Luca della Nobbia
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jüngste von allen, arbeitete in Marmor, in Erz nnd Erde,
und schon war er dnrch den Wetteifer mit Jacopo Sansovino,
Baccio Bandinellk und andern Bildhauern seiner Zeit ein
ruhmvoller Meister geworden, als er durch einige florentinische
Kaufleute veranlaßt wurde, nach Frankreich zu gehen. Dort
vollführte er zu Madrid ^), einem Orte nahe bei Paris, für
König Franz eine Menge Werke, vornehmlich einen Palast
mit vielen Figuren und anderen Zierrathen, aus einem Steine,
der nnferm Gvpse von Volterra ähnlich, aber von besserer
Natur ist, denn er ist beim Bearbeiten zart und härtet sich
mit der Zeit an der Luft. In Orleans arbeitete er vieles,
und führte in jenem ganzen Reiche Werke aus, die ihm einen
berühmten Namen und großes Vermögen erwarben; als er
daher vernahm, daß in Florenz unr noch sein Bruder Luca
lebe, er aber allein im Dienste des Königs von Frankreich
stand, und sehr reich war, ließ er ihn nach jenem Lande kom-
men , damit er ihn dort rühmlich bekannt und mit günstigen
Aussichten zurücklaffe.
Das Schicksal batte indeß Anderes bestimmt, denn Luca
starb daselbst nach kurzer Zeit, und Girolamo sah sich von
Neuem allein und ohne einen der Seinigen; da beschloß er sich
in seinem Vaterlande der mühselig und sauer erworbenen
Reichthünier zu erfreuen, und dort irgend ein Gedächtniß von
sich zu stiften. Er begab sich nach Florenz und schlug dort
im Jahr l553 seinen Wohnort auf, ward aber, fast kann
man sagen, gezwungen, seinen Sinn zu ändern, denn Her-
zog Cosimo, von dem er mit Ehren empfangen zu werden
hoffte, war mit dem Krieg gegen Siena beschäftigt, und so
Ein Lusthaus im Bois de Boulogne, welches Franz I. erbaute
und zum Andenken an seinen Aufenthalt als Gefangener in Spa-
nien Madrid benannte; nicht, wie Bottari irrig vermuthete,
Marli, welches eine Schöpfung Ludwigs XIV. war. S. Ma-
riette in den l,stwrs xittoricks eä. HcorLi. lom. I V. Xro. 210,—
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jüngste von allen, arbeitete in Marmor, in Erz nnd Erde,
und schon war er dnrch den Wetteifer mit Jacopo Sansovino,
Baccio Bandinellk und andern Bildhauern seiner Zeit ein
ruhmvoller Meister geworden, als er durch einige florentinische
Kaufleute veranlaßt wurde, nach Frankreich zu gehen. Dort
vollführte er zu Madrid ^), einem Orte nahe bei Paris, für
König Franz eine Menge Werke, vornehmlich einen Palast
mit vielen Figuren und anderen Zierrathen, aus einem Steine,
der nnferm Gvpse von Volterra ähnlich, aber von besserer
Natur ist, denn er ist beim Bearbeiten zart und härtet sich
mit der Zeit an der Luft. In Orleans arbeitete er vieles,
und führte in jenem ganzen Reiche Werke aus, die ihm einen
berühmten Namen und großes Vermögen erwarben; als er
daher vernahm, daß in Florenz unr noch sein Bruder Luca
lebe, er aber allein im Dienste des Königs von Frankreich
stand, und sehr reich war, ließ er ihn nach jenem Lande kom-
men , damit er ihn dort rühmlich bekannt und mit günstigen
Aussichten zurücklaffe.
Das Schicksal batte indeß Anderes bestimmt, denn Luca
starb daselbst nach kurzer Zeit, und Girolamo sah sich von
Neuem allein und ohne einen der Seinigen; da beschloß er sich
in seinem Vaterlande der mühselig und sauer erworbenen
Reichthünier zu erfreuen, und dort irgend ein Gedächtniß von
sich zu stiften. Er begab sich nach Florenz und schlug dort
im Jahr l553 seinen Wohnort auf, ward aber, fast kann
man sagen, gezwungen, seinen Sinn zu ändern, denn Her-
zog Cosimo, von dem er mit Ehren empfangen zu werden
hoffte, war mit dem Krieg gegen Siena beschäftigt, und so
Ein Lusthaus im Bois de Boulogne, welches Franz I. erbaute
und zum Andenken an seinen Aufenthalt als Gefangener in Spa-
nien Madrid benannte; nicht, wie Bottari irrig vermuthete,
Marli, welches eine Schöpfung Ludwigs XIV. war. S. Ma-
riette in den l,stwrs xittoricks eä. HcorLi. lom. I V. Xro. 210,—