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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1867

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No. 90-103 (1. August - 31. August)
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in Süddeutſchland nothwendig. M o so weit



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ü Heidelberg, 22. Aug. Die Karlsruher Zeitung erzählt

nach ür Liberté aus Rom von einem heftigen Auftritt, welchen

der öſterreichiſche Gesandte Baron Hübner kurz vor seiner Abreiſe|

mit Cardinal Antonelli gehabt habe. Es heißt dort: „,Letterer
hätte sich in hochmüthigen Ausdrücken über die Politik und die
Person des Hrn v. Beuſt ergangen, so zwar, daß ihm der öſterr.
Diplomat zuleßt geantwortet, wenn Antonelli ein Mann und nicht
ein Prieſter wäre, derſelbe ihm persönliche Genugthuung zu leisten
hätte.“ Wer sieht nicht auf den erſten Blick, daß dies eine ganz
gemeine Tendenzlüge des französiſchen Blattes iſt, – wer staunt
aber auch nicht darüber, daß ein officieles Regierungsorgan
solch abgeſchmacktes Zeug weiter verbreiten mag ? Sollte da der
Haß doch nicht allzu deutlich hervorleuchten ?

* Hridelberg, 22. Aug. Die Wahlmänner des Landamtes
Walldürn-Wertheim werden cs mit Interesſſe vernehmen, daß Herr
Jakob Lindau, den sie zu ihrem Abgeordneten erwählten, zu einem
längeren Aufenthalte im bayeriſchen Hochgebirge weilt, indessen
doch nach bereits mehrwöchentlicher Abwesenheit demnächst zurück-
kehren und seinen Wahlbezirk alsdann besuchen wird.

* Heidelberg, 21. Aug. Gestern starb hier Geh. Kirchen-
rath Rothe.

© Neckarau, 20. Aug. Buntes vielbewegtes Treiben herrscht
heute in unſern Straßen ; Mannheim und die ganze Umgegend hat
ihr Contingent gestellt, die Fabriken und Magazine, welche nicht
einmal an Mariä Himmelfahrt feiern konnten und troy Staatsge-
setzes gar manchen Sonntag den Chriſten hindern seiner Pflicht
nachzukommen + ſind heute, morgen und theilweiſe übermorgen
geſchloſſen oder doch ſchwach beſeßgt, ~ denn es iſt Neckarauer
Kirchweihe. Eifriges Klappern hörte man scon seit Wochen in
den Scheunen; der reiche Bauer ſchickt eine Fuhre in die Mühle;
der ärmere uud Taglöhner bringt einen Theil des Ertrages ſeines
Zinsäckerchens oder des Bürgeruugens zum Bäcker, um Geld und
Mehl zu bekommen, denn Ales will an der Kirchweihe Geld und
neues Kuchenmehl haben. Während im lezten Jahre durch Ver-
dienſtloſigkeit und Mißerndte die Freude dieser Tage etwas ge-
mäßigt war , ließ in dieſem Jahre beſonders die Jugend der Luſt
die Zügel schießgen. Reichlicher Verdienst, so daß Mädchen von
13 Jahren schon 36 und mehr Kreuzer täglich haben, und guter
Stoff unterstützen den pfälzer Humor und da das Geld meist nicht
so sauer verdient wird, wird es auch beſonders bei solcher Gelegen-
heit nicht hoch angeschlagen. Doch auch der ältere Mann und
reiche Bauer läßt sich's etwas kosten, denn die Erndte iſt gut
ausgefallen; zu tadeln weiß er zwar bekanntlich immer etwas ~
bald iſt das Gerstenſtroh zu kurz und die Spelz zu lang; da

könnt's dicker stehen, dort zu viel Unkraut , aber ſchließlich

muß er doch geſtehen und gibt auch zu, „daß es ſchon schlechter
war“. Auch die Kartoffeln ſtehen ſchön, und die schon eingeheim-
sten sind sehr gut: von den berüchtigten Engerlingen oder „Kappis-
ſtößern“ iſt nicht viel zu spüren, ebenso wenig von den MäyuſJen.
Futter gibt's auch genug, und das Stroh findet, ſo bald gedro:
schen iſt, raſchen Abſat , da täglich mehrere Strohbauern aus der
oberen Gegend zum Aufkaufen kommen. Nur der Tabak flößt
noch einige Besſorgniſſe ein, denn er will auch Regen, während
die Hopfen und Trauben mit dieſer Witterung ganz wohl zufrie-
den sind. So könnte also luſtige Kirchweihe gehalten werden.
Mit Fahnen halten die Burſchen, Stammgäſte jedes Wirthshauſes,
ihre Muſik ab ~ in 5 Wirthshäuſeru ſpielte bayeriſche Militär-
muſik und in 2 mannheimer Muſik ~ und führten ſie in ſcherz-
haften Aufzügen in ihre Lokale, wo Nachmittags um 3 Uhr der
Tanz losgeht. Das ganze 2'/etägige Feſt verlief in ungetrübter,
aber ziemlich bedeutender. Heiterkeit mit großem Geldumſat., wenn
man die großartigen Vorräthe kenut, die bei den Wirthen aufge-
ſtappelt lagen und jetzt dahin sind. | ;
Doch zum Schluß müsſſen wir auch wieder die ſchon mehr:
mals iu Ihrem Blatt erwähnte Schattenſeite berühren, welche das
Gemälde in uuſerer Gegend leider zu düſter macht. Abgeſehen
von der oben scjon erwähnten Feicrtagsentheiligung, da viele Ka-
tholiken am Himmelfahrtstag arbeiteten, um jett feiern zu können,
wirft schlimmen Schatten der starke Beſuch der Wirthshäuſer und
Tanzböven von Seiten der Jugend. Von den aus der Schule
Entlaſſenen kann leider hier die Rede nicht mehr sein, ſondhern
so weit iſt es gekommen ~ von Schulkindern von 192 14 galhe
ren. Theilweiſe unkluge Liebe und Nachsicht, theils Leichtſinn und
Mangel an Ueberwachung von Seiten der Eltern und Schlassheit
in Handhabung der polizeilichen Vorschriften machen es möglich,
daß ein großer Theil der 4. und auch der 3. Schulklaſſen mit
und unter den Erwachſenen herumtanzen konnten. Da die Kinder
während des Unterrichts am Schluſſe der letten Woche beſonders
gewarnt worden waren, entgingen ſie freilich der verdienten Strafe
nicht, allein was soll man sagen, wenn ſie unter den Augen der
Eltern getanzt und dieſe eine „Mordspläsir“ an ihren Hoſfnungs-
vollen gehabt, und deshalb über die Bestrafung ungehalten ſind;

spielen laſſen ?! Wo iſt da der Ort
über seine Untergebenen sagen läßt, ob:

nünftig sollte der Herr Doktor auch sein.









was soll man sagen, da fie auf die L orrofirfe 1 it
antworten, Einer, von dem sie etwas hä
habe für die Schulkinder von den ' |



das Ergebniß der- Unterſuhunnn . .... tr tn Ei
r glücklich ei "D; Leimbachthale i nut- y
mehr glücklich eingeheimſt. Die Quantität und Qualität der Gerſte

[] Dielheim. Die Ernte in unserem



und des Hafers kann als gut bezeichnet werden, während die
p! f der Quantität vielfältig das Ergebniß einer halben Ernte
liches Erträgniß in Aussicht. Weniger kann man dieses vom Tabak
behaupten; denn die naßkalte Witterung sowie die Schosſen haben
dieſem Gewächse bedeutenden Schaden zugefügt.

Die Kartoffeln wie die Hopfen stellen ein recht erfreu-

Nicht selten hört
man den Landmann sagen: „Dieses und noch die a h u::
ſteuer wird dem Bürgersmann das Pflanzen des Tabaks vertreiben“.
~– Sonderbar! Noch immer haben die Stadthunde Maulkörbe,
während unsere Thalhunde, und wenn sie Köpfe haben wie Schnitt-
ſtühle, frei herumlaufen. (Dies iſt allerdings eine Ungleichheit;
indeſſen wird der Herr Einsender wohl auch mit uns einverstanden
ſeimn, wenn wir die Abschaffung der Maulkörbe überhaupt befür-
worteten. Wir wüßten wo die Maulkörbe beſſer angewendet
wären als bei den armen Hunden, denen man das Waſßſerſaufen
verwehrt. Die Maulkörbe wären ein vortreffliches Mittel gegen
eine Krankheit, welche in unserem Lande seit Jahren grassirt und
noch immer nicht entſchieden in der Abnahme begriffen iſt: wir
meinen die aus Gotha eingeſchleppte Mau lruhr, die ziemlich
ansſteckender Natur iſt. – Soeben sind die armen Hauswächter in
Heidelberg von der Maulkorbplage endlich einmal erlöſt worden,
nachdem diese Maßregel außerordentlich viele Inconvenienzen im Ge-
folge gehabt hatte. Der Bote.) j

+ Aus dem Amtsbezirk Adelsheim. Wir beeilen uns
durch den Pfälzer Boten, den gesuchten Liebling unseres kathol.
Landvolkes, den Schmuck und die Zierde unserer Wirthsſtuben ~
einen gewissen Herrn , der gegenwärtig unsere Gegend bereiſt, und
dabei auch die kathol. Orte mit seiner Gegenwart beehrt und be-
glückt, vor unnöthiger Mühe und überflüſſsigen Ausgaben zu war-
nen. Genannter Herr, ein Doktor, wie er ſich vom Gaſtwirth

tituliren läßt, ob Menſchen- oder Viehdoktor , das sei dahingeſtelte.

macht seit sechs Tagen im Amtsbezirk in Bibeln, Broſchüren und
Traktätchen der Kölner und Hamburger Bibelgeſellſchaft. Ju pro-
teſtantiſchen Ortſchasten verkauft er welche, so gut er sie anbringen
kann; in katholiſchen aber ſucht er ſolche heimlich einzuſchmuggeln,
indem er entweder nächtlicher Weiſe oder unter Tags, zur Zeit,
wo wenig Leute im Orte sind, sie in den Straßen und an öffent-
lichen Plätzen abſezt. So haben wir ihn in D...... ken beob-
achtet, wie er auf einer Kegelbahn die Abenddämmerung abwar-
tete, um dann in das Städtchen zu ſchleichen und ſeiner sauberen
Waare sich zu entledigen. In Sch. und S. that er dies zur Mit-
tagszeit, wo die Leute der Ernte halber auf den Felde waren.
Der Herr irrt ſich aber gewaltig, wenn er durch solche Mittel
katholische Seelen, nach denen er dürstet, fangen will. Unſere
Bauern sagen, „damit lockt er keinen Hund hinterm Ofen vor.
Wer Seelen gewinnen will, muß öffentlich predigen wie's der Herr
und seine Apoſtel gethan, soll aber nicht verſtohlener Weiſe Trak-
tätchen austheilen“. So urtheilt der gemeine Mann und so ver-
Damit er übrigens
auch erfährt, was mit seinen Traktätchen und Broſchüren geſchieht,
ſo. diene ihm zur Nachricht ~ und Einsender wünſcht, er möge

sie baldigſt in irgend einem katholiſchen Wirthshaus , wo der

Pfälzer aufliegt leſen ~ daß genannte vertheilte Broſchüren in S.
bereits vom Ortspfarrer eingesammelt und Alle gewiſſenhaſt in's
Pfarrhaus gebracht wurden, wo sie am paſſenden Ort eine ähn-
liche Verwendung finden, wie der Lahrer Hinkende vom Jahr
1859,, welcher von Herrn Geiger duyendweise in jenes katholische
Ort gesandt wurde und vom Poeolizeidiener unentgeldlich an die
Bewohner vertheilt werden sollte, vom Pfarrherrn aber abgefaßt
und zu einer geeigneten Beſtimmung verwendet wurde. Möchten
diese Zeilen die katholischen Geistlichen insbeſondere auf den Wolf
im Schaafspelz und die Methode des Pfarrers in S. aufmerkſam
machen! – Nach anderer Verſion soll genannter Doktor ein Miſes
ſionär und zur Beſtärkung und Befestigung „der Frommen“ abge-
ſandt worden sein, zugleich aber auch eine Propaganda für die
sog. „innere Miſſion“ machen. Für einen Missionär hat er uns,
die wir das Glück hatten mit ihm an der Tafel zu diniren, |ſo-
fort den Anſchein gehabt, weil er das erste. und nothwendigſte
Möbel eines akatholiſchen Miſſionärs , eine üppige und feiſte Frau,
die nur englisch spricht, mit sich führt, weil er ferner ſeinen
gaſtroſophiſchen Studien die ungetheilteſte Aufmerkſamkeit ſchenkt,
ſo daß er ſeine Amanda bei Befragen oft ohne Antwort läßt und
überhaupt „Wohlleben und Bequemlichkeit“ liebt ; denn er geht
nicht per pedes Apostolornm auf Flecken und Dörfer, sondern
läßt sich hübſch fein per Droſchte herum fahren. Sollte es uns

glücken zu ermitteln, welche Geſchäfte er gemacht, dann noch ein

tt ccgeie 20. Aug. Es iſt jezt ein Jahr verfloſſen,


 
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