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Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (Das Großherzogthum Baden ; 2. Theil): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Nördlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Main — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.57122#0063
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hatte. Der Tochter Herz gehörte jedoch schon länger dem armen Putter Edelmuth;
durch langes Flehen erhielt sie endlich die Zustimmung des Vaters, aber der
Ritter mufste dafür einen Zug nach dem heiligen Lande geloben, und erst bei
seiner Rückkehr sollte ihn Minna als Gattin begrüfsen. Nach schweren Kämpfen
und Siegen fiel jedoch der Tapfere in die Hände der Sarazenen, und sieben lange
Jahre hielten ihn die Sklavenketten in dem fernen Osten. Seine Liebe überwand

alle Lockungen, alle Hindernisse, bis endlich ein Schiff ihn der Heimath zuführte.
Nicht minder treu war die Geliebte: als keiner der heimkehrenden Gefährten von
dem Ritter Kunde brachte, gebot ihr der Vater, die Hand des Grafen zu nehmen,
und immer strenger und dringender wurde sein Gebot, weil er nur den Glanz
und Reichthum sah, den die Verbindung seinem Hause zuwendete. Da entfloh
das Mädchen, von einer Dienerin begleitet: ein Nachen trug sie hinab an die
Stelle wo jetzt Guttenbach liegt. Hier stiegen sie aus und klimmten den hohen
■ -
Wald hinauf, bis sie eine Höhle fanden, in welcher sie sich verbargen. Sieben
Jahre harrte sie hier des Geliebten, bis die Sehnsucht das Leben auflöfste. Auf

dem Moosbette fand der zurückgekehrte Pilger die Entschlafene \ er erbaute über

der Höhle die Burg, die er nach dem Namen der Theuern nannte. Er trauerte
sein ganzes Leben hindurch, und durchwanderte jeden Abend in der dunkeln
Rüstung den Wald, in dessen einsamen Pfaden die Geliebte um ihn geweint.
So sieht ihn noch öfters der Wanderer in der nächtlichen Dämmerung : unter
dem hohen Helme quellen die weifsen Locken hervor, und über den Harnisch

herab wallt der lange gebleichte Bart.
Dies- die Sage über den Ursprung des Minnabergs, den die alten Urkunden
Winnenburg nennen. Die Geschichte kennt aber so wenig den Erbauer, als die
Zeit der Zerstörung. In dem zwölften Jahrhundert war die Veste in den Händen

der Hofwarte von Kirchheim, von welchen sie an die Rüden von Kollenberg
übergegangen ist. Von Eberhard erkaufte sie der Pfalzgraf Ruprecht der ältere
(1549)- Sie wurde häufig verpfändet, oder bei Theilungen des fürstlichen Hauses

von dem Hauptlande getrennt. Zuletzt besafsen sie als Lehen die Edeln von Haber:

erst i56o kehrte sie an die Pfalzgrafen zurück. Damals schon scheint die Veste

zerstört gewesen zu seyn.

Von hier aus gleitet sanfter der Kahn vor Neckargerach vorüber, wo der Kop-
penbach und Seebach von den langsam ansteigenden Fluren herabfliefsen, bis zu
dem Strudel, über welchen jedoch der starke Schiffer gefahrlos den Nachen leitet.

Unter Obstbäumen verborgen liegen die kleinen freundlichen Wohnungen Zwin-
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