Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
eigene Heim am Arco dei Saponari 129/130, später Via di Monte Tar-
peo genannt, einweihen, worin das Institut bis zur Errichtung des statt-
lichen Neubaues auf Kosten des Deutschen Reichs 1877 seinen Sitz ge-
habt hat.
Bis ans Ende der dreißiger Jahre ruhte die Last der Institutsarbeit
in der Hauptsache aus den Schultern der drei deutschen Begründer;
sie waren aber schon 1832 zur Heranziehung von Hilfskräften genö-
tigt, womit eine Neuordnung der Anstalt verbunden war. Der Däne
Olaf Kellermann wurde Bibliothekar, Julius Athanasius Ambrosch
und Heinrich Abeken Assistenten. Im November 1833 brachte Gerhard
aus Deutschland den jungen, vielseitig begabten Emil Braun mit, der
bis zu seinem Tode dreiundzwanzig Jahre lang dem Institut angehört
hat. Es ist schon während Brauns Tätigkeit daselbst und später noch
mehr scharfe Kritik an ihm geübt worden, die zum Teil nicht unge-
rechtfertigt gewesen ist. Er war nicht der Mann einer geordneten Ver-
waltung und ließ es an wissenschaftlicher Strenge fehlen, aber dafür
war er durch seine schöngeistige Art ein starker Anreger und hat den
persönlichen Verkehr mit italienischen Fachgenossen, Sammlern und
hervorragenden Kunstfreunden besser verstanden als mancher seiner
an Gelehrsamkeit ihm überlegenen Nachsolger; mit diesen Eigenschaf-
ten hat er der Altertumskunde und dem Institut viele Gönner erwor-
ben, wie er auch durch seine Schriften in weiten Kreisen außerhalb
der Gelehrtenzunft Liebe und Verständnis für antike Kunst erweckt
hat. Den Vorwurf kann man ihm allerdings nicht ersparen, daß er
durch die Zersplitterung seiner Arbeitskraft und eine seltsame VieL
geschäftigkeit, von der noch an anderer Stelle zu reden ist, die eigent-
lichen Aufgaben des Instituts vernachlässigt hat. Zum Glück hat es
demselben an gelehrten Mitarbeitern, denen die Gründlichkeit und Ge-
wissenhaftigkeit zur anderen Natur geworden ist, nie gefehlt; Gerhard
selbst und nach ihm Friedrich Gottlieb Welcher haben als langjährige
Führer in ihrer Wissenschaft durch häufige Besuche in Rom am Ge-
deihen der Anstalt unmittelbar mitgewirkt; auf kürzere Zeit konnten
Friedrich Wilhelm Ritschl, der Ägyptologe Lepsius, Heinrich und Wil-
helm Abeken, Ludwig Urlichs, Albert Dressei, Otto Jahn, Karl Otfried
Müller, Anselm Feuerbach, Ernst Gurtius, Ludwig Preller, Johann
Horkel, Heinrich Brunn, der seit 1843 eine Reihe von Jahren hindurch
Brauns rechte Hand gewesen ist, dem Institut ihre Kräfte widmen; ein
Jahr vor Brunn war Wilhelm Henzen in den Dienst desselben getreten
und ergänzte durch seine Sorgfalt und Gründlichkeit seinen Kollegen
Braun aufs glücklichste. Im Herbst 1844 erschien der junge Theodor
Mommsen, hielt am 31. Januar 1845 auf dem Tarpejischen Felsen seine
Jungfernrede über das römische Gomitium und wurde von da an ein
häufiger Gast und eine der rührigsten Stützen des Instituts. Während der
Revolution wurde die Anstalt durch einen von der republikanischen

Noack. I. 27

417
 
Annotationen