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Sinne, daß wir unser Empfinden in solchen Fragen zur möglichst
weiten Auswirkung zu bringen suchen, zur Geltung in der Öffent-
lichkeit, wo wir uns an die Öffentlichkeit wenden, zur Geltung aber
auch, wo wir uns mit unseren Ausläufern an uns nahestehenden
Vereinigungen in Einzelfragen in den Dienst der Sache stellen, seien
sie gewaltig groß oder seien sie ganz klein, zur Geltung aber auch
in dem Sinne, daß wir unseren eigenen Standpunkt vertreten und
in jedem Falle die bestmöglichste Lösung zu erstreben suchen, den
anderen aber mitverstehen lernen. AVir müssen das Gewissen der
Öffentlichkeit auch nach dieser Seite entwickeln und schärfen. Das
Gewissen, das die Werte der Schönheit der Natur in ihrer tiefen
Bedeutung für das Empfinden und das Leben des AVlkes versteht,
daneben aber auch die heutige reale Zeit mit all ihren Sorgen und
Forderungen begreift. Beide Kräfte müssen gemeinsam praktische
Richtlinien finden, auf denen sie sich vereinigen können. Die Tech-
nik ist das Starre, der Heimatschutzgedanke der beweglichere Teil;
er muß sich anpassen und muß ausgleichen. Lange Zeit stand er
grollend abseits, durch enge Fühlungnahme mit dem rein praktischen
Leben von heute muß er neue Kraft erhalten. Es wird dadurch
beiden Teilen das Hineinwachsen in die Gedankengänge des anderen
erleichtert, der Widerstand und das Mißtrauen auf beiden Seiten
werden dann mit der Zeit verschwinden. So würde es gelingen,
daß unsere harte Zeit nicht nur materielle, sondern auch Schönheits-
und Kulturwerte schafft, so kann es gelingen, daß künftig vielleicht
mehr als bisher sich Poesie und Prosa zu vollkommenen AArerken
vereinigen. (Lebhafter Beifall.)

M itlags paiite.

Eisenbr-ücken.

Berichterstatter Dr. Lindner-Berlin: Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Die Verpflichtungen dieser Tage haben mir erst heute erlaubt,
mich mit dem eingehender zu beschäftigen, was über eiserne Brückenbauten
der viel berufenere LIerr Baurat Voß-Kiel hatte vortragen wollen, auf dessen
Konto ganz vortreffliche AArerke dieser Art, insbesondere in Schleswig-
Holstein, zu schreiben sind. Es ist nun meine Pflicht, obwohl auch ich mich
mit diesen Fragen im allgemeinen seit längerem befaßt habe, mich haupt-
sächlich als Vertreter des Heimatschutzgedankens zu ihnen zu äußern.
LIerr Oberbaurat Schächterle wird die große Güte haben, wenigstens teilweise
als Fachmann nach mir das ergänzend zu betonen, was sonst im Referat
des Herrn Baurats Voß vom technischen Standpunkt aus hätte gesagt
werden müssen.

Ich habe nun versucht, ganz kurz festzulegen, welche Gesichtspunkte
der Heimatschutz für eiserne Brücken bei den wasserwirtschaftlichen Auf-
gaben, die hier in Frage kommen, berücksichtigt sehen möchte.

Wir erwarten von einer eisernen Brücke, wie von jeder Brücke schlecht-
hin, daß sie wirtschaftlich und technisch und zugleich schönheitlich gut
gestaltet ist. Unter „schön“ verstehen wir hier eine unmittelbar aus den
wirtschaftlichen und technischen Anforderungen entsprungene, angemessene,
 
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