Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
starken Anziehungspunkt nicht sür Leidende und Hilfsbedürftige
allein, deren Zahl doch immer nur beschränkt war. Die Räume dieses
Gebäudes wurden nur zum Teil für Hospitalzwecke benötigt, sie
dienten auch zur Wohnung zunächst für den Krankenhausverwalter,
Organisten und Kanzleisekretär Schulz, der über ein halbes Jahr-
hundert hindurch die verkörperte Überlieferung der Ära Bunsen war
und neben dem Prediger einen heimatlichen Sammelpunkt für evange-
lische Rombesucher in seinem Hause bildete. Außer Schulz wohnten
daselbst die festen Mitglieder des Archäologischen Instituts und nach-
einander eine große Schar von Gelehrten, die zu Zwecken der Alter-
tums- und Geschichtsforschung vorübergehend am Tiber weilten,
auch Künstler fanden hier ab und zu ein Obdach, wenn gerade Raum
verfügbar war. Dabei machte man keinen Unterschied zwischen
Preußen und Nichtpreußen, denn die Vermietung der Zimmer der
Casa Tarpeja gehörte zu den Einnahmequellen des Krankenhauses.
Von der vormärzlichen Zeit her wohnten die beiden Sekretäre des
Archäologischen Instituts Braun und Henzen ständig dort, der junge
Gelehrte Heinrich Brunn verließ das Kapitol 1853. Bis zum Tod Brauns
1856 hausten in der Casa Tarpeja noch die technischen Gehilfen seiner
galvanoplastischen Anstalt und sonstigen kunstgewerblichen Unter-
nehmungen, die Chemiker Klingelhöffer und Kordel u. a. Noch kurz
vor seinem Hinscheiden hat der unermüdliche Projektenmacher Braun
einen Dampfofen zum Gipsbrennen hersteilen lassen und ein Haus an
der Piazza Barberini gemietet, um dort Gipsmodelle und Photo-
graphien nach Kunstwerken anzufertigen. Für das Arcüdo?ogä$che
/nshsus bedeutete der Tod des Vielgeschäftigen eine Befreiung aus
wachsenden Schwierigkeiten, man konnte jetzt daran denken, wieder
Ordnung in dessen regelmäßigen Betrieb zu bringen. Heinrich Brunn
kehrte 1857alszweiterSekretärnachRom zurück und unterzog sich mit
Wilhelm Henzen der mühevollen Arbeit der Neuordnung des Instituts.
Es war damals immer noch eine internationale Privatanstalt, die von
der preußischen Regierung einen Zuschuß erhielt. Um ihr Bestehen zu
sichern, erhöhte Preußen seinen Beitrag im Oktober 1859 und knüpfte
seine Verbindung mit der Anstalt fester. Die Hoffnung der Leiter des
Instituts, es aus den finanziellen Schwierigkeiten, die ihre Quelle in
der Braunschen Mißwirtschaft hatten, durch die Umwandlung in eine
preußische Staatsanstalt zu retten, wurde durch den Tod des Protek-
tors Friedrich Wilhelm IV. vorläufig vereitelt; aber die Regierung in
Berlin wandte dem Institut dauernd ihre Fürsorge zu, richtete Stipen-
dien für junge Gelehrte ein, die durch ihre Studienreisen nach Rom
und den übrigen Teilen Italiens seine wissenschaftliche Arbeit fördern
halfen, die Königin Augusta spendete außerordentliche Beiträge zur
Ausgrabung des von Henzen entdeckten Heiligtums der Arvalbrüder,
und im Juli 1870 endlich genehmigte König Wilhelm I. die Übernahme

555
 
Annotationen