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4. Münzen
Abgrenzung von Denaren in merowingischer Tradition,101 doch verweisen alle
Exemplare eindeutig auf Pippin.102 Schiesser scheint also zu hart zu urteilen,
wenn er bei den pippinischen Obolen überhaupt keine Zäsur zur Merowinger-
zeit erkennen mag.103 Nur am Rande sei vermerkt, dass die Einführung von
Obolen im Frankenreich somit natürlich nicht das Verdienst Pippins ist, wie die
ältere Forschung vor der Entdeckung der merowingischen Obolen teilweise
annahm.104 Die pippinischen Obolen zeugen also nicht von dem Versuch, durch
die Einführung einer kleineren Zahlungseinheit die Geldverwendung in der
Bevölkerung zu steigern.
Eine weitere Deutung des Münzkapitels ist, dass das Ziel der Reform die
Kompatibilität mit dem arabischen Münzraum gewesen sei. So geht beispiels-
weise Renee Doehard davon aus, dass die fränkischen Münzen den islamischen
Münzen qualitativ unterlegen gewesen seien, was dazu geführt habe, dass
Pippin und später Karl der Große das Münzwesen reformiert hätten.105 In der Tat
fällt auch bei aller gebotener Vorsicht auf, dass die gefundenen Münzen unter
Pippin grob betrachtet wieder etwas schwerer und damit wertvoller sind. Doch
solange das ursprünglich intendierte Gewicht des merowingischen Silberdenars
unbekannt ist, kann diese Interpretation des pippinischen Münzkapitels weder
verifiziert noch falsifiziert werden.
Aus einer anderen Perspektive ist das Münzkapitel als wahre Reform, als
Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands begriffen worden. Nach dieser
Deutung sei zwar das Gewicht der Münzen gegenüber der ersten Jahrhundert-
hälfte erhöht worden, dies sei aber erfolgt, um die Kaufkraft des einzelnen De-
nars stabil zu halten.106 In dieser Sicht sorgte Pippin für eine Art Inflationsaus-
gleich. Feste Abgaben, wie beispielsweise der von Karlmann in Les Estinnes
festgelegte Entschädigungssolidus für entfremdetes Kirchengut, würden so in
ihrem Wert stabil bleiben.
Doch die Frage, ob in der Mitte des 8. Jahrhunderts Inflation oder Deflation
herrschte, lässt sich anhand der Quellen nicht mehr klären und bleibt höchst
spekulativ. Selbst wenn durch das Erschließen neuer Minen und mehr Silber-
zufuhr von außen größere Silbermengen im Frankenreich vorhanden gewesen
sein sollten, könnten dem auf der anderen Seite auch größere produzierte Wa-
renmengen gegenübergestanden haben, die für einen Ausgleich oder gar für
Deflation gesorgt haben könnten. Wichtiger als dieses nicht zu lösende Problem
worden seien. Zudem sei es teilweise nicht möglich, Obolen Pippins und Karls des Großen
auseinanderzuhalten.
101 Vgl. Schiesser, Oboles, S. 35.
102 Der in seiner Echtheit umstrittene Obolus wiese sogar mit RP auf der Vorderseite und RxF auf
der Rückseite beide für Pippin typischen Legenden auf.
103 Vgl. Schiesser, Oboles, S. 35: „Une nouvelle fois, la reforme de Charlemagne de 793 marque la
veritable rupture numismatique entre l'epoque merovingienne et carolingienne."
104 Vgl. beispielsweise Garipzanov, Symbolic Language, S. 33 f. Teilweise wurde die Einführung von
Obolen auch erst unter Ludwig dem Frommen angesetzt. Vgl. beispielsweise Grierson —
Blackburn, Early Middle Ages, S. 213; Kuchenbuch, Verhältnisse, S. 200.
105 Vgl. Doehaerd, Reformes monetaires, S. 17-20.
106 Vgl. Bolin, Mohammed.
4. Münzen
Abgrenzung von Denaren in merowingischer Tradition,101 doch verweisen alle
Exemplare eindeutig auf Pippin.102 Schiesser scheint also zu hart zu urteilen,
wenn er bei den pippinischen Obolen überhaupt keine Zäsur zur Merowinger-
zeit erkennen mag.103 Nur am Rande sei vermerkt, dass die Einführung von
Obolen im Frankenreich somit natürlich nicht das Verdienst Pippins ist, wie die
ältere Forschung vor der Entdeckung der merowingischen Obolen teilweise
annahm.104 Die pippinischen Obolen zeugen also nicht von dem Versuch, durch
die Einführung einer kleineren Zahlungseinheit die Geldverwendung in der
Bevölkerung zu steigern.
Eine weitere Deutung des Münzkapitels ist, dass das Ziel der Reform die
Kompatibilität mit dem arabischen Münzraum gewesen sei. So geht beispiels-
weise Renee Doehard davon aus, dass die fränkischen Münzen den islamischen
Münzen qualitativ unterlegen gewesen seien, was dazu geführt habe, dass
Pippin und später Karl der Große das Münzwesen reformiert hätten.105 In der Tat
fällt auch bei aller gebotener Vorsicht auf, dass die gefundenen Münzen unter
Pippin grob betrachtet wieder etwas schwerer und damit wertvoller sind. Doch
solange das ursprünglich intendierte Gewicht des merowingischen Silberdenars
unbekannt ist, kann diese Interpretation des pippinischen Münzkapitels weder
verifiziert noch falsifiziert werden.
Aus einer anderen Perspektive ist das Münzkapitel als wahre Reform, als
Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands begriffen worden. Nach dieser
Deutung sei zwar das Gewicht der Münzen gegenüber der ersten Jahrhundert-
hälfte erhöht worden, dies sei aber erfolgt, um die Kaufkraft des einzelnen De-
nars stabil zu halten.106 In dieser Sicht sorgte Pippin für eine Art Inflationsaus-
gleich. Feste Abgaben, wie beispielsweise der von Karlmann in Les Estinnes
festgelegte Entschädigungssolidus für entfremdetes Kirchengut, würden so in
ihrem Wert stabil bleiben.
Doch die Frage, ob in der Mitte des 8. Jahrhunderts Inflation oder Deflation
herrschte, lässt sich anhand der Quellen nicht mehr klären und bleibt höchst
spekulativ. Selbst wenn durch das Erschließen neuer Minen und mehr Silber-
zufuhr von außen größere Silbermengen im Frankenreich vorhanden gewesen
sein sollten, könnten dem auf der anderen Seite auch größere produzierte Wa-
renmengen gegenübergestanden haben, die für einen Ausgleich oder gar für
Deflation gesorgt haben könnten. Wichtiger als dieses nicht zu lösende Problem
worden seien. Zudem sei es teilweise nicht möglich, Obolen Pippins und Karls des Großen
auseinanderzuhalten.
101 Vgl. Schiesser, Oboles, S. 35.
102 Der in seiner Echtheit umstrittene Obolus wiese sogar mit RP auf der Vorderseite und RxF auf
der Rückseite beide für Pippin typischen Legenden auf.
103 Vgl. Schiesser, Oboles, S. 35: „Une nouvelle fois, la reforme de Charlemagne de 793 marque la
veritable rupture numismatique entre l'epoque merovingienne et carolingienne."
104 Vgl. beispielsweise Garipzanov, Symbolic Language, S. 33 f. Teilweise wurde die Einführung von
Obolen auch erst unter Ludwig dem Frommen angesetzt. Vgl. beispielsweise Grierson —
Blackburn, Early Middle Ages, S. 213; Kuchenbuch, Verhältnisse, S. 200.
105 Vgl. Doehaerd, Reformes monetaires, S. 17-20.
106 Vgl. Bolin, Mohammed.