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LUISE HENSEL

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Willi Erb und Rudolf Henn (München)
Denkmal in Paderborn — Text S. 48

Luise Hensel

sie denselben ausübte. Stetig von dem Ge-
danken beseelt, Gott zu dienen und die ihr
Anvertrauten zur Gottesliebe zu erziehen,
heiligte sie ihre Arbeit. So gestaltet sich ihr
Charakterbild schlicht, fromm, rein und edel,
und in dem Zusammenklang dieser Eigen-
schaften wahrhaft gross. In Paderborn fand
das unruhige, an inneren und äusseren Kämpfen
reiche Leben Luise Hensels einen stillen fried-
lichen Abschluss. Unter einem schlichten
Kreuze ruht ihre leibliche Hülle auf dem
Friedhöfe dieser Stadt; ihr Geist aber ist in
den vielen duftigen Liedern voll tiefer Inner-
lichkeit und echter Frömmigkeit, welche sie
uns geschenkt, lebendig geblieben. Ihr Name
und die Saiten, die ihre zart empfindende
Seele anschlug, werden fortklingen in den

schönen Weisen: „Müde bin ich, geh zur
Ruh“, „Immer wieder muss ich lesen“, „Was
verlangst du, warum bangst du“, „Bedenk ich
deine grosse Treu“ u. a.
Doch was an Verehrung und Gedenken für
die Dichterin still in den Herzen lebte, hat
nun in einem 1910 errichteten Denkmal seinen
sichtbaren Ausdruck gefunden, in welches das
schlichte Wesen und die seelenvolle Lyrik der
Dichterin trefflich verwoben sind. Die Silhouette
des Denkmals ist so edel, weich und schön
geschwungen, dass sie wie ein in Linie ausge-
drücktes lyrisches Gedicht anmutet (Abb. S. 47).
Der Aufbau, der sich in zwei Teile gliedert,
ist wie die Persönlichkeit der Dichterin schlicht
und einfach. Der Hauptteil, welcher auf einem
altartischähnlichen, mit einem muschelförmigen
 
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