4.2 Münzen Pippins als Medium
123
beziehungsweise Metz126 und St-Denis127 diskutiert. Eine in einem Aquädukt in
der unmittelbaren Nähe von St-Denis gefundene Bleiplatte, die Abdrücke dieser
Münzen enthält, spricht dafür, dass die Münzen tatsächlich dort geprägt worden
sein könnten.128 Diese relativ wahrscheinliche Lokalisierung der Prägestätte
bedeutet jedoch nicht, dass es sich bei der Legende um den Ortsnamen St-Denis
handeln muss, wie Metcalf behauptet. Wenn es sich um einen Personennamen
handeln sollte, stellt sich die Frage, wer die Person gewesen sein soll und welche
Funktion sie ausgeübt haben könnte. Es müsste sich um eine nachgeordnete oder
weltliche Person handeln, da der Abbatiat in der fraglichen Zeit von Fulrad (750-
784) bekleidet wurde. Doch bringt es nichts darüber zu spekulieren. Zusam-
menfassend lässt sich festhalten, dass die Denare höchstwahrscheinlich in St-
Denis geprägt wurden und die Legende der Rückseite nicht sicher gedeutet
werden kann.
Bei Erodbert dürfte es sich in der Tat um eine Person handeln.129 Es sind
jedoch Zweifel angebracht, ob der auf der Münze genannte Erodbert mit einem
741 bezeugten Graf Radbertus und mit dem in einem Brief Papst Pauls I. an
Pippin genannten Vir illuster Radbertus identisch ist.130
126 Vgl. Kluge, Am Beginn, S. 49. Kluges Argument, dass aufgrund der hohen Anzahl von Münzen
davon auszugehen sei, dass sich hinter der Legende eine sonst nicht belegte, bedeutende
Münzstätte wie Melle oder vielleicht auch Metz verbergen müsse, mag nicht überzeugen.
127 Vgl. Metcalf, Pepin, der ANTRD-NO (D in Form von A) liest. Seiner Auflösung ANT[istitio]
R[egio] D[io]N[usiac]O, folgte die Forschung überwiegend nicht oder wies sie zurück. Vgl.
Morrison — Grunthal, Carolingian Coinage, S. 81 f. Nr. 47; Grierson — Blackburn, Early Middle
Ages, S. 634 Nr. 720, Kluge, Am Beginn, S. 49. Das Wort antistitium im Sinne von Kloster scheint
sehr selten zu sein, zumindest führen weder Niermeyer — van de Kieft — Bürger, Lexicon, S. 63, noch
das Mittellateinische Wörterbuch, Bd. 1, S. 722 diese Bedeutung auf. Häufiger ist hingegen das
Wort antistes im Sinne von Abt beleg, das zwar auch für ANT eingesetzt werden könnte, aber
nicht mit der von Metcalf vorgeschlagenen Auflösung R[egius] in Einklang zu bringen ist.
Hinzu kommt, dass die Lesung an sich nicht auf alle Exemplare übertragbar ist. So ist bei-
spielweise auf einem Berliner Exemplar deutlich zu sehen, dass der letzte Buchstabe der zweiten
Zeile eher ein A als ein deltaförmiges D ist. Vgl. Berlin, Münzkabinett, Obj. 18245612. Kurzum
die Hypothese überzeugt kaum. Trotz allem will Depeyrot, Numeraire carolingien, S. 531 f.
Nr. 892 an Metcalfs Vorschlag festhalten. Dhenin, Monnaies, S. 311, betont hingegen, dass keine
Münzen aus der Zeit Pippins für St-Denis erhalten seien.
128 Die Platte wird von Heron — Meyer, L'environnement, S. 80 und Romero, Saint-Denis, S. 45 als
Prüfplatte für Münzstempel interpretiert. Anders als Heron — Meyer die Abdrücke beschreiben,
wird es sich vermutlich nicht um rückläufige Schrift handeln, sondern um einen spiegelver-
kehrten Abdruck. Dies bedeutet, dass der Stempelschneider die Legende nicht spiegelverkehrt
und somit falschherum in den Stempel geschnitten hat. Die Bleiplatte bezeugt also die Über-
prüfung eines fehlerhaften Stempels, von der ausgegangen werden muss, dass sie am Ort der
Münzprägung durchgeführt wurde.
129 Vgl. Depeyrot, Numeraire carolingien, S. 337 Nr. 431B.
130 Diese Gleichsetzung wird vorgenommen durch Crinon, Attribution. MGH D Arnulf. 14, S. 34
Z. 3: Signum Ratberti comitis. Codex Carolinus Nr. 30, S. 536 Z. 10-12 [...] iam absolutis vestris
missis, qui nuper ad nos coniunxerunt, Wilchario videlicet sanctissimo fratre et coepiscopo nostro seu
Felice religioso et Ratberto viro inlustri [...].
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beziehungsweise Metz126 und St-Denis127 diskutiert. Eine in einem Aquädukt in
der unmittelbaren Nähe von St-Denis gefundene Bleiplatte, die Abdrücke dieser
Münzen enthält, spricht dafür, dass die Münzen tatsächlich dort geprägt worden
sein könnten.128 Diese relativ wahrscheinliche Lokalisierung der Prägestätte
bedeutet jedoch nicht, dass es sich bei der Legende um den Ortsnamen St-Denis
handeln muss, wie Metcalf behauptet. Wenn es sich um einen Personennamen
handeln sollte, stellt sich die Frage, wer die Person gewesen sein soll und welche
Funktion sie ausgeübt haben könnte. Es müsste sich um eine nachgeordnete oder
weltliche Person handeln, da der Abbatiat in der fraglichen Zeit von Fulrad (750-
784) bekleidet wurde. Doch bringt es nichts darüber zu spekulieren. Zusam-
menfassend lässt sich festhalten, dass die Denare höchstwahrscheinlich in St-
Denis geprägt wurden und die Legende der Rückseite nicht sicher gedeutet
werden kann.
Bei Erodbert dürfte es sich in der Tat um eine Person handeln.129 Es sind
jedoch Zweifel angebracht, ob der auf der Münze genannte Erodbert mit einem
741 bezeugten Graf Radbertus und mit dem in einem Brief Papst Pauls I. an
Pippin genannten Vir illuster Radbertus identisch ist.130
126 Vgl. Kluge, Am Beginn, S. 49. Kluges Argument, dass aufgrund der hohen Anzahl von Münzen
davon auszugehen sei, dass sich hinter der Legende eine sonst nicht belegte, bedeutende
Münzstätte wie Melle oder vielleicht auch Metz verbergen müsse, mag nicht überzeugen.
127 Vgl. Metcalf, Pepin, der ANTRD-NO (D in Form von A) liest. Seiner Auflösung ANT[istitio]
R[egio] D[io]N[usiac]O, folgte die Forschung überwiegend nicht oder wies sie zurück. Vgl.
Morrison — Grunthal, Carolingian Coinage, S. 81 f. Nr. 47; Grierson — Blackburn, Early Middle
Ages, S. 634 Nr. 720, Kluge, Am Beginn, S. 49. Das Wort antistitium im Sinne von Kloster scheint
sehr selten zu sein, zumindest führen weder Niermeyer — van de Kieft — Bürger, Lexicon, S. 63, noch
das Mittellateinische Wörterbuch, Bd. 1, S. 722 diese Bedeutung auf. Häufiger ist hingegen das
Wort antistes im Sinne von Abt beleg, das zwar auch für ANT eingesetzt werden könnte, aber
nicht mit der von Metcalf vorgeschlagenen Auflösung R[egius] in Einklang zu bringen ist.
Hinzu kommt, dass die Lesung an sich nicht auf alle Exemplare übertragbar ist. So ist bei-
spielweise auf einem Berliner Exemplar deutlich zu sehen, dass der letzte Buchstabe der zweiten
Zeile eher ein A als ein deltaförmiges D ist. Vgl. Berlin, Münzkabinett, Obj. 18245612. Kurzum
die Hypothese überzeugt kaum. Trotz allem will Depeyrot, Numeraire carolingien, S. 531 f.
Nr. 892 an Metcalfs Vorschlag festhalten. Dhenin, Monnaies, S. 311, betont hingegen, dass keine
Münzen aus der Zeit Pippins für St-Denis erhalten seien.
128 Die Platte wird von Heron — Meyer, L'environnement, S. 80 und Romero, Saint-Denis, S. 45 als
Prüfplatte für Münzstempel interpretiert. Anders als Heron — Meyer die Abdrücke beschreiben,
wird es sich vermutlich nicht um rückläufige Schrift handeln, sondern um einen spiegelver-
kehrten Abdruck. Dies bedeutet, dass der Stempelschneider die Legende nicht spiegelverkehrt
und somit falschherum in den Stempel geschnitten hat. Die Bleiplatte bezeugt also die Über-
prüfung eines fehlerhaften Stempels, von der ausgegangen werden muss, dass sie am Ort der
Münzprägung durchgeführt wurde.
129 Vgl. Depeyrot, Numeraire carolingien, S. 337 Nr. 431B.
130 Diese Gleichsetzung wird vorgenommen durch Crinon, Attribution. MGH D Arnulf. 14, S. 34
Z. 3: Signum Ratberti comitis. Codex Carolinus Nr. 30, S. 536 Z. 10-12 [...] iam absolutis vestris
missis, qui nuper ad nos coniunxerunt, Wilchario videlicet sanctissimo fratre et coepiscopo nostro seu
Felice religioso et Ratberto viro inlustri [...].