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die beiden Fragen auf: „Unterstehen die Altertumsmuseen der Aufsicht
der staatlichen Denkmalpflege“ und „Bedürfen sie ihrer ?“ Professor Clemen
hat damals ausgeführt, daß die Staatsregierungen in allen fremden Kultur-
ländern die Aufsicht über die öffentlichen Sammlungen ohne Ausnahme
von jeher als eine ganz von selbst verständliche Pflicht angesehen haben,
seit den Zeiten, in denen überhaupt eine Gesetzgebung auf dem Gebiete der
Denkmalpflege einsetzte, am frühesten 1814 in Schweden, dann in Italien,
Spanien, Frankreich und Griechenland. In Preußen ist durch eine Ministerial-
verfiigung vom 31. Oktober 1891 den Provinzialkonservatoren die Aufsicht
über die Sammlungen ihres Bezirkes übertragen worden, „die ihnen als ein
Recht zusteht und als eine Pflicht obliegt“. Unter Aufsicht, sagte Clemen,
kann nur verstanden sein „eine Förderung durch wohlunterrichtete, takt-
volle, mit der staatlichen Autorität ausgestattete Fachleute“.

Die große Gefahr des Unterganges, der Verschleppung, des Verkommens
einer solchen kleinen Sammlung (Clemen führte dafür als tj^pische Beispiele
das Verschwinden der Sammlungen in Neuß und Andernach in den 40er
und 50er Jahren an), das Fehlen der notwendigen Kenntnisse und Erfah-
rungen bei den Vorständen der kleinen Museen erfordere unter allen Um-
ständen die fachmännische Aufsicht. Nur dann könnten auch die Alter-
tumsmuseen der Denkmalpflege wirklich dienen.

Seit der Behandlung dieser Frage in Erfurt sind fast 20 Jahre vergangen,
und nur noch einmal vor elf Jahren wurde die Frage „Denkmalpflege und
Museen“ durch Professor Dr. Dehio auf der Salzburger Tagung im Jahre 1911
zur Diskussion gestellt. Professor Dehio trat damals für eine Stärkung der
Landes- und Provinzialmuseen ein und sagte in bezug auf die kleinen Kom-
munalmuseen, die keine sachkundige Leitung hätten und unsicher in ihrem
Bestände seien: „Man muß sie, da sie nun einmal da sind, unter eine liebe-
volle, aber strenge Kuratel stellen, am besten seitens der Provinzialmuseen“.

Beim Dank an den Referenten drückte unser hochverehrter Vorsitzender,
Herr Geheimrat von Oechelhaeuser die Überzeugung aus, daß dieser Gegen-
stand noch öfter auf unserer Tagesordnung erscheinen wird.

Wenn ich heute über „Ortsmuseen und Denkmalpflege“ berichte, so
nehme ich Bezug auf unsere Verhandlungen in Erfurt und Salzburg und weil
ich zu meinem größten Bedauern feststellen muß, daß sich im Zustande der
Ortsmuseen seit unseren Tagungen in Erfurt und Salzburg im wesentlichen
nichts geändert hat.

Ich bitte auch im voraus, es nicht als eine Unbescheidenheit aufzu-
fassen, wenn ich, als Nichtmuseumsleiter oder Museumsfachmann, zu Ihnen
spreche. Die Berechtigung zu meinen Ausführungen nehme ich aus meiner
langjährigen Betätigung in der Denkmalpflege und weil ich seit Jahren sehe,
wie die meisten Museen der kleinen und kleinsten Orte, anstatt Nutzen für
unsere Denkmalpflege und ihre Ziele zu stiften, ein Verderb für die in ihnen
auf gestellten Kunst- und Kulturdenkmäler sind, anstatt Belehrung und
ästhetischen Genuß zu bieten, Verwirrung und Unkultur verbreiten.

Ein weiterer Umstand macht es dringend nötig, erneut die Aufmerk-
samkeit unserer Tagung auf die kleinen Ortsmuseen zu richten, Ihre Hilfe
und Unterstützung, meine Herren, zu erbitten, das ist die Not, in die unsere,
kleinen Museen durch den völligen Mangel an Mitteln in unserer schweren
Zeit geraten sind und durch die Gefahr, die ihnen durch die Absicht droht,
 
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