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38 VIERTES CAPITEL.

■vortrefflichen Standbildern der Mediceischen Gärten
zu Rom eine berühmte Bildsäule der Niobe (26) ist,
deren Stellung und Gesicht ihren Schmerz beim An-
blick ihrer erschlagenen Kinder, und ihre Besorg-
niss für die noch lebenden äusserst sprechend aus-
drückt, während die Athenische Bildsäule mit einer
gewissen Würde dasitzt und in einem Zustande völli-
ger Ruhe zusein scheint. Was meinem Einwürfe noch
mehr Gewicht gibt, ist das bereits erwähnte Löwen-
fell, mit welchem sie auf eine ganz eigene Art um-
gürtet ist, um, wie es scheinen sollte, die Person
oder das Vorgestellte zu charakterisiren. Die alten
Maler und Bildhauer legten ein ganz besonderes Ge-
wicht auf solche Unterscheidungszeichen ; aber ein
Löwenfell macht keinen Theil der Kleidung der
Mediceischen Niobe aus.

Am Ende der oben citirten Seite ist folgende
Anmerkung: »Sollte man Termuthen, dass diese Fi-
»gur einen Stamm vorstellen soll, so antworte ich,
»dass man kein Beispiel einer solchen Personification
»aufzuweisen hat. Man kann Avohl Pausanias anfüh-
ren, der Statuen und Gemälde erwähne, welche den
»Demos vorstellten: allein diess ist eine falsche Er-
iklärung. Dennis war ein Athener von vorzüglicher
»Schönheit, der Sohn des Pyrilanipes, eines Freun-
»des des Perilìles. Meursius, Pop. Att.«

Diese Anmerkung soll, wie wir sehen, die Mei-
nung, dass diese Bildsäule eine Niobe sei, begründen,
indem sie den Leser vor dem Gedanken warnt, dass
sie -vielleicht einen personificirten Athenischen Stamm
vorstellen könne. Ich erinnere mich nicht, dass die-
ser Gegenstand bisher schon irgendwo besprochen
worden sei, oder dass irgend ein früherer Schrift-
steller seinen Glauben oder Nichtglauben an eine
solche Personification geäussert habe, obschon die
Dichter, Maler und Bildhauer des alten Griechen-
 
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