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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1870

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Nr.160-172 (1.November - 29.November)
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Srſcheint wöchentlich 83 Mal: Dienstag,

Donnerstag und Samſtag.

für Stadt





* Hchreiben des heiligen Vaters
an die deutſchen Biſchöfe, welche den gemeinſchaftlichen Hirtenbrief
vom Ende Anugult d. J. erlaſſen haben.
Pius IX., Papſt.
Ehrwürdiger Bruder. Gruß und apoſtoliſcher Segen.

Unter den schweren Trübſalen, mit welchen gottloſe Menschen,
die alle Rechte der Religion nicht nur, sondern auch die natürliche
Gerechtigkeit und Ehrbarkeit mit Füßen treten, nach vielen andern
Greuelthaten endlich den Kelch Unserer Bitterkeit bis zun Rande
gefüllt haben, brachte Uns einen großen sehr erwünſchten Troſt der
Eifer sür das Haus Gottes und die Sorgfalt für die Unversehrtheit
des katholiſchen Glaubens, die Du, ehrwürdiger Bruder, nebſt den
meisten Biſchöfen Deutſchlands in dieſer verhängnißvollen Zeit be-
zeigeſt. Dieſen Eifer und dieſe Sorgfalt erkannten Wir klar aus dem
genieinſchaftlichen, an Euere Heerde gerichteten Hirtenbriefe, welcher
durch Vermittelnng des ehrwürdigen Bruders Petrus Franciscus,
Erzbiſchofs von Damascus, Unſeres Nuntius bei dem Könige von
Bayern, in Unsere Hände gelangt iſt. Zu gemeinſchaftlicher Beraihung
in der Stadt Fulda verſammelt, habt ihr die Eurer Sorge anver-
trauten Gläubigen Eurer Hirtenpflicht gemäß darüber belehri, welche
Verpflichtung und Nothwenbdigkeit Allen, welche Glieder der einen
heiligen und apoſtoliſchen Kirche sein und bleiben wollen. obliegen,
die von Uns unter Zuſtimmung des heiligen und öcumeniſchen
Vaticaniſchen Coneils in den beiden Sitzungen vom 24. April uud
18. Juli definirten Wahrheiten mit feſtem Giauben als von Gott
geoffenbart anzunehmen und zu bekeuuen, und wie ſehr den erſten
Grundſätzen der katholiſchen Religion die Behauptung Jener zuwi-
derlaufe, welche sich nicht scheuen zu sagen, die in dieſem vaticani-
ſchen Concil definirte Lehre sei nicht in Schrift und Ueberlieferung
enthalien, vielmehr mit derſelben im Widerſpruch.

Je größer aber der Schmerz war, den ſolche ſchismaliſche und
häretiſche Aeßerungen Unserm, bereits von so vielen Trüdſalen nie-
dergedrückien Herzen hinzufügten, deſlo mehr loben und anerkennen
Mir, ehrwürdiger Bruder, deine uud anderer Biſchöfe Deutſchlauds
oberhirtliche Wachſamkeit, deren Eingreifen jenen gefahrbringenden
Bestrebungen gegenüber ſo nothwendig war. Voller würde freilich
Unser Troſt gewesen sein, wenn Wir, damit euere Belehrung wirk-
ſamer würde, die Namen aller Unſerer ehrwürdigen Brüder, der
Biſchöfe Deutschlands unter diesem eurem Hirtenſcheiben geleſen
hätten. JIndeß bezweifeln wir nicht im Geringſten, daß -auch jene
Oberhirten, deren Namen vermißt werden, alle gleich gut einsehen,
welch offenbare Pflicht allen Seelenhirten obliege , ihre Heerden
über die von dem heil. öcumeniſchen Concil definirten Wahrheiten
zu belehren, die ihnen anvertrauten Schaafe von vergifteten Weide-
pläzen sern zu halten und mit der heilſamen Nahrung der katho-
liſchen Lehre zu speiſen, da besonders in den dortigen Gegenden



Samstag den 12. November j



ff Preis : vierteljährl. 40 r u

| und sand. Trägerlohn und Poftaufſchlag.
141 "Ä Ini.-Geb. 2 kr. die Petitzeile.
s. «rte V“



einige Söhne der Hoffarth, die sich Katholiken nennen, nicht blos mit
heimlichen Trugkünſten, sondern mit offener Stirne das Dogma des
katholiſchen Glaubens ſelbſt angreifen. Sie sind nähmlich so weit
gekommen, daß ſie in Broſchüre und öffentlichen Tagesblättern ge-
gen die Auctorität und die Beſchlüſſe des ökumeniſchen Conecils und
namentlich gegen die in demſelben Concil durch unumſtößliche Feſt-
ſtellung entſchiedene Glaubenslehre von der Unfehlbarkeit des
ex cathedra sprechenden Papſtes widerſpenſtig ſich aufzulehnen
wagen und Andere in dieſelvde Empörung und Verderbuiß fortzu-
reißen ſuchen. tt ~§ ttt (t t rrerefe
f ! der Sitte Aller, die jemals Spaltungen und Häresien
ausgeſäet haben, rühmen sie sich lügenhafter Weise, daß ſie am alien
katholischen Glauben feſthielten, während ſie den fundamentaliten
Grundsatz des katholiſchen Glaubens und der tatholiſchen Lehre un-
tergraben. Obgleich sie nämlich bekennen, daß die Schrift und die
Ueberlieferung die Quellen der göttlichen Offenbarung ſeien : so wei-
gern sie sich doch, das lebendige Lehramt der Kirche zu hören, wel-
ches durch Schrift und Ueberlieferung ofsenbar und von Gott ein-
geſett iſt, wie zur stetigen Bewahrung, so auch zur unfehlbaren Ent-
wicklung und Erklärung der Dogmen, die in Schrift und Tradition
uns überliefert worden sind; und so werfen ſie einzeln mit ihrer
fehlbaren und trügeriſchen Wisſſeuſchaft, unabhängig von der Aucto-
rität, ja sogar gegen die Auctorität dieſes von Gott verordneten

Lehramtes , sich ſelbſt zu Richtern darüber auf, welche Dogmeu in *

den Quellen der Offeubarung erhalten seien. Oder was Anderes
thun sie, indem sie von der durch Uns uuter Zuſtimmung des heil.
Concils definirten Glaubenslehre zu ſagen wagen, dieſelve ſei keine
von Gott geoffenbarte und mit katholiſchem Glauben feſtzuhaltende
Wahrheit, weil sie nach ihrem Verständniß dieſelve in der Schrift
und Ueberlieferung nicht vorzufinden behaupten? Als ob nicht die
Ordnung des Glaubens von unserm Erlöser in der Kirche einge-
richtet und ſteis bewahrt worden wäre, daß gerade die Definition
eines Dogma’s für sich als der ausreichende, durchaus gewiſſe und
allen Gläubigen angemesſſene Beweis zu gelten habe, daß die defi-
nirte Lehre in dem Schatze der geſchriebenen oder überlieferten Of-
fenbarung enthalten sei. Deßhalb sind folche dogmatiſche Entſchei-
dungen nothwendiger Weiſe – und waren es zu jeder Zeit +
die unwandelbare Richtschnur wie für den Glauben, ſo auch für die
katholische Wissenſchaft, zu deren erhabener Aufgabe es gehört, nach-
zuweiſen, wie eine Lehre in demſelben Sinne, in welchem ſie definirt
worden, in den Quellen der Offenbarung enthalten iſt.

Nicht minder arbeiten dieselben Männer, so viel an ihnen liegt,
auf den Umsturz der Kirche und des katholiſchen Glaubens hin,
indem sie unter Verleumdungen und höchſt eiteln Vorwänden, wie
ihr bereits in dem von dir und den andern Biſchöfen Deutſchlands
an euere Heerden erlaſſenen Hirtenſchreiben treffend bemertt habt,
in ihren berderblichen Schriften zu behaupten wagen, es habe, ſsei



Die Schmuggler.
ſ | ! ( Jortsegung.)
_ Dieſer Verdacht wuchs von Tag zu Tag mehr zur Gewißheit, und daß
ſie richtin ahnte, bewies die Zukunft, indem der charatterloſe Mann nach wie-
derholten fruchtloſen Drohungen das ihrem Vorſate getreue Mädchen von ſich
ſtieß, und Friedrich hätte die Tochter eines reichen Dresdner Bürgers zum
Altare geführt, wäre dies Vorhaben nicht durch den Einmarſch der Preußen
rückgängig geworden. Er trieb ſich hie und da herum und entfloh jetzt, als
die Revolution in Dresden besiegt wurde. Die unglückliche Verſtoßene aber
kehrte in die Höhle zu 1hrem Großvater zurück, das Üebrige weißt Du.“
Wirklich, ich bedauere jeut die Arme, es war ein braves Kind, wollte
den Großvater nicht verrathen. ~ Doch, Georg , mein Sohn, wäre es nicht
ttt Vergangene zu vergeſſen, und heute noch auf bayeriſchen Boden
U „j IG) thue keinen Schritt von hier," verſegte Georg leidenſchaftlich, „keinen
Schritt,, ſo lange die Schuldigen nicht beſtraft ſind. Wenn Du verkörperter
Geldteufet auf nichts als Rettung Deines Goldes bedacht zu ſein vermagſt,
U qt q! 'stutſ. Mein Leben hat nunmehr nur noch einen Zweck, die
Mae ue h Uulcht gehen willſt, gehe, ich halte Dich nicht, aber auch
„Ia, mein Sohn, ohne Dich kann und will ich aber nicht gehen. Meine
Arme ermüden ſchnell, sie vermögen nicht das Steuerruder zu führen, wie einſt ;
und dann , wem dürfte ich ſonst trauen, als Dir? Du weißt, ich theile mit
Dix, was ich habe; oder — nein D nicht theilen, aber nach meinem Tode ist
mein ganzer lieber Schatß Dein Gigenthum.“
ua Cs war Georg wohl bekannt, daß der Alte ohne ihn nicht fort könne, und
daß ihn ſjeiné mißtrauiſche Natur Niemand anderem zu vertrauen heiße. Und
dies machte Georg den Handel leite.
„Alſo gedulde Dich“, sprach er, „bis Mariens Unglück an dem Entdecker



Deines Schatzes gerächt ſein wird. Ich habe Hoffnung, ihn binnen wenigen
Tagen in meine Gewalt zu bekommen.“

y „Dann aber eilen wir sogleich von hinnen?
ruhig.

yHalt, ich habe auch noch andere Bedingungen. Du stimmst unbedingt
meinem Racheplan bei, den ich nach Umständen ordnen werde, Du darfſt nicht
zweifeln, nicht unentſchlosſſen oder mißtrauiſch ſein, vielmehr eine hilfieiche Hand
bieten in der Ausführung, die gleichfalls auch in Deinem JIntereſſe liegt, +
verſprichſi Du mir dies ?"

; Bohl, wohl, ich verſpreche Dir's, aber wirſt Du mich nicht hinter-
gehen ?' : ;
„Tauſend Teufel! Schon jetzt kommſt Du mit Mißtrauen! Nun denn
gehe allein, doch ſogleich, denn noch dieſe Nacht kannſt Du Deines Schayes
verluſtig werden."

„Ich habe Dich ja nur gefragt, mein lieber Sohn, eine Frage iſi den
doch erlaubt. Aber so ſage mir doch, was Du im Sinne führſt ?! :
si .f rve Ns Ut tötet in tg uud der Eger hut“ gs

, und ich werde es auch volbringen, und ſollte ich jenen Men-
ſchen auch von einem der beiden Erdpole Uher ttuut ;

Er ſprach diefe Worte wohi in kaltem Tone, ſeine Miene aber hatte eine
unheilverktündende Wildheit angenommen.

fragte der Greis un-

Vier Tage ſpäter kamen Gäſte mit eigenthümlichem Aeußern nach Fran-

zensbad. Ernſte Phyſtiognomien mit dem Ausdrucke der Hoffnungsloſigkeit und
ſchmerzlichten Entſagung. Sie waren ſchweigſan und düſter, wie es Unglück-
liche zu ſein pflegen. Es waren Flüchtlinge, die meiſt unter fremdem Namen
nach andern Ländern fliehen. Zwer Männer, die fich vor der drückenden
Schwüie des heißen Sommernachmittags in eines der tühlen Badegemächer zu-
rüctgezogen, beriethen ſich über eine wichtige Angelegenheit.

,s (Fortſetzung falgt.)
 
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