1623 wurde
Ciriaco Brill in der Via Gapo le Gase von zwei Unbekannten verwun-
det, im Jahr darauf saß Lukas Brill im Gefängnis, 1636 wurde Ciriaco
verhaftet, und in der Silvesternacht 1638/39 zog er sich wieder eine Ver-
wundung im Gesicht zu. 1621 saß der Maler Pieter van der Burg im
Gefängnis, weil er einem flämischen Goldschmied im Wirtshaus ein
Glas an den Kopf geworfen hatte, 1627 wurde der Maler Gornelis zur
Galeere verurteilt wegen Totschlags, 1628 erfuhr Vincent Adriaenssen
eine Bestrafung wegen Beleidigung einer Frau und nächtlicher Ruhe-
störung. Gewaltsame Todesfälle waren bei den Fiaminghi nicht
selten; 1593 wurde ein Bernard Rocchetti aus Arras hei S. Carlo er-
mordet, 1605 starb der flämische Maler Abraham in Via Frattina mit
einem Messer in der Brust, 1625 starb Rogier van Baien an einer Bauch-
wunde, 1627 wurde Justus van Molyn im Zweikampf getötet, 1649
starb Abraham de Heem an einer Wunde, 1667 Anton van Lemput in
Via Margutta durch den Messerstich eines Frauenzimmers, 1670 wurde
ein Deutscher Johann Lambroz ermordet auf dem Korso gefunden,
1688 fand ein Johann Baptist aus Pommern seinen Tod durch eine
Wunde auf Piazza Barberini. Diese Blütenlese aus Polizeiakten und
einigen Pfarrbüchern erschöpft keinenfalls die Skandalchronik der
fremden Künstlerschaft in Rom, genügt aber, um die Nachtseiten ihres
zügellosen Treibens grell zu beleuchten und den scharfen Tadel zu
rechtfertigen, mit dem italienische Zeitgenossen freigebig gegen sie ge-
wesen sind.

Rddhuuer und
Plastische Künstler sind in erheblich geringerer Zahl als die Maler
nach Rom gegangen, auch unter ihnen überwiegen in diesem Zeitraum
die Flamen. Von einem Kölner Arnold Abel wissen wir nur, daß er
1560/61 zum Studium dort geweilt hat und dann nach Innsbruck zu-
rückgekehrt ist, von einem holländischen Bildschnitzer, den das Toten-
buch der Anima Rinaldus Delfuensis nennt, wohl nach seiner Heimat
Delft, ist uns sein Begräbnis in der deutschen Nationalkirche 1592 über-
liefert. Etwas mehr wissen wir von Jakob Gope oder Goppo, der um
1593 in einem Garten hinter der Peterskirche wohnte, eine Pieta aus
Mormor für S.Trinitä dei Pellegrini gearbeitet hat und 1615 auf dem
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