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Michelangelo; Steinmann, Ernst [Hrsg.]
Die Portraitdarstellungen des Michelangelo — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 3: Leipzig: Klinkhardt & Biermann, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.47056#0091
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Diese Beschriftungen entsprechen genau der Beschreibung bei Giunti sowohl wie
bei Vasari. Nur lesen wir dort statt religione: »Pieta christiana.« Die Historie an der
Front über dem Postament, Michelangelo und Lorenzo di Medici darstellend, war von
Mirabello und Girolamo del Crucifissaio gemalt1*. Darüber hatte auf dem zweiten Absatz
Piero Francia die Begegnung Pius IV. mit Michelangelo gemalt2*. Den Tiber hatte Gio-
vanni di Benedetto gearbeitet, den Arno Battista di Benedetto, Schüler des Bandinelli
und des Ammanati3*. Die Gruppe der Pieta, die das Laster unterworfen hat, war eine
Arbeit des Valerio Cioli4*. Das Ingenium, welches die Unwissenheit zertritt, hatte Vin-
cenzo Danti ausgeführt5*. Die Statuen von Skulptur und Malerei haben in der Ausführung
ihre Plätze gewechselt. Die Malerei war ein Werk des Battista del Cavaliere6*; die
Skulptur hatte Antonio di Gino Lorenzi hergestellt7*. Die Fama endlich oben auf der
Pyramide mit ihren drei Propheten — eine Arbeit des Zanobi Lastricati — ist aus dem
früheren Entwurf in diesen mit herübergenommen worden.
Agostino Ciampelli hat in der Casa Buonarrotti mehr als fünfzig Jahre später auch die
Leichenfeier Michelangelos in San Lorenzo gemalt. Aber seine Darstellung des Katafalks
wird durch die Zeichnung Lastricatis in wesentlichen Punkten korrigiert.
TAFEL 74.
Skizzen von zwei Gemälden für Michelangelos Leichenbegängnis in San Lorenzo.
Vorder- und Rückseite eines Blattes im Museum zu Budapest.
A. Giovan Maria Butteri: Michelangelo als Dichter von den neun Musen umringt. Vor
dem Schreibenden steht Apoll, die Linke auf die Leier gestützt, mit der Rechten einen
Kranz emporhaltend, um ihn Michelangelo aufs Haupt zu setzen. In der Mitte liest man:
Giovan Maria Butteri. Vasari VII, 305. Thode V, 522 XIII.
B. Stefano Pieri: Michelangelo im Gespräch mit Herzog Cosimo. Man sieht die beiden
im Kabinett des Herzogs sitzen, dessen Türvorhang zurückgehalten wird. Wachen und
Soldaten stehn wartend im Vorzimmer. Bezeichnet in der Mitte Stefan Pieri. Unten links
von anderer Hand steht Giorgio Vasari. Beide Skizzen erinnern in der Tat an Zeichnungen
Vasaris. Sollte er den beiden Schülern Bronzinos diese flüchtigen Entwürfe hingeworfen
haben?
Die Zeichnungen wurden entdeckt und publiziert von Dr. Hans Geisenheimer, der mir
auch freundlichst die Vorlagen für diese Tafel zur Verfügung gestellt hat. Vgl. Mitteilungen
des kunsthistorischen Instituts in Florenz, Hefti, 1908, p. 25: H. Geisenheimer, Eine
Erinnerung an die Trauerfeier für Michelangelo. Geisenheimer sieht in diesen Blättern
Kopien nach den verlorenen Originalen; sie können aber ebensowohl Skizzen für die-
selben sein.
1) Vasari VII, 298. Der Vorgang wird berichtet von Vasari VII, 142, von Condivi ed. Frey p. 20. Ottavio Vannini, der
Schüler des Passignano, der die Malereien von Giovanni di San Giovanni im Palazzo Pitti vollendete, hat den gleichen
Stoff in einem großen Fresco verherrlicht. Vgl. Tr. Trapesnikoff, Die Porträtdarstellungen der Mediceer des XV. Jahrh.,
Straßburg, 1909 p. 63. Tav. XXVIII.
2) Vasari VII, 303.
3) Vasari VII, 298. Vgl. dazu die lateinischen Distychen des Pagani Paganii bei Magherini a. a. O. p. 297.
4) Vasari VII, 301.
5) Vasari VII, 301.
6) Vasari VII, 304.
7) Vasari VII, 305.

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