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Schreurs, Anna; Ligorio, Pirro [Ill.]
Antikenbild und Kunstanschauungen des neapolitanischen Malers, Architekten und Antiquars Pirro Ligorio (1513 - 1583) — Köln, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.22612#0027
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zehn in Ferrara entstandenen, in „libri" unterteilten
Bänden ließ sich bisher mit Hilfe der Buch-Nume-
rierungen kein stringenter Aufbau der geplanten
vierzig Bücher rekonstruieren.7

In der zweiten Redaktion seines Werks zur „Änti-
chitä", die er um 1573 in Ferrara in Angriff nahm
(Vol. 1-18)8, löste er das Problem der Systematisie-
rung, indem er das gesammelte Material thematisch
noch erweiterte und zu einem achtzehnbändigen
Lexikon der Antike zusammenfaßte.

Neben den genannten Bänden zur Altertums-
kunde gibt es noch einige disiecta membra, d.h. klei-
nere Manuskripte oder kürzere Aufzeichnungen,
die meist Studien zum großen Werk darstellen.9
Zum Opus der „Antichitä" hinzugerechnet werden
müssen auch die Karten und Rom-Pläne, die zu den
wenigen publizierten Werken Ligorios gehören.10
Im Staatsarchiv in Turin liegen außer den bereits
erwähnten achtzehn antiquarischen Manuskripten
drei weitere Bände, ein Zeichnungsband (Vol. 30)11
sowie zwei Traktate, die aufgrund ihrer Themen
(Vol. 28: „Verschiedene Erdbeben"; Vol. 29: „Uber die
Erhabenheit der antiken Künstelc) eine Sonderstellung
einnehmen.12

1. Die in Rom entstandenen Bände

Von den Manuskripten, die Ligorio in seiner römi-
schen Zeit verfaßte, befindet sich heute ein Band in
der Bodleian Library in Oxford (MS. Canonici
Ital. 138), ein Band in der Nationalbibliothek in

Paris (MS. ital. 1129) sowie zehn Bände in der Na-
tionalbibliothek in Neapel (MS. XIII., B.1-10).

Oxford, Bodleian Library,
MS. Canonici Ital. 138:

Der Band der Bodleian Library in Oxford gilt allge-
mein als das Manuskript, in dem sich die frühesten
Aufzeichnungen Ligorios befinden.13 Vermutet man
den Beginn seiner Antikenstudien, wie Mandowsky
und Mitchell, in der Mitte der 40er Jahre14, so
könnte dieses Datum den Beginn der Aufzeichnun-
gen im Oxforder Manuskript markieren. Schon
Dessau zitierte jedoch eine Notiz Ligorios aus dem
ersten Band der Turiner Enzyklopädie, worin der
Antiquar selbst erklärt, er habe „für 35 Jahre in
Ro77tul5 die Antike studiert.16 Daraus wird deutlich,
daß der Neapolitaner sich schon seit seiner Ankunft
in Rom (1534) dem Antikenstudium gewidmet hatte.

Meines Erachtens gibt es einige Indizien, die für
eine antiquarische Auseinandersetzung Ligorios
schon zu einem erheblich früherem Zeitpunkt, näm-
lich noch in seiner Zeit in Neapel, sprechen. Vor al-
lem die lobende Erwähnung des „excellente conte di
Matalone" sowie das Lob von dessen Antikensamm-
lung im Palast in Neapel17 läßt vermuten, daß in den
Bodleianus auch Aufzeichnungen aus der neapolita-
nischen Zeit einflössen. Diesem Gedanken soll im
nächsten Kapitel weiter nachgegangen werden.18

Der Oxforder Band setzt sich aus mehreren, wohl
bei einer späteren Bindung in der Abfolge durch-

7 In Verbindung mit Textstellen, in denen Ligorio selbst auf
die geplante Abfolge seiner Themen hinweist, konnte immerhin
eine sn-obe Systematik der Bände erstellt werden, vgl. Anhang, S.
33If.

8 Zur Datierung siehe Anhang, S. 333.

9 BAV, Vat.lat. 6034, Fol. 13V-251' (Inschriften); Ferrara,
BCA, MS. II, 384 („degli anficht conviviiC), vgl. Mandowsky/Mit-
chell, 1963, S. 39, Anm. 2; Ferrara, BCA, MS. FI, 373, („Auticbita
di FeiTdra"), vgl. Mandowsky/Mitchell, 1963, S. 39, Anm. 2; Fer-
rara, BCA, MS. classe I., n. 217; zu den epigraphischen Manu-
skripten in Ferrara s.a. Maranini, 1975/76.

10 Vgl. Kap. II. A.3.

11 Publiziert von Volpi, 1994.

12 Vgl. Kap. II. A.2., S. 27.

13 iMiddleton, 1889; Huelsen, 1901, S. 321; Ashby, 1919; Va-
genheim, 1987, S. 276. Gleichzeitig wurde dieser Band schon
früh als der „wahrheitsgetreuste" hervorgehoben („z7 vohmie meno
mendace fra quanti rimcmgono del falsario napolitanoic), Lanciani,
1882, zitiert in Ashby, 1919, S. 173.

14 Die Notiz des Smetius von 1545, er habe eine Inschrift
nach Ligorio kopiert, zitieren sie als ersten, definitiven Hinweis
auf ein antiquarisches Forschen Ligorios, vgl. Mandowsky/Mit-
chell, 1963, S. 3.

15 Anhang, Nr. 3 3.

16 Dessau, 1883, S. 1077, Anm. 1.

17 Anhang, Nr. 487.

18 Kap. III. A., S. 5iff.

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