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des Palais-Royal resp. Louvre. (Vgl. Societe nationale des antiquaires de France. Seance
du 15. novembre 1912: Essai sur quelquesportraitspeints de Michelange Buonarroti p. 77.
Einzelne Veränderungen sind vorgenommen: der Turban ist sorgfältiger gefältelt, die
Halskrause fehlt, und der schwarze Mantel ist höher am Halse geschlossen. Vor allem
aber erscheint Michelangelo viel älter: Der Bart ist weniger lockig und viel dünner; die
Linien haben sich überall akzentuiert, und überall entdecken wir tiefe feine Falten in der
Haut. Milanesi (Michelangiolo Buonarroti, Ricordo al popolo Italiano 1875 p. XIII, Anm.i)
lehnte es sogar ab, die Züge Michelangelos in diesem Bilde zu erkennen. Thode (V, 546)
schreibt das Porträt dem Bugiardini zu und setzt seine Entstehungszeit seltsamer Weise
vor das Gemälde im Louvre. Justi (Neue Beiträge, Berlin 1909, p. VI) konnte den Wert
des Bildnisses als Porträtdarstellung Michelangelos nur deshalb so hoch einschätzen, weil
ihm das Porträt im Louvre nicht bekannt war. Er bringt das Gemälde als Titelbild seines
Buches unter dem Namen des Bugiardini.
Wir werden es auch sonst noch bei den Bildnissen Michelangelos sehn, daß der gleiche
Typus wiederholt wird, indem der Kopist aber dem höheren Alter des Dargestellten
Rechnung trägt. So ist auch das Porträt der Casa Buonarroti weiter nichts als eine freie
Kopie des verlorenen Originals von unbekannter Hand. Daß das Porträt der Casa Buo-
narroti auch von Fanfani (Spigolatura Michelangiolesca. Firenze. 1876 p. 527) und von
Fabbrichesi (Guide de la Galerie Buonarroti. Firenze. 1886 p. 7) als eine Arbeit Bugiardinis
aufgeführt wird, beweist das Fortleben einer alten Tradition, welche direkt auf den
Großneffen Michelangelos zurückgeht. Nur nahm man die Kopie für ein Original. Vgl.
auch Piot, Le cabinet de Tamateur I (1861)62) p. 134.

TAFEL 6.
Porträt mit dem Turban in der Ambrosiana in Mailand.
H. 64 cm. Br. 51 cm. Leinwand.
Senator Luca Beltrami, der um die Kunst und Kultur Italiens so hochverdiente Mann,
machte mich auf das Vorhandensein dieses Porträts aufmerksam, dessen künstlerische
Qualitäten allerdings sehr gering sind. Wie mich der Präfekt der Ambrosiana, Monsignor
Ratti, wissen ließ, wurde die Porträtsammlung der Ambrosiana in den Jahren 1609—3°
im Auftrage des Kardinals Borromeo angelegt. Das Porträt Michelangelos ist wahrschein-
lich mit Hinzufügung der übrigens sehr ausdrucksvollen Hand nach dem Porträt der Casa
Buonarroti frei kopiert worden. Das Bildnis zeigt ein ziemlich lebhaftes Kolorit, ist aber
grob in der Technik und merkwürdig roh in der Auffassung.
In der Michelangelo-Literatur war das Gemälde bis heute unbekannt.


Detail aus der Austreibung der Wechsler von El Greco.
Gemälde beim Earl of Yarborough Brocklesby Park.

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