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Volkelt, Johannes
Der Symbol-Begriff in der neuesten Ästhetik — Jena, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.23192#0033

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ein fließender sei. Werde nämlich irgend ein Theil oder
irzend eine Beziehung an der Menschengestalt oder dem Mythns
des GotteS aus dem organischen Flusse herausgenommen und
dieser unorganisch v er e in z elte n Seite, also einem un-
persönlich Gestalteten, eine allgemeine geistige Beoeutung
beigelegt, so sei dies natürlich ein Znrücksinken ins Symbolische.
Bischer weist dabei aus die indische und ägyptische Mythologie
hin: vor allem auf die Austreibung einzelner Organe, be-
sonders der Zengungsorgane, ;u misverhältnismäßiger Größe,
aus die Vervielfältigung der Arme, Füße, Brüste, Köpfe, endlich
aus jene Fälle, wo die Handlnng eines Gottes kein ernstes,
von Gemüthsbewegung begleitetes Thun, sondern eine bloße
Reihe von Symbolen sei (§ 427).

Diese Unterscheidung Bischer's scheint mir, als durch die
Ratur der Sache gefordert, ein sür alle Mal sestgehalten werden
zu müssen. Jch kann es daher für keinen befolgenswerthen
Fortschritt ansehen, wenn er in den „Kritischen Gängen" den
Kreis des Symbolischen auch nach dieser Seite hin erweitertO)
(Lr zieht hier auch die mythische Personification der Götter in
diesen Kreis, ja er sieht in ihr eine höhere Form des Sym-
bols (V, 139). Findet hier nun, so werden wir nns zunächst
fragen, jenes dnnkle Verwechseln, jenes halb unbewußte Jneins-
sühlen des Unangemessenen statt? Vischer sagt selbst, un-
mittelbar nachdem er den Mythus für eine Form des Sym-
bolischen erklärt hat, daß dem Gotte sein Gehalt nicht als
bloße Bedeutung, sondern als seine eigene Seele inne-
wohne und sich in seinen Körperformen, Bewegungen, Thaten
lebendiz ausspreche. Es herrscht also hier, auch nach Vischer's
Ansicht, eine vollkommene Angemessenheit zwischen Bild und

*) Friedrich Vischer, Kritische Gänge („Kritik meiner Aesthetik",
im 5. und 6. Heft). — Der Begrifs des Symbolischen findet sich be-
handelt besonders im 5. Heft, S. 136—146.
 
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