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Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz [Hrsg.]
Stenographischer Tagungsbericht: nebst Beiträgen: Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz — 1922

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Zweite Sitzung. Freitag, den 29. September 1922
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Über das neue Lübecksche Gesetz betr. Denkmal - und Naturschutz
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Die deutsche Wasserwirtschaft in ihrer Einwirkung auf Heimatschutz und Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.29767#0106
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gebunden ist. Wir sind uns darüber klar, daß da manche Wünsche von uns
zurückgestellt werden müssen, hoffen aber, in Verhandlungen mit der
Wasserbauabteilung der Baubehörde zu erreichen, daß doch wenigstens ein
gewisser Ausgleich der beiderseitigen Interessen möglich sein wird, bei dem
der Natur- und Heimatschutz nicht ganz zu kurz kommt.

Nach allem sehen Sie, meine Damen und Herren, daß das Werkzeug
für den Denkmal- und Heimatschutz in unserer alten Hansestadt Lübeck
vorhanden ist. Gegeben ist es uns allerdings in einer Zeit, in der sich der
Durchführung des Schutzes unsere Finanznot als schweres Hindernis in
den Weg stellt. Und dennoch hoffen wir, daß nicht ähnlich mehr wie in der
Zeit nach den Freiheitskriegen vor hundert Jahren es wieder möglich werden
wird, daß bei Einsturz eines Gewölbejoches der Burgkirche gleich die ganze
Kirche abgetragen wird. Hoffen wir, daß wir die vielen Kunstschätze
Lübecks, den ausgesprochen strengen nordischen Charakter unserer Stadt,
des alten Hauptes der Hansa, auch weiter für Deutschland erhalten können.
Seien Sie überzeugt, daß wir, die wir daran arbeiten, eine ernste Verpflich-
tung dafür fühlen und daß wir darin auch von weiten Kreisen unserer Be-
völkerung unterstützt werden. (Lebhafter Beifall.)

Vorsitzender: Wir gehen nun über zu dem für heute angesetzten
Gegenstand:

Die deutsche Wasserwirtschaft in ihrer Einwirkung auf Heimat-
schutz und Denkmalpflege.

Ich möchte zu diesem Thema bemerken: Es sind hier drei Herren
Keferenten nebeneinander genannt. Die Herren haben sich in die Aufgabe
so geteilt, daß an erster Stelle Herr Ministerialrat Cassimir sprechen wird
über das Thema: „Welche Forderungen werden vom Standpunkt des
Heimatschutzes aus an den weiteren Ausbau der deutschen Schiffahrts-
straßen und Wasserkraftanlagen zu stellen sein?“ Dann wird ein kurzes
Bef erat erfolgen von LIerrn Baurat Er tl-Weilheim über ..Flußregulierung,
Kanalführung, Wildbach'verbauung und Hochwasserschutz“. Hierauf wird
Herr Ministerialrat Stürzenacker über die an den Wasserstraßen gelegenen
Kunstbauten sprechen. Der im Programm letztgenannte Referent, Herr
Baurat Voß-Kiel, ist zu unserem Bedauern in letzter Stunde verhindert-
gewesen, zu kommen. Als Ersatz dafür wird von Herrn Dr. Lindner über
Eisenbrücken ein kurzes Referat erstattet werden, das Herr Oberbaurat
Schächterle die Güte haben wird, hinsichtlich der Eisenbetonbrücken
zu ergänzen.

Berichterstatter Ministerialrat a. D. Dr. Cassimir-München:
Meine Damen und Herren! Vier Jahre sind dahin gerauscht seit den
Tagen des Jahres 1918, an denen sich eine verhängnisvolle Wendung für
unser deutsches Vaterland vollzog. Das Kriegsglück hatte uns verlassen,
die Waffen unserer tapferen Heere sanken zu Boden, dem deutschen Staate
drohten in seinem Gefüge die tiefsten Erschütterungen. Kein Wunder,
daß Niedergeschlagenheit-, ja Verzweiflung einen großen Teil unseres Volkes
erfaßte. Düstere Prophezeiungen gingen um, daß nunmehr alles zu Ende
sei. Zu jener Zeit erschien auch das Buch von Oswald Spengler: ..Der
 
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