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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Editor]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Editor]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 20.1898

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Nr. 3-4
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Bissing, Friedrich Wilhelm von: Zur Polychromie der altaegyptischen Skulptur
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12427#0135
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122

ZU POLYCHROMIE DER ALT^EGYPTISCHEN SKULPTUR

steinstatuen : schwarze Basen und Sessel, schwarze Zwischenrâume unter den Achseln
und zwischen den B.einen, rote Umrisse derganzen Gestalt oder auch nur der Gewânder
(auch schwarz kommt so vor), schwarzes Haar und schwarzer Schnur-Bart (im alten
Reich hâufig angegeben) ; die Augen werden bei dern harten Material lieber schwarz
und weiss bernait als besonders eingesetzt — dies scheint fur Granit u. s. w. erst vom
mittleren Reich an ùblich zu werden im Gefolge der fortgeschrittueren Technik. —
Die Augenwinkel malt man rot, Brauen und Wimpern schwarz, ebenso den seit der
Vlten Dynastie ùblichen Schminkstrich. Gelegentlich giebt man auch die Brustwarzen
in schwarz an mit den sie umgebenden Haaren, hâufiger die hell-rôtlichen Nâgel —
zuweilen geradezu weiss- und,, nach einer Beobachtung Borchardts, die Fârbung der
Fingerspitzen mit Henna.

Hingegen bietet das mir zugàngliche Material nur sehr wenige Beispiele fur die
Bemalung des ganzen Kôrpers. Unbeanstandet ist eigentlich nur die Statuette 131, wo
die Hautfarbe rotbraun ist. Bei der Statue des die meisten

Zùge des obigen Gesammtbildes entlehnt habe1, finden sich an Brust und Armen helle
Farbspuren : sind dièse, wie es den Anschein hat, ait, so hatte er einen braungelben
Fleischton âhnlich wie die bekannte Statue des Rahetep.

Besonders gern gab man mit allen farbigen Einzelheiten den Halsschmuck wieder.
Die in verschiedenen Reihen angeordneten Ketten blauer, gelber und grûner Perlen
mit weissen und grùnen Bommeln daran, hinten zusammengehalten durch ein Gegen-
gewicht, aus vielfarbigen Perlen, in der Gestalt der Hiéroglyphe A (die eben dies Gegen-

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gewicht mit den freien Enden der Perlenschnur darstellt), werden besonders liebevoll
ausgefiihrt. Bei den Bommeln z. B. giebt der Maler gewissenhaft die Zusammensetzung
aus 2 verschiedenen Steinarten an, clie uns die erhaltenen Exemplare aus Dashur als
gebrâuchlich erweisen.

Gleich naturgetreu werden clie Papyrusrollen dargestellt, die viele der sog.
Schreiber auf den Knieen haben — meist sind es vielmehr Lesende : auf gelbem
Grund heben sich die roten Columnen ab mit schwarzen Hieroglyphen.

Im mittleren Reich, das ja in so vielem nur die Fortsetzung der Vlten Dynastie
ist, bleiben die Gesetze der Polychromie die gleichen. Leider ist unser Material recht
armselig, weil clie Kônige vor allem der XIXten Dynastie fur gut fanden die schônen
Diorit- und Basaltkolosse der Xllten Dynastie sich anzueignen. Fur unsere Betrachtung
kommen ail dièse usurpierten Statuen in Wegfall. Immerhin lehren die schon erwàhn-
ten « Hyksossphingen » deren Antlitz rot gemalt war, wâhrend die Mâhne und viel-

1. J kauert in « Schreiberstellung » am Boden. Er trâgt einen weissen, schwarz umrissenen

Schurz, ein Halsband aus blauen, gelben und grûnen Perlen mit grùn-weissen Bommeln, die auf die Brust

fallen. Hinten wird es durch das Gegengewicht [ Vdas in tausend Farben schillert, festgehalten. Haare und

mil

Schnurbart, Augenbrauen und Wimpern sind schwarz gemalt. Von den weissen Augen hebt sich die schwarze
Pupille ab. Auf seinen Knieen liegt die Papyrusrolle, wie sie weiter unten beschrieben wird, in diesem Falle

wohl ein Rechnungsbuch. Man liest darauf noch 0 . Auf Brust und Armen bemerkt man die oben
erwàhnten gelblichen Farbreste. Die Basis und die freien Râume sind schwarz bernait. (V Dynastie.)
 
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