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IV

Vorrede.

leiten, und daß diese, zunächst mehr dunkel vorschwebend, im Auffassen
der Objekte sich näher bestimmten, ist ihm selbst Freude und Genuß
gewesen. Sie sind daher auch der rothe Faden, der sich für den Leser
durch die bunte Reihe der ihm vorgeführten Städte- und landschaftli-
chen Bilder zieht.
Sie sind als Städteleben, Kunst und Alterthum auf dem
Titel bezeichnet, gleichsam als drei Perspektiven von dem culturge-
schichtlich en Mittelpunkt. Man ist heutzutage uur gar zu sehr
daran gewöhnt, unsere Städte rein als Konglomerate von Behau-
sungen menschlicher Individuen, höchstens als Centralpunkte der Beam-
tenhierarchie und gewisser Landescnlturanstalten zu betrachten, hie und
da in verfallenen Überresten einer anderen Zeit noch eine gewisse ro-
mantische, mit dem Wohlgefühl der modernen Überlegenheit sehr wohl
sich paarende Erregung und eine Beschäftigung für den nach Kuriosi-
täten suchenden Reisenden zu finden. Und wie die Gesetzgebung das
Mögliche gethan, den Gegensatz von Stadt und Land zu verwischen,
so scheint die Neuzeit mehr und mehr auch für das Auge sichtbar die
Stadt in elegante Landhäuser auflösen zu wollen, umgekehrt rein
städtischen Komfort und Sitte auf das Land zu verpflanzen. Und doch
sind auch heute alle lebensfähigen Städte nach gewissen Gesetzen thä-
tige Organismen. Diese Gesetze aber sind in der Naturanlage, in dem
Stamme der Bewohner, in dem Maße der Cultur und sittlichen Bil-
dung einer Zeit begründet. Die Städte sind die Heerde alles höheren
geistigen Lebens, wie" aller sittlichen Entartungen; sie sind die leben-
digen Träger aller neuen Lebensformen, wie die besten Bewahrer von
Modellen gleichsam der absterbenden. Was heutzutage noch für die
Städte wenigstens graduell Wahrheit hat, ist aber für zwei große Pe-
rioden der Geschichte fast exklusiv Wahrheit gewesen. Das Alterthum
hat wesentlich nur eine auf corporativem Städteleben gegründete, darin
beschlossene Kultur gekannt und die Culturblüthe des späteren Mittel-
alters ist in den Ringmauern seines städtischen Gemeinwesens zu suchen.
Es ist bis jetzt bei den Reiseberichten dieser pHy siogno mischen
Auffassung der Städte außerordentlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt
und doch ist des Materials für jeden, der sehen kann, der ein Auge
nicht blos für das Einzelne, sondern auch für die Zusammenfassung
 
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