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TR INKBRUNNEN

Wasserbecken geschmückten Unterbau ruht,
zeigt in einer rundbogig geschlossenen Nische
das überaus fein nach einer Zeichnung ihres
Bruders, des Hofmalers Prof. Wilh. Hensel,
modellierte Reliefbild der Dichterin. Ueber der
Nische wird die Fläche durch die Inschrift:
„1798 Luise 'Hensel 1876“ anmutig belebt,
während unterhalb des Reliefs eine Brüstung,
auf welcher die Arme der Dichterin ruhen,
leicht aus der Ebene herausragt mit den Versen
Luise Hensels:
„Quält dich heimlich Sehnen,
Unverstand’nes Weh,
Sprich zu ihm mit Tränen:
Herr, dein Will’ gescheh’.“
Zu beiden Seiten der Brüstung sitzen zwei
reizende Putten mit Musikinstrumenten. Auf
ihren Knien ruht ein Blumengewinde, das in
hübscher Linie den oberen Teil des Denkmals
reizvoll abschliesst. Durch dieses genrehafte,
sehr dekorative Beiwerk wird die lyrische
Note des Denkmals, das in einem vorgelagerten
halbrunden Wasserbecken seine volle archi-
tektonische Lösung erhält, glücklich verstärkt.
Das Denkmal, das aus lothringischem Muschel-
kalk besteht, fand in Paderborn am Westerntor
auf grünem Rasen, von Bäumen drapiert,
seine Aufstellung. Die Schöpfer desselben sind
die beiden jungen Münchener Künstler Archi-
tekt Wilhelm Erb, ein Münchener Kind und ehe-
maliger Schüler des Professors Richard Berndl,
und Bildhauer Rudolf Henn, ein Pfälzer und
einstiger Schüler von Professor Wadere. Bei
der von der Deutschen Gesellschaft für christ-
liche Kunst im Namen des Ausschusses zur
Errichtung eines Luise Hensel-Denkmals aus-
geschriebenen Konkurrenz hatten sie seinerzeit
unter hundert Bewerbungen den I. Preis und
zwei Belobungen erhalten.
TRINKBRUNNEN
er Regierungspräsident von Düsseldorf
erliess eine Verfügung, welche die Er-
haltung schöner alter Trinkbrunnen betrifft,
gegen deren Beseitigung geschichtliche und
künstlerische Gründe sprächen und die jeder-

mann eine Trinkgelegenheit boten. Es wird
im Erlass darauf hingewiesen, dass die Er-
richtung der Monumentalbrunnen des 19. Jahr-
hunderts nur den Vögeln Wasser geben, den
Menschen, Pferden und Hunden aber nicht.
Die Anlage neuer kleinerer Brunnenanlagen,
welche der modernen Hygiene entsprechen
und das Strassenbild beleben, wird dringend
empfohlen. — Wir haben nicht verfehlt, im
„Pionier“ mehrfach auf kleine Brunnenentwürfe
hinzuweisen, deren Kosten jede Gemeinde er-
schwingen könnte, und für die sich wohl
Stifter fänden, die aber auch der Allgemein-
heit nicht allein nach der hygienischen und
ästhetischen Seite nützen würden, sondern
auch religiös, da sie christliche Motive vor
aller Augen rücken. Die Freunde der Reli-
gion — die folgerichtig ebenso warme För-
derer der christlichen Kunst sein müssten —
dürfen sich die Gelegenheit nicht entgehen
lassen, welche die öffentlichen Trinkbrunnen
für Anbringung religiöser Darstellungen bieten.
Vgl. im Ifd. Jg. die Abb. S. 12, 44 und 47; —
im vorigen Jg. Abb. S. 38 (Entwurf von A.
Negretti); — im III. Jg. Abb. S. 21 ; — im
II. Jg. Abb. S. 93 (Entwurf von Val. Kraus).
Die zu wählenden religiösen Motive wären
dem Aufstellungsort und etwaigen besonderen
örtlichen Verhältnissen anzupassen. Im all-
gemeinen eignet sich jede religiöse Darstel-
lung. Im besonderen könnten gewählt werden
Motive aus der Hl. Schrift oder auch aus der
Heiligengeschichte und Legende, die sich aut
das Wasser beziehen, z. B. Jesus am Jakobs-
brunnen (Relief), Hochzeit zu Kana (Relief),
Taufe Jesu, Johannes der Täufer allein, Wunder
am Teich Bethesda, Christophorus. Für Schul-
brunnen: das Christkind, Madonna mit Kind,
Szenen aus der Kindheit Jesu, Jesus der Kinder-
freund. Für Friedhofsbrunnen : die Paradieses-
quellen, Auferstehung Jesu, der Auferstandene im
Garten mit Magdalena, Szenen aus dem Sechs-
tagewerk, der Syrer Naaman, Totenerweckun-
gen. Kriegerdenkmäler wären leicht als Brunnen
zu gestalten und würden dadurch ausserordent-
lich an Volkstümlichkeit und Wert gewinnen
(vgl. Abb. S. 44)' S. Staudhamer.


Redaktion: S. Staudhamer; Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, G. m. b.II.; Druck der Verlagsanstalt
vorm. G. J. Manz, Buch- und Kunstdruckerei; sämtlich in München.
 
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