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flasche über den Arm gehängt, auf einen Stecken sich stützend, von einem Hunde geführt
wird. Die Psalmstelle, die sich der Greis als Motto gewählt0, bringt einen Gedanken zum
Ausdruck, der uns auch in Michelangelos Dichtungen immer wieder begegnet:
Arm, alt, ein Sklave feindlicher Gewalten
Such’ ich den Tod, das Leben zu erhalten0.
Die Altersangabe auf 88 Jahre ist falsch. Im Jahre 1560 war Michelangelo erst
85 Jahre alt3).
Auf einer Bronzemedaille im British Museum, von der mir Dr. G. F. Hill einen Abguß
zur Verfügung stellte, sieht man als Revers der Michelangelo-Medaille eine Darstellung der
Geburt Christi0. Ebenso willkürlich ist der Revers Michelangelos auch einmal für eine
Medaille des Giuliano della Rovere benutzt worden0.
Literatur: J. H. Lochner, Sammlung merkwürdiger Medaillen. Nürnberg 1737—44.
III, 281. Heinecken, Nachrichten I, 377, Nr. 20. A. Durand, Medailles et jetons des numis-
mates, Geneve 1865, p. 25. Nr. VII. A. Armand, Les medailleurs Italiens des quinzieme
et seizieme siecles. Paris 1883, I, 163, Nr. 6. (Der Durchmesser der Medaille wird hier
auf 59 mm angegeben.) J. B. Supino, II medagliere Mediceo nel R. M.N. di Firenze 1899,
p. 11 o, Nr. 290. (Der Durchmesser wird hier auf 60 mm angegeben.) J. Cahn, Die Medaillen
und Plaketten der Kunstsammlung W. P. Metzler. Frankfurt a. M. 1898 p. 14, Nr. 20,
Tav. V (Durchmesser 59 mm.) Fabriczy, Medaillen der Italienischen Renaissance, Leipzig
s. a. 1903 (?), p. 100. G. F. Hill, Portrait Medals of Italian artists of the renaissance.
London 1912, p. 60, PI. XXVI (Durchmesser 59,5 mm.)
TAFEL 51.
A. Stich nach der Medaille des Leone Leoni ohne Rahmen mit der Jahreszahl 1561 und der
Altersangabe 88.
Schon diese Zahlen beweisen die Abhängigkeit des Stiches von der Medaille, wo die-
selben falschen Angaben gemacht werden. Der Stich erscheint im umgekehrten Sinne als
die Medaille. Bart und Haare sind gelockter, der Faltenwurf des Mantels ist ein wenig
verändert. Man erkennt aber bei Stich und Medaille deutlich dieselbe perückenartig über-
einander gelegte Lockenreihe, das gleiche Profil mit der etwas eingedrückten Stirn und
dem struppigen, gewaltsam nach vorne gezerrten Bart.
B. Stich nach derselben Medaille mit willkürlich veränderter Angabe der Jahre auf 7z und
reicher ornamentaler Umrahmung.
Publiziert von E. Steinmann als Arbeit eines unbekannten Italienischen Stechers in der
Sixtinischen Kapelle II, 465.
Über die Autoren dieser Stiche herrscht große Unsicherheit. Der verstorbene Direktor des
’s Rijks Prentenkabinets in Amsterdam, Dr. E.W. Moes, den ich um sein Gutachten anging,
1) Psalm 51, V. 15.
2) Povero vecchio et serv’ in forz’ altrui
Ch’ i 'son disfatto, s’ i ’non muoio presto.
Frey, Dichtungen p. 88. Vgl. auch Vasari ed. BottariHI, 293. Mariette an Bottari (Lett. Pitt. IV, 534) und ThodeV, 539.
3) Dies ist bereits von Symonds (II, 261) und Thode (V, 538, XIV) bemerkt worden.
4) Fagan a. a. O. 159, 2.
5) Gaetani, Museum Mazzuchellianum. Venezia 1761. I, LXXIII, 3. Ein sonst völlig unbekanntes Revers der Leone-
Medaille hat A. Mezieres ohne Quellenangabe publiziert (L’ oeuvre et la vie de Michel-Ange. Paris. Gazette des Beaux-
Arts 1876, p. 213). Hier sieht man eine nackte Minerva auf einem Piedestal im wildbewegten Meere stehn und rings
herum am Rande das Motto: Illa immota manet.

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