Stark, Carl Bernhard: Städteleben, Kunst und Alterthum in Frankreich: nebst einem Anhang über Antwerpen; mit 7 lithographirten Grundrissen (Jena: Frommann, 1855)

106 Viertes Kapitel. Daö Palais de Justice. Die Fontaine von Pradier.
ster, Wände, Säulen und des Bodens, aber das Ganze wirkt nur
bunt, nicht die Buntheit auflösend und wohlthuend, wie es das Mit-
telalter trefflich verstanden hat. Das Palais de Justice öffuet sich in
eine großartige Säulenhalle; die Treppen sind selbst im größten Maaß-
stab angelegt — um endlich durch niedrige Thüren in kleine Zimmer zu
führen, der häufige Fehler moderner Unwahrheit in der Architektur.
Von sehr guter Wirkung ist die Marmorfontaine auf dem Platze davor;
das leichte Talent Pradiers für anziehende, weiche Formen hat sich an
der Stadtgöttin, die oben darauf steht, an den vier Gestalten von
Wassergottheiten, dem Rhodanus, Nemausus, dem Vardon (Gard)
und ich glaube dem kleinen Vistre wohl bewährt. Hoffen wir, daß es
an Wasser nicht fehlt, um hier das Symbol auch an eine erfrischende
Wirklichkeit zu knüpfen, wir hören ja mit Freude die durch ein groß-
artiges Geschenk des Prinzen gegebene Möglichkeit nennen, daß über
den Pont du Gard von neuem die kühlenden Gewässer zur Vereinigung
mit der alten, einst wohlgekannten Quelle Nemausus strömen.