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Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Sitzung vom 24. November 1925

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Fundamentmauern sind fortgeschieppt wor-
den. Es sind also oftmals nur noch die leeren
Fundamentgruben wieder auszugraben (vgl.
Abb. 2). Diese Fundamentspuren lassen
teils auf kleine etwa quadratische Kapellen
schließen, teils auf etwa doppelt so große
fast quadratische Tempel mit ringsum
laufender Säulenhalle, unter deren Pultdach
die Weihegaben im »Umgang« einst auf-
gestellt waren. Drei solche »Tempel mit
Umgang« sind bisher festgestellt worden.

Tier auf dem Schoß darstellen, blieben im
Schutt des Heiligtums liegen, als diese
Kapelle wohl bei dem großen Germanen-
vorstoß zugrunde ging, der im Jahre 259/60
den römischen Grenzwall durchbrach und
vernichtete. Alemannenscharen drangen
damals bis nach Trier, wo der Kampf be-
sonders hart um das benachbarte Amphi-
theater tobte, wohin sich die Trierer ge-
flüchtet hatten. Die damals zerstörte Aveta-
Kapelle wurde mutmaßlich durch einen


Abb. 2. Fundamentgruben von Heikgtümem römischer Zeit in Trier,

Von einem ist es wahrscheinlich, daß er der
Göttin Ritona gehörte. Teile von zwei
ihr geweihten Altären fanden sich bei ihm.
Außerdem lag die Tonffgur einer »Fortuna
mit Füllhorn und Ruder« über seinen Mauer-
resten. Von einer am entgegengesetzten
Ende der Grabung liegenden Kapelle wissen
wir mit Bestimmtheit, daß die Göttin
Aveta dort ihren Kult hatte; die Weih-
inschrift des Baues ist noch erhalten. Zahl-
reiche ihr geweihte Tonfrgürchen (Abb. 3),
die eine sitzende Muttergöttin mit einem

kleinen — in Anlehnung an eine andere
Kapelle errichteten — Neubau ersetzt: vor
diesem Anbau sitzt nämlich jetzt noch an
der Stelle, wo es gefunden wurde, das fast
I m hohe Steinbild einer Mutter-
göttin, die den Früchtekorb auf dem
Schoß hält, während ein Hund neben ihr
lag. Hart bei jenem Doppelheiligtum steht
in einer Kapelle, deren Fundamentmauern
völlig herausgerissen sind, das mächtige
Bild des über einem Mann stehenden
Stieres, unzweifelhaft ein Götterbild.
 
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