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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 20.1898

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Nr. 3-4
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Bissing, Friedrich Wilhelm von: Zur Polychromie der altaegyptischen Skulptur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12427#0136
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ZUR POLYCHROMIE DER ALTyEGYPTISCHEN SKULPTUR

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leicht der Scliwanz gelb waren1, genug. Der merkwùrdige, Naville, Bubastis,Tâî. XI,
publicierte Kopf hatte sicher eingelegte Augen, — so gut wie die Granitstatuen der
Kônigin Nofret — und Bronzewimpern. Fur die Aufnahme dieser haben nâmlich zwei-
fellos die im Innern des Auges befindlichen Rillen gedient. Man môchte giauben, dass
auch andere Einzelheiten farbig wiedergegeben waren.

Im neuen Reich sind glatt polierte Statuen fast die Regel. Dennoch macht man
einen ausreichenden Gebrauch von der Farbe und es mag mehr Zufall der Erhaltung
als etwa Folge eines verschiedenen Farbaufwandes sein, dass die besten Beispiele fur
Polychromie an nicht polierten, nur geglàtteten Statuen sich finden. Denn die schon
heraugezogene Gruppe aus Ramesses II Zeit und eine Reihe anderer bemalter Fragmente
lehren deutlich, dass auch polierte Flàchen bernait wurden. Uns mag das befremdlich
erscheinen : aber der ^Egypter, der Riesengranitblôcke versetzte, um sie erst wàhrend
des Baus an Ort und Stelle anzupassen, der Fussbôden in seinen Palâsten aus bemaltem
Lehm herstellte, scheute keine auch noch so unôkonomische Arbeit. Beispiele von
Bemalung der nackten Fleischteile sind mir aus dieser Zeit nicht bekannt.

Besonders gut zur Politur eignete sich der dunkelgrùne metamorphische Schiefer.
Die Rômer haben ihn und âhnliche dunkle Steine bekanntlich gern zu Copieen nach
Bronze benutzt. Und wie man gewôhnt war, die menschliche Gestalt ohne besondere
Farbung des Fleisches in Bronze wiedergegeben zu sehen, so mag man auch am
leichtesten bei den in der Spàtzeit allgemein ùblichen Bildwerken aus schwarz-grùnem
Schiefer von jeder Farbung abgesehn haben.

Immerhin fehlen auch aus der Zeit nach der XXIten Dynastie Beispiele von Poly-
chromie nicht. Und da man « Rosengranit » zu statuarischen Zwecken verhàltnismâssig
selten verwendet, sind es Werke aus ebendiesem Schiefer oder dunklen Steinen : so
der bekannte Tarakeskopf aus schwarzem Diorit : hier sind die Augen und clie einst
wohl vergoldete Kappe rauh gelassen, die ùbrigen Teile poliert. Ferner ein Osiris
(N. 1366, Virey) aus grunem Schiefer; die nicht polierte Oberflâche hat die roten
Begrenzungslinien fur das Halsband und die schwarze Farbung der Augenwimpern
bewahrt. Im ùbrigen will ich nicht wiederholen, was Rec. de Trav., 1895, 105 fî., fur
die Spàtzeit ausgefuhrt ist : an den in Gizeh ausgestellten Bildwerken der Zeit nach
Alexander aus hartem Stein habe ich Farbspuren nicht wahrgenommen.

Bisher habe ich die Alabasterstatuen noch unberiicksichtigt gelassen : sie sind
naturgemàss seltner und aus dem A. und M. R. kenne ich nur Statuetten. Auch dièse
waren bernait z. B. neues Inv. 40 == M(aspero), 1, 840, hat schwarzes Haar und schwarze
Augenbrauen, dabei einen grùnen Halskragen, neues Inv. 132, 134 = Virey, 782, 783,
haben schwarzes Haar und schwarz gefàrbte Basis und freie Râume. Intéressant ist
eine ans Ende des A. R. oder den Anfang des M. R. gehôrige Statuette aus Elephan-
tine (neues Inv. 484) wo die Perrùcke und die Brustwarzen aus schwarzem Pech auf-
gelegt sind. Die allbekannte Statue der Ameniritis setzt zum mindesten fur das Halsband

1. Es bat freilich hie und da den Anscbein, als sei die Mâhne rot gewesen; doch môchte ich giauben, dass
dièse roten Stellen verfàrbt sind und nicht die gelblichen; denn was soll eine rote Mâhne?
 
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