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Michelangelo; Steinmann, Ernst [Hrsg.]
Die Portraitdarstellungen des Michelangelo — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 3: Leipzig: Klinkhardt & Biermann, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.47056#0108
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II. DIE FÜNF HAUPTBILDER AN DER DECKE.
TAFEL 96.
Agosti.no Ciampelli: Das Leichenbegängnis Michelangelos in San Lorenzo.
Beischrift: Exeqviae regio cvltv Dvctae regia Francisci Principis praesentia
DECORANTVR NEC IMMERITO CVI ENIM OB VIRTVTEM ADSCENSVS IN COELVM PATET LICET
MAXIMA IN TERRIS DEBITO TAMEN MINORA TRIBVVNTVR. Fanfani 11, I.
Der Schauplatz der Handlung ist die Kirche von San Lorenzo wie sie am 28. Jun*1 564
mit dem Katafalk Michelangelos geschmückt war. Mit den erhaltenen Zeichnungen aller-
dings stimmt der von Ciampelli gemalte Aufbau nicht ganz überein. Statt der schlanken
Pyramide sieht man einen kegelförmigen, mit brennenden Kerzen besetzten Aufbau, etwa
in der Art wie das von Cypressen umkränzte Grab des Augustus. Rechts auf der Kanzel
Donatellos steht Benedetto Varchi »und mit jener Beredsamkeit, mit jener vornehmen
Art und jener Stimme, wie nur er sie besaß, pries er das Leben und die Werke und die
Verdienste des unsterblichen Michelangelo.« (Vasari VII, 314). Ihm gegenüber thront unter
einem Baldachin Francesco de’ Medici, dessen Gegenwart in dieser feierlichen Stunde uns
durch Varchi selbst bezeugt wird. (Varchi, Orazione funerale p. 58). Rechts im Vorder-
gründe springt ein kleiner Hund kläffend über zwei Knaben gegen einen der würdigen Zu-
hörer an und wird von ihm mit eindringlichen Gebärden vergeblich zur Ruhe verwiesen.
ThodeV, 528, N. XXIX.
TAFEL 97.
Niccodemo Ferruzzi: Michelangelo von seinen eigenen Werken und von den besten Künstlern
seiner Zeit umringt.
Beischrift. Non VNIVS ARTIS VNVM CANONA VT POLYCLETVS SED QVOT OPERA TOT
PICTVRAE SCVLPTVRAE ATQVE ARCHITECTVRAE CANONES POSTERITATI EXHIBVIT.
Fanfani 11, II.
Man sieht in dieser ziemlich wirren Komposition die Werke Michelangelos zusammen-
gedrängt: Medicigräberund Peterskuppel, Kapitol und Moses, David und jüngstes Gericht.
Links vorne sitzt Andrea del Sarto mit einer Tafel des jüngsten Gerichtes auf dem Schoß.
Hinter ihm oben wird der Kopf Raffaels sichtbar, tiefer der Kopf Michelangelos. Vorne rechts
in der Ecke steht Bandinelli mit der Kette des Cavaliere des heiligen Jakob von Castilien,
vor ihm liegt wieder der berühmte Torso des Flußgottes. Von den Künstlern die sich
hinter ihm scharen, erkennt man den langbärtigen Vasari und neben ihm Francesco Sal-
viati mit dem Knebelbart.
In San Lorenzo hatte Alessandro Allori denselben Gegenstand behandelt und hier las
man als Erklärung das Dantewort: Tutti lo miran, tutti onor gli fanno (Inferno IV, 133).
Claudio Tolomei hatte wenige Jahre früher in einem leider nicht datierten Brief anAp-
pollonio Filareto geschrieben: »Tutti i dipintori l’adorano come maestro e principe e
dio del disegno«. (Bottari, Lettere IV, 7). Über Bandinellis Verhältnis zu Michelangelo vgl.
Repert. f. Kw. XXVIII (1905), p. 41 * u- 412- Thode v- 528, Nr- xxx
TAFEL 98.
Gismondo die Regolo Coccapani: Michelangelo, auf Wolken thronend, wird von vier Frauen
gekrönt, den Allegorien von Dichtkunst, Skulptur, Malerei und Architektur.
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