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Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz [Hrsg.]
Stenographischer Tagungsbericht: nebst Beiträgen: Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz — 1922

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Zweite Sitzung. Freitag, den 29. September 1922
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Die deutsche Wasserwirtschaft in ihrer Einwirkung auf Heimatschutz und Denkmalpflege
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Flußregulierung, Kanalführung, Wildbachverbauung und Hochwasserschutz
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https://doi.org/10.11588/diglit.29767#0123
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können Sie.sich denken; wer die beiden temperamentvollen Herren kennt,
wundert sich nicht. Aber durch das Zusammenarbeiten dieser Herren,
einerseits des Ingenieurs, andererseits des Künstlers, ist immer eine Ver-
ständigung erreicht worden. Ich lege auf diese Zusammenarbeit den aller-
größten Wert. In einem kleinen Staat kann man das leichter machen; wo
das nicht so möglich ist, müssen Vorkehrungen getroffen werden, daß man
Fühlung nimmt, dann kann überhaupt nicht das Vorkommen, was uns Herr
Professor Fuchs mitgeteilt hat.

Vorsitzender: Die Aussprache über diese allgemeine Frage ist er-
schöpft. Wir kommen jetzt zu dem Thema:

Flußregulierung, Kanalführung, Wildbachverbauung und
Hochwasser schütz.

Berichterstatter Oberbauamtmann Ertl-Weilheim: Mein Herr Vor-
redner hat Sie in großen Zügen über die gewaltigen wirtschaftlichen Auf-
gaben unterrichtet, welche wir Wasserbautechniker in den kommenden
Jahrzehnten ihrer Lösung zuführen sollen. Er hat Ihnen damit zugleich
Einblick gewährt in die tief einschneidenden Veränderungen, welche die
Durchführung dieser Aufgaben vielfach dem heutigen Heimatbilde bringen
muß. Wenn ich nun auch die Berechtigung aller Vorwürfe und Befürch-
tungen nicht zugeben kann, welche gegen unsere bisherigen Arbeiten erhoben
wurden und im Hinblick auf unsere künftige Tätigkeit geltend gemacht
werden, so ist es bei dem Umfange der unausbleiblichen Eingriffe in das
Landschaftsbild doch nur zu verständlich, daß alle Naturfreunde den
kommenden Dingen mit großer Sorge entgegensehen. Denn es läßt sich ja
leider nicht abstreiten, daß bisher doch so manches schöne Heimatsbild
unserer Tätigkeit zum Opfer gefallen ist und durch eine Neuanlage ersetzt
wurde, die nur wenig geeignet war, den Schmerz über solche Verluste ver-
gessen zu machen. Und ich kann bedauerlicherweise auch vorn technischen
Standpunkte aus nicht mit gutem Gewissen behaupten, daß die Vernichtung
des Vorhandenen in jedem Falle unvermeidlich war und die unschöne Wir-
kung des Neuen durch seinen technischen Zweck bedingt ist.

Dadurch aber, daß ich diese uns Techniker belastenden Zugeständnisse
mache, gebe ich zugleich auch unserer Überzeugung und unserem Willen
Ausdruck, daß die Ergebnisse unserer künftigen Tätigkeit für den Natur -
freund nicht ebenso unerquicklich seirr sollen, wie manche der bisherigen.
Es wird und muß ein Weg zu finden sein, der die gleichzeitige Befriedigung
der technischen, wirtschaftlichen und ästhetischen Belange bei allen unseren
Neuanlagen gewährleistet. Voraussetzung hierfür ist die klare Erkenntnis der
Umstände, welche das bisherige unbefriedigende Verhältnis verursacht haben.

Einer dieser Umstände scheint mir die Überlastung der Wasserbau-
techniker zu sein. Die technischen Probleme des Wasserbaues sind ja auch
heute noch nicht restlos gelöst. Ihre weitere Klärung nimmt daher uns
Techniker vielfach so vollständig in Anspruch, daß nur die wenigsten sich
noch mit Fragen beschäftigen können, welche außerhalb des engsten Kreises
ihrer Berufstätigkeit liegen. Unsere Aufgaben haben sich aber außerdem
gerade im letzten Jahrzehnt noch vervielfacht. Ihre Durchführung hat
nach dem Kriege meist ein stürmisches, überhastetes Tempo angenommen,
 
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