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Poulsen, Frederik
Der Orient und die frühgriechische Kunst: mit 197 Abbildungen — Leipzig, Berlin: Druck und Verlag von B.G. Teubner, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.52590#0051
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Zeitbestimmung der jüngeren Schalen; Elfenbeinfunde in Nimrud 37
sehe zusammen gefunden worden, was eher für das VII. Jahrhundert spricht.1) Jedenfalls
ist es unmöglich, mit Montelius an das IX. Jahrhundert zu denken.2 3) Dem widersprechen
nicht nur die mitgefundenen griechischen Gegenstände, sondern auch die stilistischen Zeug-
nisse der Metallschalen selbst. Innerhalb dieses Jahrhunderts kann sich die bedeutende Ent-
wickelung der phönikischen Schalen unmöglich vollzogen haben, um so weniger als die
ältesten Nimrudschalen wohl erst ca. 875 v. Chr. entstanden sind.8) Aber wie weit ins
VII. Jahrhundert hinein die Geschichte der phönikischen Schalen sich erstreckt, können wir
vorläufig nicht mit Bestimmtheit sagen.
VIERTES KAPITEL
PHÖNIKISCHE UND HITTITISCHE ELFENBEINARBEITEN
Die Inkrustation der Möbel durch Elfenbeinplatten war ein im alten Orient so ver-
breiteter Luxus, daß selbst die Juden sich seiner nicht erwehren konnten. Besonders waren
die Phöniker deswegen berühmt, und Ezechiel (XXVII6) berichtet, daß selbst die Ruderbänke
ihrer Schiffe mit Elfenbeineinlagen geschmückt waren. Sicher haben Phöniker auch den
berühmten vergoldeten und mit Elfenbein inkrustierten Thron Salomons geschaffen (Kön. I,
10, 18).4) Oberhaupt ist Syrien schon im II. Jahrtausend das Land der Elefanten und des
Elfenbeines und exportiert, mit Kypern als Stapelplatz, selbst nach Ägypten das kostbare
Material.5)
Bei den Ausgrabungen Layards in Nimrud kamen im Nordwestpalast außer den schon
besprochenen Bronzeschalen eine Menge von kleinen Elfenbeinfragmenten zum Vorschein.6 7)
Die meisten waren Reliefs, kleine abgeschlossene Panele, und bei der mehrfachen Wieder-
holung derselben Darstellung in derselben Größe lag der Schluß nahe, daß sie zur Ver-
zierung von Möbeln wie Klinen, Tischen und Lehnsesseln verwendet gewesen waren, um-
somehr als Möbel mit solcher Ausschmückung auf den assyrischen Reliefs abgebildet waren.
Auch die Reliefs ä jour und die kleinen Freiskulpturen karyatidenartigen Charakters waren
für Möbelinkrustation bestimmt.’) Andere Fragmente stammten offenbar von elfenbeinernen
Pyxides her.
Layard selbst hielt diese Elfenbeinsachen für einheimisch-assyrisch, obwohl auch er
die Nachahmung ägyptischer Vorbilder anerkannte.8) Longperier war der erste, der sie als
phönikisch bezeichnete9), und dieser Ansicht haben sich seitdem die meisten Gelehrten an-
geschlossen.10) Elfenbein als Rohmaterial ist vielfach in den assyrischen Palästen gefunden
worden, und ein paar Mal trugen solche Elfenbeinstücke phönikische Inschriften.11) Da-
t) Pinza 1. c. S. 133 f. 2) Milani geht noch weiter und überbietet Montelius um ein Jahrhundert.
3) Auf die Zeitbestimmung der frühetruskischen Gräber kommen wir im X. Kapitel nochmals zurück.
4) Helbig, Annali 1879 S. 6.
5) v. Lichtenberg: Einflüsse der ägäischen Kultur auf Ägypten S. 12. v. Bissing: Der Anteil der
ägyptischen Kunst am Kunstleben der Völker. Festrede der Münch. Akad. der Wissensch. 1912. S. 5 und S. 81.
6) Vgl. Fossey: Manuel d’Assyrologie I 33 und Rawlinson: Five great monarchies2 I 373.
7) Perrot II 723 ff. 8) Monuments of Niniveh I S. 19.
9) Musee Napoleon III Text zu Taf. XXXIII.
10) Julius Lange: Det joniske Kapitaels Oprindelse og Forhistorie. Kgl. danske Videnskabernes Sel-
skabs Skrifter V, II 1877 S. 125 ff. v. Bissing, Arch. Jahrb. XIII 1898 S. 43. Guide to the Babyl. and Assyr.
Antiqu. of. Brit. Mus. 1908. S. 28.
11) Perrot II 731 Anm. 1.
 
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