Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Poulsen, Frederik
Der Orient und die frühgriechische Kunst: mit 197 Abbildungen — Leipzig, Berlin: Druck und Verlag von B.G. Teubner, 1912

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52590#0198
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ANHANG

Zu Seite 9. Über das Augenpaar in der ägyptischen Kunst handelt zusammenfassend
v. Bissing: Der Anteil der ägyptischen Kunst am Kunstleben der Völker. S. 66. Er macht auf
die ursprüngliche Bedeutung der Augen bei den Ägyptern aufmerksam: sie seien für den
„Ka“ da, um ihn zum Sehen zu verhelfen. Aber wenn Bissing die apotropäische Verwendung
des Auges in Ägypten bestreitet, darf man doch auf die Augenamulette hinweisen, die ja
wohl sicher auch im Leben getragen wurden. Seine Erklärung hilft uns aber die allmähliche
Entwickelung psychologisch zu verstehen. Zuerst waren die „Augen“ das Werkzeug des
Toten, um ihm Sehkraft zu
verleihen. Dann entstand der
Glaube, daß sie auch dem Le-
benden helfen konnten, so daß
er durch sie heimliche Gefahren
entdeckte und sich dagegen
wehren konnte. Damit war das
gemalteoder plastisch gebildete
Auge schon apotropäisch ge-
worden, und man konnte es - im
dritten Stadium der Entwicke-
lung — einfach unter die Abzei-
chen einreihen, die wie z. B. der
Phallos das Böse verscheuchen.
Zu Seite 134. Der kyprische
Einfluß in Gordion läßt sich
besonders aus der im Stadt-
hügel gefundenen Keramik ab-
lesen. Es sind teils importierte kyprische Gefäße, teils einheimische Nachahmungen von sol-
chen in Scherben aufgedeckt worden. G. und A. Körte: Gordion S. 88ff.
Zu Seite 149. Mit der liegenden Sphinx auf dem kretischen Reliefpithos Abb. 174 ist eine
andere verwandt, die ich durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Curtius hier zum ersten Mal
abbilde. (Abb. 197.) Das Pithosfragment befindet sich im Museum von Kandia und ist von sicher
kretischem, grünlich gelbem Ton. Kreta ist ja noch immer das Land der großen Pithoi wegen
seines vorzüglichen Tons, der den Aufbau in Absätzen durch mehrere Tage ermöglicht. Das
Profil der Mündung unseres Fragmentes erinnert stark an das der melischen Amphoren, und
auch die Metopeneinteilung am Halse mutet ganz melisch an. (Vgl. Bull, de corr. hell. XXXV
1911 S. 410 Fig. 68-69.) Der Körper der Sphinxfigur ist stark stilisiert, eine Vereinfachung
des Löwenkörpers der Abb. 174, und die riesigen Pranken bilden in ihrer orientalischen Lebens-
fülle dazu einen sonderbaren Gegensatz. Man braucht nur mit der Sphinx aus Ephesus Abb. 109
zu vergleichen, um die Überlegenheit des ionischen Fabeltieres zu erkennen. Auch diese kre-
tische Sphinx hat eine ungefiederte Brust (vgl. oben S. 162). Die Flügel haben die schon oben
(S. 114) besprochene, den Sichelflügeln vorausgehende Form, was bei einer Figur mit einem
so entwickelten Gesicht (vgl. die rhodische Terrakotte Abb. 186) und mit einer so lang herab-
fallenden Etagenperücke eine gewisse Starrheit bekundet, die wir eben nicht in einer führen-
den Kunst erwarten sollten.

Abb. 197. Kretisches Pithosfragment mit liegender Sphinx. (Nach Photographie.)
 
Annotationen