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ein Zustand, der an sich jeder kulturellen Entwicklung Feind ist. Hierzu
kommt, daß die Propagierung des Heimatschutzgedankens auf den Schulen
erst eingesetzt hat, als die gegenwärtige Generation der leitenden Wasser-
bautechniker schon in die Praxis übergetreten war. Manchen Kollegen
sind daher selbst heute noch die Bestrebungen und Ziele des Heimatschutzes
fast fremd. Endlich stoßen wir aber auch bei unseren Versuchen, den
ästhetischen Anforderungen an unsere Anlagen gerecht zu werden, wieder
auf die Verständnislosigkeit unserer ausführenden Organe und den Wider-
stand der beteiligten Bewölkerung, so daß uns auch noch viele Verstöße
zu Lasten gelegt werden, denen wir selbst trostlos gegenüb erstehen.

Alle diese Hemmungen für die kulturelle und ästhetische Fortentwick-
lung unserer Anlagen lassen sich aber sicherlich überwinden. Manche der-
selben kommen ja an sich schon mit dem Zeitpunkte in Fortfall, zu welchem
die finanzielle Entwicklung unseres Vaterlandes wieder in geregelte Bahnen
einlenkt. Die Beseitigung der restlichen Plindernisse bedarf allerdings langer,
zielbewußter Arbeit und Aufklärung. Mit dieser hat nun zwar der Heimat-
schutz gerade in den letzten Jahren bereits in energischster Weise eingesetzt.
Eine große Zahl von Veröffentlichungen behandelt die Stellung des Heimat-
und Naturschutzes zu den technischen Problemen der Flußregulierung
und Wildbachverbauung, der Kanalführung und des Hoclrwasserschutzes.
Eine große Zahl von Gutachten berufener Männer zu einzelnen Anlagen
dieser Art hat schon die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf die hier aufge-
worfenen Fragen gelenkt und die breite Öffentlichkeit darüber aufgeklärt,
was für sie bei der tatsächlichen Durchführung der geplanten wasserwdrt-
schaftlichen Unternehmungen auf dem Spiele steht.

Aber die meisten dieser Arbeiten sind doch noch nicht bis in die Kreise
durchgedrungen, auf deren Tätigkeit sie in erster Linie wirken sollen. Viel-
leicht ist dies in der Tatsache begründet, daß sie in vielen Veröffentlichungen
zerstreut und daher nur schwer zu finden sind. Dem Techniker ist es aber
aus den vorher genannten Gründen vielfach unmöglich, die Zeit zum Sam-
meln dieser Veröffentlichungen zu erübrigen. Sie müßten ihm möglichst
bequem dargeboten werden.

Ich will daher in meinen Ausführungen den Versuch machen, die wuch-
tigsten ästhetischen Grundsätze und Anregungen für die Planung und die
Bauausführung der in Frage stehenden wasserwirtschaftlichen Anlagen
zusammenzustellen und zugleich hinsichtlich ihrer Durchführbarkeit vom
technischen und wirtschaftlichen Standpunkte aus zu würdigen. Wenn
ich hierbei in manchen Fällen zu dem Schlüsse komme, daß die Wünsche des
Heimatschutzes nicht immer restlos Erfüllung finden können, so soll damit
nicht ein Gegensatz zwischen Technik und Heimatschutz festgestellt, sondern
nur Einblick in die Schwierigkeiten gewährt werden, wolche der Erfüllung
so mancher Forderung entgegenstehen, um so das gegenseitige Verständnis
und das fruchtbringende Zusammenarbeiten der Vertreter von Heimat-
schutz und Technik zu fördern.

Meine Ausführungen sind natürlich in erster Linie auf die technischen
und wirtschaftlichen Verhältnisse meines derzeitigen Wirkungskreises —
die bayerischen Alpen und das Alpenvorland — zugeschnitten. Ich möchte
keinesfalls die allgemeine Gültigkeit aller meiner Anschauungen in An-
spruch nehmen.
 
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