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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 3.1901-1902

DOI Heft:
Februar 1902
DOI Artikel:
Servaes, Franz: Aus Wien
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19302#0455

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erwsrbsri unä bslä bei äen Wienern sinsr kssi
nnbeAren^ten ?opn1aritLt ^enossen.

^Vnck bsnte nocb ist äer^Ieicben rnö§1icb,
nnä Mst in öiesern IVIornents sckeint es sicb
wieäsr einrnsl besieZelt 2u bnben. blocb beine
rivvsi ^akre ist es ber, äa bLrn nns clern bleinen
V^sirnar, sls blncbkolAerin äer in Wien nb^öttiscb
versbrten IVInrie irensrcl, sine bis änbin Ibst
nnbelrnnnte, jeäenknlls nnr in AÄN2 bleinein Lireise
ikrsr 6eöentnn§ nsck erbannte LänAerin unä
OLrstellerin, k'rsn IVIsrie Qntkeil-Lcboäer,
nacb Wien. 3ie Zsstirte als Lsrrnen, sls bleöön
in öen „Qaxa^^i" nnä sls ^ose k'ricinet — unö
clie Wiener wnrsn sinsacb pntk. Lins §nn2 nene
Lnnst tbnt sicb vor ibnen Lnl. Lin nrsprnnA-
licber I^ealisrnus, cler clnbei clock ecbt-wsiblicb
nncl LnrnntiA-NLtürlick wnr, erscbien Aepnart
rnit einer Inte11i§en2 uncl tecbniscben k'ertiAbeit,
wie sie bei Oentscben lrnnin vor^uboininen
x>6e§en — wesbnlb clenn sncb nlles in cler erstsn
Verwirrnn^, Aleicbsnin nin sicb öLS ?künornen
2N erklüren, von äer „öentscben Lellincioni"
sprscb. Oer VerZleick la^ nsbs, nber er war
scblscbt. IVIit clsr Lellincioni knt k^ran Qntbsil-
Lckocler blols clis pbÄnornsnsIe sckLnspisleriscke
Ls^LbnnA Aeinein, clis incles snk siner totnl
verscbieclenen Qasis erwncbsen ist nncl sicb
clesbalb nncb in välliA ancleren ^orrnsn suksert.
Ois Lellincioni ist äie eckts Vertreterin cles
itslieniscben „verisino"; sie Aebürt ^n IVIascnAni
nncl Verx?, 2u QeoncsvLllo nncl ?uccini. Voll
wilcler versckwencleriscber Qeiüenscbnft Ie§t sie
sicb rnit ibrsin bolossalen leinpsrLinent in ikre
^ollsn nncl Inbrt sis rnit stnriniscber Verve
änrcb, ^leicbviel ob sie sicb beiser clnbsi sckreit
nncl Lllsn 8cbönbeits§eset2en ins Qesicbt sckläAt.
k'rLu Qntksil kin§e§sn srbeitet in erster Qinie
rnit ibrern nnZsrnein entwicbelten Lnnstverstsncl.
3ie trä^t §Ieicbsnrn clis Aesarnts WsirnLrsr Knltnr
in sicb, clocb nicbt wie sie ofk^iell srstArrt ist,
sonclern wis sie nns clsn böbersn Lreisen rnit
sieZreicber IVlacbe ins Volb sin§eclrnn§en ist
nncl äiesss eiZenscböpkeriscb Aeinacbt bat. Vorn
Volk stninrnt änker cler „irenlisinns" in cler
Lunst üer k'rnn Qutkei1-8cbocler; äie Weiinnrer
Lnltur sbsr ^eixt sicb in cler ksst unwilllcnrlicben
I^obolro - Qrariie, clie wis ein 2Lrter 8cbirniner,
belebsnä nnä verlclürencl, äsrnber 1ie§t. 8cbnn-
spieleriscb 2-eiAt sick clies ebenso wie §esLN§Iick.
Xls QesnnAsknnstlerin ist sie clnrin Realistin,
äaks ibr cler ^VnscZrncb bübsr stebt nls äie 8ckän-
ksit. /tbsr ibr tiefZewnr^eltes Lnltnrbewnfstsein
Isbrt sie äsn ^Vnsäruclr rnit bnnstleriscb sickeren
IVIitteln, slso init välli§er tecbniscber Qeberrsckt-
keit sr§reifen, nncl nicbt irn Irnpnls eines wilä-
^eworclenen ^VkfeKtes bis rinrn ^ersprinAen äer
nntnrlicksn IVIittel srxwinAen.

Lbne 8inn8t1erin von solck nnAewöbnlicb
reicker 8e§nbnn§ rnnfsts clis Wiener nntur-
ZernÄfs snfs stÄrkste bernbrsn. Onber war ibr
LrnpfsnA entbusiastisck. ^.bsr sls clnnn äie

2eit weiter verstrick, kst sncb k'ran Qntbeil
sinpknclen rnnssen, äas sie „Kickt-VVienerin"
ist. ^nnäcbst bekrittelte innn ikre 8tiinininitte1,
äensn innn äen sinnlicben kLei^ sbsprLcb. Qncl
vislleickt bnt äie Lnnstlsrin tkntsscklicb ein
etwLS spröäes Orxnn, clas ^nrnnl beinerlei k'or-
cierunA verträxt. Oa sber clie 8tirnrne ein
Qesckenli Qottes ist, so bann sie an sicb nicbt
wokl Qe§enstnnc1 clsr Lritib sein. Kritisieren
Icnnn innn erst cln, wo äie bnnstleriscbe 8e-
bnnälnnA äer 3tirnine bsZinnt. Onä äsrnber
änrften sicb ^et?t wobl nlle Lenner eini^ xe-
woräen sein, äsfs äie 8tirninbebLncI1nnA äer
k'rnn Qntbeil eine Aersclezn rnnsterbafte ist.
Viel verännkt sie äLbei nn^weifelbaft ibrein
bocbinnsilrLliscksn Qatten, clsin Lnpellrneister
nnä talentvollen Qieäerlroinponisten Qnstnv Qnt-
bsil, welcker nlle ?nrtien bis ins Irleinste init
ibr änrcbnrbsitet, nls ein trener Lernter nncl
nnerrnncllicber kkelfer. ^eäenfalls veräient es
böcbste 6ewnnclernn§, wslcb eine k'ülle von
L1nn§ nnä lon nncl welcb einen Iebenc1i§eri
kreicbtnin nn /cbscbnttnn^en nnä blüancen k'rnn
Qntbeil-8cboc!er ibrern von kksns sns nickt sebr
bestscbenclen OrZsn ab§ewonnsn bnt. Wo äie
8tirnrne ALN2 rnbiA lieZt nnä nnZe^wnnAen nns-
ströint, äa entcxnillen ikr oft Iiincllicb-reine, nn-
encllicb lieblicke unä rübrenäe Qnnte, äie von
einer Arofsen kLeinbeit äer 8ee1e künäen.

^Vber nicbt blofs äie 8tirnrne, nncb clns 8pie1
äer Künstlerin errsAte in Wien Lllinäklicb
^Vnstofs. Ikier Knnn rnan ireilick äie Wiener
bloks beäanern nnä ^n ibrer LntscknIäiANNA
ein^i^ aninbren, clafs sie eben überbanpt nicbt
claran xewöknt waren, äafs xsrnancl in einer
Oper „spielte". Wenn särntlicbe übri^en Oar-
steller wie 8töcbe äastanäen nncl Icauin clie
notwencliAsten Qesten uncl Qswe^nn^en inacbten,
urn clock äie kkancilnnA nicbt vö11i§ einscblafen
2U lassen, clann sab rnan es in IVlarie 8cboc1er
^ncbsn, nncl alles blervenleben cler ?erson, clie
sie äar^nstellen batte, 6ofs nn§esnckt nncl un-
willbürlicb in ikre OarstellnnA. 80 sab icb sie
einrnal als äen ?LAen Qkernbirn voll von
necbiscber Qra^ie nncl äabei clocb rnit einein
köstlicken Leisat^ von cler unbekolfenen nncl
^appelixen Qeiclenscbaftlicblceit äsr Halbwücbsix-
beit — nnä äas in einern Lnseinble, clas in
Qenclenlakrnbeit erstarrt scbien. Onter soviel
?nppen eine einr:iZe QebencZiZe! Oie Lritib <Zer
Wiener aber lantete vielfacb cZabin: Oieses
8pie1 sei LnfärinZlicb nncl überlaäen nnä kabe
sicb clein ILabrnen cler übri^en VorstellunZ nicbt
anAepafst. Oncl es war clock xarnickts äa, äein
äie Lünstlerin sick kätte anpassen können.
Oarnrn 2o§ sie es vor, statt clein nicbtvorbanclenen
8pie1 äer IVlitcZarstsller sicb lieber clein rnnsi-
kaliscben Qeist ikrer !ko1Ie an^npassen nnä cZie
Aan^e Qestalt in Qesten nncl Ikönen einbeitlick
2N beleben.

Lin besonäers kritiscker IVIornent karn für

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