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sächsische Zeremonienmeister Freiherr von Preuß, der im Sommer
1822 mit einem Dutzend kleiner Bilder, meist Landschaften, nach
Dresden zurückkehrte. Einen gediegeneren Geschmack bewährten da-
gegen der große Staatsmann Freiherr vom Stein und Graf Wolf Bau-
dissin. Stein weilte vom Dezember 1820 bis Anfang Mai 1821 mit seinen
beiden Töchtern in Rom, ließ Therese von Philipp Veit malen, da sie
durch ihre Schönheit bei allen Künstlern Bewunderung erregte, und
bestellte bei dem kernhaften Koch Gemälde aus den vaterländischen
Kämpfen des Jahres 1809; als häufiger Gast bei Niebuhr, Bunsen und
Reden kam er mit den bedeutendsten Deutschen, die damals in der
Ewigen Stadt lebten, in persönliche Berührung und gewann Interesse
für die von der preußischen Gesandtschaft ins Leben gerufenen ge-
meinnützigen Anstalten. Graf Baudissin und seine Gattin haben die
Zeit von 1821 bis 1823 nicht allein mit hohem Genuß für sich selbst
am Tiber verlebt, haben an der vornehmen Geselligkeit mit ihrer
musikalischen Begabung lebhaften Anteil genommen und in dem
,,Paradies der Seele", wie er die Ewige Stadt voll Entzücken nannte,
sich mit voller Hingebung dem Studium der Kunstschätze gewidmet,
sondern haben auch der dortigen Künstlerwelt viele Freundschaft und
Förderung erwiesen; verschiedene Künstler haben für den Grafen ge-
arbeitet, und die beiden Weihnachtsfeste in seinem Hause 1821 und
1822 sind ihnen eine teure Erinnerung geblieben. Als das ausgezeich-
nete Paar im Sommer 1823 von Rom Abschied nahm, sahen Kestner,
Stackeiberg, Schnorr und mancher andere Freund sie mit schmerz-
lichem Bedauern ziehen. Im Jahr darauf kam Ignaz von Olfers, der
als Legationsrat der preußischen Gesandtschaft in Neapel beigegeben
war, mit seiner Gemahlin nach Rom und hat in zweijährigem italieni-
schem Aufenthalt seine Kunstanschauungen erweitert, die er später in
seiner Stellung als Generaldirektor der Berliner Museen verwerten
konnte. Bedeutungsvoll wurde der zweijährige Aufenthalt Dr. Her-
mann Härtels 1829—1831 für die Künstlerschaft, die in ihm einen
wackeren Genossen ihrer burschikosen Belustigungen und einen
lebensfrohen Gastgeber, zugleich aber auch einen verständnisvollen
und anregenden Mäzen gefunden hat. Mit den Malern Koch, Preller,
Genelli und dein Baumeister Hermann hat Härtel bei lustigen Gelagen
in römischen Osterien den Plan zum Bau und der Ausmalung seines
römischen Hauses in Leipzig ausgedacht; auch das Archäologische
Institut fand in ihm einen teilnehmenden Freund, der durch seine
Beziehungen zum Leipziger Buchhandel demselben zur Gründung
einer sachwissenschafHieben Bücherei verhalt. Von Preller und Kest-
ner eingeführt trat im Oktober 1830 Goethes Sohn August in den Kreis
der Künstler ein, die ihm zu Ehren am 25. Oktober eines ihrer genialen
Osterienfeste veranstalteten; aber der kurze Aufenthalt des Weimarer
Gastes wurde durch ein tragisches Geschick abgeschnitten, am 27. er-
 
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