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MITTEILUNGEN

förmlich zu dem Versuch mit farbiger Wirkung.
Dies um so mehr, als jm Mittelalter wie in
unseren Tagen ein grosser Teil (meist der
kaufkräftige) die Mehrfarbigkeit der vornehmen
Wirkung von Schwarzweiss (beziehungsweise
einer Farbe) vorzieht. Wir erkennen aufs
erste zwei Wege, um mehrfarbigen Druck zu
erzielen; entweder es werden verschiedene
Farben auf einer Platte aufgetragen (tampo-
niert) oder aber für jede Farbe wird eine
eigene Platte gefertigt. In ersterem Falle er-
geben sich naturgemäss auch nicht zwei ganz
gleichmässige Drucke, in letzterem lässt sich
dies wohl bis auf wenige, fast unscheinbare
Abweichungen erzielen. Bezüglich der Wahl
der Technik bestehen verschiedene Möglich-
lichkeiten, wie sie der Künstler für seine
Eigenart braucht; sehr beliebt ist die Aqua-
tinta zur Beschaffung von Farbplatten, was
oben bereits erwähnt wurde.
Das neunzehnte wie das zwanzigste Jahr-
hundert verwertet im Geiste der Zeit die er-
probten Errungenschaften vergangener Jahr-
hunderte, denn der Kupferdruck bleibt im
Vergleich zum Holzschnitt konservativ und
nimmt eine ruhigere Entwicklung als dieser.
Wir aber wollen nicht von ihm scheiden, ohne
auch noch wenigstens einige wenige seiner
verdienstvollen Vertreter genannt zu haben:
Karl Staufer-Bern (1857—1891), Max Klinger,
Franz Stuck, Peter Hahn, Otto Greiner, Otto
Ubbelohde von Deutschen und James Whistler
von den Engländern.
Die einstmalige Alltäglichkeit des Kupfer-
stichs mit ihren Kalendern, Gratulationskarten,
Kartenspielen und Initialen ist längst vorüber
und vielfach schon vergessen. Die billigen
Buch- und Lithographiedrucke schalten den
kostspieligen Rivalen gänzlich aus. Nur sehr
vereinzelt sehen wir Familienanzeigen, Ehren-
diplome oder neuerdings Besuchskarten aus
fürstlichen Häusern, häufiger Exlibris, in der
edlen Kunst der Kupferradierung ausgeführt
und rechnen diese Blätter zu den begehrten
Sammelobjekten.

MITTEILUNGEN
Künstlerhonorar und Bilderpreis. — Einen
der wundesten Punkte im Künstlerleben hat jüngst wieder
ein Vorgang im Kunsthandel grell beleuchtet. Der Pariser
Maler Degas hat seinerzeit ein Bild, das eine Ballett-
tänzerin dars'ellt, um 500 Francs verkauft. Bei einer
Versteigerung am 10. Dezember 1912 erwarb ein Ameri-
kaner das Gemälde um 450,000 Francs. Es ist eine
enorme Summe, welche der Kunsthandel an diesem Bild
gewann; denn wohlgemerkt, der 79jährige Künstler,
welcher in dürftigen Verhältnissen lebt, hat davon keinen
Centime. Vor der Kunstliebe des Käufers müsste man
aber mehr Hochachtung besitzen, wenn er dem Künstler
ein Ehrengeschenk gemacht hätte, unter Verzicht auf das
Bild, falls er sich nicht die Ausgabe für dieses noch
dazu leisten konnte.
Was soll ich lesen? — Literarischer Ratgeber für
Studierende. Unter Mitwirkung vieler Fachmänner. Her-
ausgegeben von Hermann Acker. Gr. 8°, 240 Seiten,
3 Kunstbeilagen. Paulinusdruckerei, Trier. Preis Mk. 1.25,
geb. Mk. 2.—. Für Studierende und ihre Ratgeber, aber
auch für jedermann ein nützliches Nachschlagewerk über
alle Gebiete des Wissens. Auf S 54—71 sind zahl-
reiche Publikationen über Kunst und Kunstgeschichte zu-
sammengestellt, denen wir die weiteste Verbreitung
wünschen. Dem schön gedruckten Buch sind drei Kunst-
beilagen einverleibt, darunter der ausgezeichnete Qhristus-
kopf von Leo Samberger,
Ausstellung älterer christlicher Kunst
in Herzogenbusch (Holland). Die Ausstellung umfasst
alles, was zur Ausstattung und zum Schmuck der Gottes-
häuser gehört, namentlich Goldschmiedekunst und Kunst-
gewerbe. Wen der Weg auf seiner Sommerferienreise
in die Nähe führt, der möge nicht versäumen, sie zu
studieren.
Auf den M a r i e n b r u n n e n in Starnberg,
der auf Seite 70 abgebildet ist, möchten wir hier noch
in Kürze zurückkommen, da uns in Nr. 9 der Raum fehlte.
Das Denkmal zeichnet sich durch glückliche Anpassung
an die Umgebung, das aufsteigende Gelände und die
nahen Gebäude, aus, ein Verdienst der beiden zusammen-
wirkenden Künstler, des Architekten, kgl. Bauamtsassessors
F. X. Grömbach und des Bildhauers Rauscher.
Die Säule mit ihrer schlanken, zartbewegten Aufwärts-
bewegung und der günstigen Umrahmung des Marien-
bildes klingt anmutig mit dem im Hintergrund sichtbaren
Turm des schönen Pfarrkirchleins zusammen. Die sorg-
sam abgewogene Steinumfassung mit der Ruhebank auf
der e'nen und der lieblichen Plastik auf der anderen
Seite ordnet sich unter Betonung der Horizontalen den
Linien des Berges und der Häus°r harmonisch ein.
S. St.

Redaktion: S. Staudhamer; Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, G. m. b. H.; Druck der Verlagsanstalt
vorm. G. J. Manz, Buch- und Kunstdruckerei; sämtlich in München.
 
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