digt.11 Außerdem publizierte Tramezzino einige
Kartenwerke Ligorios: eine Karte des Königreichs
Neapel sowie die ersten beiden Rompläne (1552
und 1553), denen 1561 ein großer Plan des antiken
Rom folgte.12
Ligorios Tätigkeit als Architekt nahm wohl mit
den Entwürfen für den Palazzo Torres (heute Palaz-
zo Lancellotti) an der Piazza Navona ihren Anfang.
In den Jahren zwischen 1548 und 1553 erwarb der
Spanier Ludovico de Torres, Erzbischof von Sa-
lerno, einige an der Piazza Navona gelegene Häu-
ser, die er von Ligorio zu einem Palast umbauen
ließ.13
Schon ab 1557/58 wird Ligorio in Dokumenten
als päpstlicher Architekt bezeichnet. In der ersten
Zeit scheint er jedoch von Papst Paul IV (1555 —
1559) nur wenig zu eigentlich architektonischen
Aufgaben herangezogen worden zu sein: Für die
Kapelle der päpstlichen Appartements lieferte
Ligorio die Zeichnungen für zwei Tafelbilder.14
Zudem entwarf er auf Wunsch des Papstes einen
Tabernakel, der bei den Fronleichnamsprozessio-
nen zum Einsatz kommen sollte. Bei diesem Werk
handelt es sich offensichtlich um den Tabernakel
des Mailänder Doms (vgl. Abb. 59): Erst zu Zeiten
Papst Pius IV (1559-1565) vollendet, schenkte
dieser das Werk seiner Heimatstadt Mailand.1S
Ein zweiter Auftrag, der ursprünglich von Paul
IV. initiiert worden war, jedoch erst unter Pius IV.
zur Ausführung gelangte, war das „Casino di Pio IV."
(1558-1561) in den Vatikanischen Gärten16. Die-
ser Auftrag markierte den Anfang der steilen Kar-
riere Ligorios als päpstlicher Architekt, die ihn in
maßgebliche Position beim Ausbau des „Conile del
Belvedere"17 sowie beim Umbau des „Palazzetto di
Pio IV" an der Via Flaminia18 führte. Mehr oder we-
niger umfangreiche Arbeiten an allen drei Projek-
ten waren noch im Gange, als er im Sommer 1564
als Nachfolger Michelangelos zum leitenden Archi-
tekt von St. Peter ernannt wurde.19
Das Jahr 1565 jedoch leitete ein Wende im steilen
Aufstieg des Neapolitaners ein. Ein letzter großer
Auftrag des Papstes war der Entwurf für den neu zu
errichtenden „Palazzo della Sapienza".20 Auch gab es
kleinere Aufträge. So geht aus einem Brief des Gi-
rolamo Garimberto vom Juli 1565 hervor, daß Li-
gorio für Cesare Gonzaga ein Kästchen entworfen
hatte, das der Aufbewahrung kostbarer geschnitte-
ner Steine dienen sollte.21 Dann nahm die römische
Laufbahn ein abruptes Ende. Im August 1565 kam
Ligorio durch eine Verleumdung des Guglielmo
della Porta ins Gefängnis, aus dem er wenig später
nur durch Intervention des Kardinals Alessandro
Farnese entlassen wurde.22 Im November des glei-
chen Jahres erhielt er das letzte Mal die Provision
für seine Tätigkeit als Palastarchitekt.23 Auch wenn
er in Dokumenten aus dem ersten Jahr des Pontifi-
kats Pius V. (1566- 1572) noch als „architetto di
N.S." bezeichnet wird24, so scheint sich seine Repu-
tation am päpstlichen Hof doch erheblich ver-
11 „// quak [Ligorio] e per dare presto anco in lace quaranta libri,
ne quali si riserba la naiTatione del rimanente delle cose antiche di
Roma", M. Tramezzino, Vorwort in: Ligorio, Paradosse.
12 Almagiä, 1956; Castagnoli, 1952; Frutaz, 1962, I, Nrn.
CXI, XXI u. XVII; Burns, i988(a).
13 Schiavo, 1967, Robotti, 1989. - Dieser Palast, der sich nur
schwer in ein Bild mit den anderen architektonischen Werken Li-
gorios fügen will (Gurlitt, 1887, S. 95), hat bis heute noch keine
umfangreiche Untersuchung erfahren. Die Zuschreibung basiert
auf einem Stich des Pietro Ferrerio (+1654) mit dem Aufriß der
Palastfassade, auf dem Ligorio, „famosissimo pittore et antiquario
nobile napolitano", als Architekt benannt wird.
14 Podbrecky, 1983, S. 35.
15 Benedetti, 1978; vgl. Kap. IV.B.i.
16 Bouchet, 1837; Friedländer, 1911; Galli, 1936; Elling,
1947; Fagiolo/Madonna, 1972a; dies., 1972b; Smith, 1970; ders.,
1974; ders., 1977; ders., 1988; Boorsch, 1982/83, S. 58f; Gaston,
1984; Cangemi, 1991. Zu Ligorios Erwähnungen des „Casino di
Pio IV." s. Anhang Nr. 8 -15.
17 Ackerman, i95i;ders., 1954;Modigliani, 1932-33; Boorsch,
1982/83, S. 5jf sowie vor allem F-E. Keller, 1998 u. Wrede,
1998. Zu Ligorios Erwähnungen des „Atrio" s. Anhang Nr. 1-7.
18 Balestra, 1911; Krottmeyer, 1925-26; Ciampi, 1927-28.
19 Zur Wahl Ligorios als „Kompromißkandidat" s. Witt-
kower, 1968; zu seiner Tätigkeit in der „fabbrica di S. Pietro" s. vor
allem: FE. Keller, 1976; Francia, 1977; Millon/Smyth, 1988.
20 Tomei, 1941; Thelen, 1961; Kiene, 1988, S. 247-262;
Bedon, 1992; Stalla, 1992.
21 Brown, 1993, S. 34 u. S. 107, Nr. 92 (Brief von Garimberto
an Cesare Gonzaga vom 7.7.1565).
22 Ronchini, 1865; Mandowsky/Mitchell, 1963, S. 3f.; Coffin,
1964, S. 193L
23 Podbrecky, 1983, S. 277, Dok. 95.
24 Im Vertrag vom 9.4.1566 zur Ausführung des Grabmals
12
Kartenwerke Ligorios: eine Karte des Königreichs
Neapel sowie die ersten beiden Rompläne (1552
und 1553), denen 1561 ein großer Plan des antiken
Rom folgte.12
Ligorios Tätigkeit als Architekt nahm wohl mit
den Entwürfen für den Palazzo Torres (heute Palaz-
zo Lancellotti) an der Piazza Navona ihren Anfang.
In den Jahren zwischen 1548 und 1553 erwarb der
Spanier Ludovico de Torres, Erzbischof von Sa-
lerno, einige an der Piazza Navona gelegene Häu-
ser, die er von Ligorio zu einem Palast umbauen
ließ.13
Schon ab 1557/58 wird Ligorio in Dokumenten
als päpstlicher Architekt bezeichnet. In der ersten
Zeit scheint er jedoch von Papst Paul IV (1555 —
1559) nur wenig zu eigentlich architektonischen
Aufgaben herangezogen worden zu sein: Für die
Kapelle der päpstlichen Appartements lieferte
Ligorio die Zeichnungen für zwei Tafelbilder.14
Zudem entwarf er auf Wunsch des Papstes einen
Tabernakel, der bei den Fronleichnamsprozessio-
nen zum Einsatz kommen sollte. Bei diesem Werk
handelt es sich offensichtlich um den Tabernakel
des Mailänder Doms (vgl. Abb. 59): Erst zu Zeiten
Papst Pius IV (1559-1565) vollendet, schenkte
dieser das Werk seiner Heimatstadt Mailand.1S
Ein zweiter Auftrag, der ursprünglich von Paul
IV. initiiert worden war, jedoch erst unter Pius IV.
zur Ausführung gelangte, war das „Casino di Pio IV."
(1558-1561) in den Vatikanischen Gärten16. Die-
ser Auftrag markierte den Anfang der steilen Kar-
riere Ligorios als päpstlicher Architekt, die ihn in
maßgebliche Position beim Ausbau des „Conile del
Belvedere"17 sowie beim Umbau des „Palazzetto di
Pio IV" an der Via Flaminia18 führte. Mehr oder we-
niger umfangreiche Arbeiten an allen drei Projek-
ten waren noch im Gange, als er im Sommer 1564
als Nachfolger Michelangelos zum leitenden Archi-
tekt von St. Peter ernannt wurde.19
Das Jahr 1565 jedoch leitete ein Wende im steilen
Aufstieg des Neapolitaners ein. Ein letzter großer
Auftrag des Papstes war der Entwurf für den neu zu
errichtenden „Palazzo della Sapienza".20 Auch gab es
kleinere Aufträge. So geht aus einem Brief des Gi-
rolamo Garimberto vom Juli 1565 hervor, daß Li-
gorio für Cesare Gonzaga ein Kästchen entworfen
hatte, das der Aufbewahrung kostbarer geschnitte-
ner Steine dienen sollte.21 Dann nahm die römische
Laufbahn ein abruptes Ende. Im August 1565 kam
Ligorio durch eine Verleumdung des Guglielmo
della Porta ins Gefängnis, aus dem er wenig später
nur durch Intervention des Kardinals Alessandro
Farnese entlassen wurde.22 Im November des glei-
chen Jahres erhielt er das letzte Mal die Provision
für seine Tätigkeit als Palastarchitekt.23 Auch wenn
er in Dokumenten aus dem ersten Jahr des Pontifi-
kats Pius V. (1566- 1572) noch als „architetto di
N.S." bezeichnet wird24, so scheint sich seine Repu-
tation am päpstlichen Hof doch erheblich ver-
11 „// quak [Ligorio] e per dare presto anco in lace quaranta libri,
ne quali si riserba la naiTatione del rimanente delle cose antiche di
Roma", M. Tramezzino, Vorwort in: Ligorio, Paradosse.
12 Almagiä, 1956; Castagnoli, 1952; Frutaz, 1962, I, Nrn.
CXI, XXI u. XVII; Burns, i988(a).
13 Schiavo, 1967, Robotti, 1989. - Dieser Palast, der sich nur
schwer in ein Bild mit den anderen architektonischen Werken Li-
gorios fügen will (Gurlitt, 1887, S. 95), hat bis heute noch keine
umfangreiche Untersuchung erfahren. Die Zuschreibung basiert
auf einem Stich des Pietro Ferrerio (+1654) mit dem Aufriß der
Palastfassade, auf dem Ligorio, „famosissimo pittore et antiquario
nobile napolitano", als Architekt benannt wird.
14 Podbrecky, 1983, S. 35.
15 Benedetti, 1978; vgl. Kap. IV.B.i.
16 Bouchet, 1837; Friedländer, 1911; Galli, 1936; Elling,
1947; Fagiolo/Madonna, 1972a; dies., 1972b; Smith, 1970; ders.,
1974; ders., 1977; ders., 1988; Boorsch, 1982/83, S. 58f; Gaston,
1984; Cangemi, 1991. Zu Ligorios Erwähnungen des „Casino di
Pio IV." s. Anhang Nr. 8 -15.
17 Ackerman, i95i;ders., 1954;Modigliani, 1932-33; Boorsch,
1982/83, S. 5jf sowie vor allem F-E. Keller, 1998 u. Wrede,
1998. Zu Ligorios Erwähnungen des „Atrio" s. Anhang Nr. 1-7.
18 Balestra, 1911; Krottmeyer, 1925-26; Ciampi, 1927-28.
19 Zur Wahl Ligorios als „Kompromißkandidat" s. Witt-
kower, 1968; zu seiner Tätigkeit in der „fabbrica di S. Pietro" s. vor
allem: FE. Keller, 1976; Francia, 1977; Millon/Smyth, 1988.
20 Tomei, 1941; Thelen, 1961; Kiene, 1988, S. 247-262;
Bedon, 1992; Stalla, 1992.
21 Brown, 1993, S. 34 u. S. 107, Nr. 92 (Brief von Garimberto
an Cesare Gonzaga vom 7.7.1565).
22 Ronchini, 1865; Mandowsky/Mitchell, 1963, S. 3f.; Coffin,
1964, S. 193L
23 Podbrecky, 1983, S. 277, Dok. 95.
24 Im Vertrag vom 9.4.1566 zur Ausführung des Grabmals
12