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Dieser Akt von Generosität Michelangelos wird von Vasari zweimal bezeugt (VII, 220
und 240). Condivi berichtet den Hergang noch ausführlicher und nennt als Überbringer
des Geldes den Prior Giovanni Aliotti (ed. Frey, p. 196/7). Auch Varchi erwähnt in seiner
Leichenrede (p. 36), daß Michelangelo die Provison für St. Peter, die ihm Paul III. sandte,
zurückwies. Auch dem Verlangen Michelangelos endlich, daß er diesen Umstand in seinem
Motuproprio ausdrücklich erwähnen solle (Condivi p. 186), ist Julius III. nachgekommen
(F. Bonanni, Numismata summorum Pontificum, Romae 1700, p. 64: Breve vom
23. Januar 1552).
Michelangelo wurde in der Tat, wie Frey nachgewiesen hat, von der Fabbrica nicht
honoriert, sondern er erhielt seine Monatsprovision (50 Dukaten d’oro in oro) direkt vom
Papst. (FreyJahrb. d. K.,Pr. Ks.XXX (1909), p.69 Beiheft und ebendort XXXIII (1913),
p. 92.) Er wird tatsächlich, wie auch Frey nachweist, in den Gehaltsansätzen an die De-
putati nicht erwähnt. Trotzdem hält Frey Condivis Erzählung, Michelangelo habe die
Bezahlung des Papstes zurückgewiesen, für eine Fabel. Angesichts der Erwähnung dieser
Tatsache in dem Breve Julius III. wird man Frey nicht zustimmen können. Vielmehr
scheint es, daß zwar obengenanntes Honorar für Michelangelo festgesetzt, bei der Aus-
zahlung an ihn aber zurückgewiesen wurde.
Francesco Furini (geboren 1600) war zwanzig Jahre alt, als er diese Bildchen malte.
Sein Leben hat Baldinucci geschrieben (ed. Manni, Firenze 1773, XVI, p. 3—22), ohne
die Arbeiten in der Casa Buonarroti zu erwähnen. Vgl. auch den Aufsatz von L. von Buerkel
über Furini im Jahrb. der Kh. Sammlg. des Allerh. Kaiserh. XXVII, p. 59, Anm. 4. Das
befremdende Urteil, das Buerkel hier über die Gemälde der Casa Buonarroti fällt, wird
einmal seine Berichtigung finden.
TAFEL 106.
Francesco Furini: Michelangelo lehrend. Fanfani 16, VI.Thode V, 527, XVI.
Der hämische Vorwurf Bandinellis, Michelangelo habe sich von niemandem helfen
lassen, um niemanden lehren zu müssen (Bottari, Lettere pitt I, 71) wird durch die Tat-
sachen widerlegt. »Lehre Buonarroti alle anderen und lerne er von mir allein«, läßt An-
nibale Caro den Masaccio sprechen! (Vasari II, 301.) Daß allerdings Michelangelo mit
Schülern und Gehilfen geringes Glück gehabt hat, gibt auch Vasari zu. (VII, 273.)
»Wie groß ist der Abstand zwischen Mensch und Mensch«, schrieb Pier Vettori am
4. Januar 1557 an Vincenzo Borghini nach Florenz. »Diese Deutschen Edelleute hatten
nur den einen Wunsch, Michaelagnolo Buonarroti zu sehn, und ich ließ sie einführen. Er
aber nahm sie gütig auf, und sie waren wohl zufrieden«. (Gaye, Carteggio II, 418). Man
kann sich für diese Erzählung keine bessere Illustration denken, als das Bildchen Furinis.
TAFEL 107.
A. Francesco Furini: Michelangelos Mutter stürzt vom Pferde ohne sich ein Leids anzutun.
Fanfani i7.ThodeV, 527, Nr. XVII.
Die Geschichte, daß Michelangelos Mutter, als sie mit ihrem großen Sohne schwanger
war, vom Pferde stürzte, ohne sich zu verletzen, wird nirgends erwähnt als in den Familien-
aufzeichnungen des Filippo Buonarroti, die Gori in seiner Condivi-Ausgabe abgedruckt
hat (p. 90).

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