Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Michelangelo; Steinmann, Ernst [Hrsg.]
Die Portraitdarstellungen des Michelangelo — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 3: Leipzig: Klinkhardt & Biermann, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47056#0093
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Aus diesen Gründen aber und vielleicht noch aus anderen ist Lionardo sehr unzu-
frieden, und es geschieht ihm in der Tat Unrecht. Denn da er das Geld ausgibt und
alles ihm zur Last fällt, so ziemt es sich doch, daß auch seinen Wünschen Rechnung
getragen wird. Und - soweit ich höre - ist er mit der Statue des Giovanni dell’ Opera zu-
frieden (Architektur); von der des Battista del Cavaliere (Malerei) aber will er absolut nichts
wissen. Die dritte endlich ist überhaupt noch nicht angefangen worden, und der Künstler,
der die machen soll (Valerio Cioli) entschuldigt sich damit, er habe im Dienste Euer
Herrlichkeit alle Hände voll zu tun.«
Die Antwort des Herzogs auf dies merkwürdige Schreiben lautete kategorisch, man
solle Lionardo wissen lassen, er möge das Werk nicht weiter durch Vorwände und Ent-
schuldigungen in die Länge ziehen und der Pflicht genüge leisten, die er dem Andenken
des Oheims schuldig sei.
Anders als es durch Vincenzo geschehen, hat Raffaello Borghini die Schwierigkeit er-
klärt, die es machte, eine Allegorie mit einer Statue in der Hand als Repräsentantin der
Malerei an diesem Grabmal aufzustellenx). Jedenfalls sollten noch Jahre vergehen, bis
Michelangelos Ruhestätte in Santa Croce endlich den Erörterungen der Florentiner ent-
rückt wurde. Erst im Juni 1578 hat Batista Naldini dem Lionardo Buonarroti den
Empfang der Zahlung für seine Malereien am Denkmal Michelangelos bestätigt. Das ist
zeitlich das letzte Dokument, das wir über diese seltsame Angelegenheit besitzen.
Hätte nur dieser große Aufwand an Kraft und Zeit und Geld ein erfreulicheres Resul-
tat gezeitigt! Schon die Zeitgenossen spotteten, und Alfonso de’ Pazzi, genannt l’Etrusco,
fand den Beifall seiner Leser, als er über das Denkmal schrieb:
II Buonarroti come un Angiol bello
Dimora qui, ma non fu arte seco
Fuori la sabbia, le seste e il pennello2).
Würdiger hat sich ein Unbekannter zu der Tatsache geäußert, daß ein so großer Mann
ein so kleines Denkmal gefunden habe:
Ben ch’io sia vile e bassa sepoltura,
O viandanti, pur cuopro e nascondo
Michelagnol, ehe tenne in dubbio il mondo,
Chi piü valessi, l’Arte o la Natura3).
TAFEL 75.
Entwurf Vasaris für Michelangelos Grabmal in Santa Croce^.
University Library Christ Church. Oxford.
Von den Skizzen, die nicht nur Vasari, sondern auch Daniello da Volterra für das
Denkmal entworfen haben, ist diese zurzeit die einzige, die wir kennen.
Es liegt kein Grund vor, an den Angaben zu zweifeln, die die Unterschrift macht. Die
1) Thode V, 531. Borghini, Riposo. Fiorenza 1584, p. 108 und 109. Milano 1807. I, p. 122 ff.
2) Gaetano Guasti, Il ritratto migliore e autentico etc. p. XXXXVII. Alfonso de9 Pazzi hat mit seinem beißenden Spott
auch den Hermes des Cellini zu verunglimpfen versucht: Corpo di vecchio e gambe di fanciulla etc. Vgl. Cellini, I trattati
dell’ oreficeria ed. C. Milanesi. Firenze 1857» P- 228.
3) Magherini a. a. O. p. 303.
4) Über Vasaris Beteiligung an diesem Denkmal äußerte sich Vincenco Borghini in einem Schreiben, das Gori (Vita
di Michelagnolo dal suo scolare A. Condivi. Firenze 1746, p. 123) zuerst publiziert hat, wie folgt: M. Giorgio, ehe ha
fatto il disegno della Sepoltura, ne terra particolar cura et vedrä giorno per giorno i disegni e i modelli etc.

76
 
Annotationen